Marzana ist vor allem in Polen und Russland bis heute sehr populär und wird mit agrarischen Riten rund um den Winter und Frühlingsbeginn in Verbindung gebracht, geehrt und gefeiert.

 Weiße Winterfrau 

Marzana ist vor allem in Polen und Russland bis heute sehr populär und wird mit agrarischen Riten rund um den Winter und Frühlingsbeginn in Verbindung gebracht, geehrt und gefeiert.

Sie ist eine der typischen Göttinnen, die einerseits den Tod (in Gestalt des Winters), anderseits Wiedergeburt, also die Auferstehung der Natur im Frühjahr symbolisiert.

Sie erscheint als alte Frau in weiß gekleidet – der Farbe des Winters bzw. auch in Osteuropa für den Tod. Weiß ist aber auch die Farbe der jungen, jungfräulichen Göttin und damit ist sie auch eine Frühlingsgöttin.

Ihre große Zeit beginnt zur Wintersonnenwende und endet mit der Frühlings-Tag-und-Nachtgleiche.

Um die Sprachwurzel ihres Namens gibt es einige Versionen: Ihr Name leitet sich einerseits vom slawischen Wort für „frieren“ bzw. „gefroren“ ab – das deutet auf ihren Winteraspekt hin.
Zum anderen steckt das polnische Wort „marzec“ für März in dem Namen der Göttin – was für die Wiedergeburt der Natur und auf ihre Form als Frühlingsgöttin hinweist.

Auch Mars – ursprünglich ein Gott der Landwirtschaft – soll mit Marzana verwandt sein. Darüber hinaus hat auch das lateinische Wort „mors“ (Tod) mit Marzana zu tun.
In einigen russischen Dialekten bedeutet „mara“ auch Phantom, Vision bzw. Halluzination.
Als Göttin des Winters steht Marzana auch für die Nacht und den Schlaf.
Sie ist Göttin des Todes und später auch der Pest (das russische Wort „mor“ bedeutet Pest).
Sie wird als strenge, eisige, unbarmherzige Wintergöttin gefürchtet und ihre Verwandlung in den Frühling wurde und wird vielfach immer noch herbeigesehnt, rituell begangen und gefeiert.

Die Göttin als Puppe

So werden jeweils zu Frühlingsbeginn Strohpuppen von ihr gefertigt, die dann aus dem Dorf getragen und symbolisch für den Winter fortgejagt wurde.
Dieser Puppe zog man oft alte Lumpen an, sie wurde aber auch mit Kräuter, Blumen oder Kiefernzweige geschmückt. Vielenorts wurde diese sogenannte Wintermarzane mit friedlichen Gesängen zu einem Fluss getragen: Wenn kein Fluss in der Nähe war, wurde die Puppe auch verbrannt.

Auf jeden Fall wurde der Winter und damit auch der Tod aus dem Dorf und der Sommer hineingebracht. Ganz wichtig dabei ist, dass die Puppe der Marzana nicht mehr angerührt werden darf, sobald sie sich im Wasser befindet und am Rückweg ins Dorf darf auch niemand mehr zurückblicken, sonst kommt die Marzana in ihrer Winterform wieder mit den Menschen ins Dorf mit und damit auch der Winter bzw. Tod oder Unglück.

Der Tag an dem dieses Ritual des Auszugs der Marzana vollzogen wurde, heißt „Weißer Sonntag“. Das Ritual selbst heißt „das Tod-Austreiben“ oder „das Sommer-Gewinnen“.

Marzana wird auch als Göttin des Ackerbaus angesehen. Das deshalb, weil ein guter schneereicher Winter eine Bedingung für die Fruchtbarkeit und die Ernte des kommenden Jahres ist.
Mit dem „Weißen Sonntag“ beginnen dann auch die Aktivitäten auf den Feldern.

Angeblich trägt der ehemals märkische Ort Marzahn, heute Stadtteil von Berlin, den Namen dieser Göttin.
Das bulgarische Pendant zu Marzana ist Baba Marta, das Großmütterchen März.

auch: Marzanna, Maržanna, Mara, Maržena, Mora, Marmora, Marena, Morena. Morana, Moréna  

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