Irland wird in der Dichtung häufig auch als „Land der Anann“ (íath nAnann) bezeichnet, was darauf schließen lässt, dass Anu eine Erdgöttin ist bzw. als Land selbst angesehen und verehrt wurde. Wahrgenommen wir Anu als eine Göttin des Wohlstandes, der Fruchtbarkeit, des Reichtums und aller Annehmlichkeiten.

Die mütterliche Anmut

Anu wird im Glossar Sanas Cormaic, eines etymologischen Glossars in altirischer Sprache, dessen Abfassung für ungefähr 900 n.u.Z. datiert wird, als „Mutter der irischen Gottheiten (mater deorum Hibernensium) bezeichnet. Nach dem etymologischen Verzeichnis Cóir Anmann („Das Richtige von den Namen“) ist sie eine Fruchtbarkeitsgöttin (bandía in tṡónusa).

Beschützt mit ihrem Körper das Land

Irland wird in der Dichtung häufig auch als „Land der Anann“ (íath nAnann) bezeichnet, was darauf schließen lässt, dass Anu eine Erdgöttin ist bzw. als Land selbst angesehen und verehrt wurde. Die Menschen stellten sich vor, dass Anu über ihr Land ausgebreitet liegt und es auf diese Weise buchstäblich mit ihrem eigenen Leib beschützt und behütet. 
Wie bei vielen Erdgöttinnen zeigen sich deren weiblichen Formen auch in der Landschaft: In Irland werden zwei Hügel bei Killarney in Munster Da Chîch Anann („die zwei Brüste der Anu“) genannt, wobei ein Cairn (Steinhaufen) auf jedem von ihnen die Brustknopse symbolisiert. 

Wahrgenommen wir Anu als eine Göttin des Wohlstandes, der Fruchtbarkeit, des Reichtums und aller Annehmlichkeiten, sowie als hegende, pflegende und nährende Urmutter, was ihre Bedeutung als Mutter Erde unterstreicht. Sie lässt keimen, wachsen und Früchte tragen, steht aber auch für das Sterben lassen und damit für den stetigen Wandel.
Sie gilt auch als Schützerin der Gesundheit und des Nutzviehs.

Man sagt von ihr, sie sei die Heimat unserer Seele auf dieser Erde.
Im Keltischen bedeutet Ana — die Erde, im Altirdischen ist Anu — die göttliche Mutter, im Deutschen finden wir sie noch im Wort „Ahne“ — für die Sippenmutter. 

Sorgte für Leben auf der Erde

Dem Mythos nach goss Anu am Beginn der Zeit die erste Eiche vom Himmel aus und sorgte damit, dass Leben auf der Erde entstehen konnte. Zwei Eicheln fielen vom Baum, die Anu wie ihre eigenen Kinder aufgezogen hat, diese wurden die Göttin Brigid und der Gott Dagda.

In anderen Überlieferungen ist die Tochter von Anu die Göttin Dana und deren Tochter Brigid. Diese Göttinnen-Triade von Anu, Danu, Brigid werden auch als unterschiedliche Aspekte einer Einheit betrachten: die drei Seiten der weiblichen Schöpfungskraft. In der Göttinnentriade der Morrigan bildet Anu die junge blühende Fruchtbarkeitsgöttin, die Rolle der reifen, roten Göttin nimmt Badb ein, Macha ist hier die Greisin, Weise Alte und Todesgöttin.

Anu erscheint auch als Schwan, der die weibliche Reinheit und die mütterliche Anmut symbolisiert.

Sagen und Volksbrauchtum im irischen County Limerick kennen eine Fee namens Ainé, deren Name auch für eine Variante von Anu gehalten wird.

Traditionell wird Anu am Mittsommerabend gefeiert. Zu ihre Ehren werden in Irland nahe ihrer Hügel Mitsommer-Feuer entzündet.
Als christianisierte Anu gilt St. Anna (Mutter der „Mutter-Göttin“ Maria). 

auch: Anann, Anand, Anind, Ana, Anna

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