Urd – Germanisch-nordische Göttin des ersten Schöpfungsimpulses, Norne und Schicksalsgöttin der Vergangenheit

Urd war von Ur-(Ewigkeit) an da. Wenn man sie als Norne der Vergangenheit bezeichnet, dann ist ist das Wort „Vergangenheit“ fast zu kurz gegriffen. Denn Urd gilt als ist die Göttin des ersten Schöpfungsimpulses.

Dynamisches Werden

Urd war von Ur-(Ewigkeit) an da. Wenn man sie als Norne der Vergangenheit bezeichnet, dann ist ist das Wort „Vergangenheit“ fast zu kurz gegriffen. Denn Urd gilt als ist die Göttin des ersten Schöpfungsimpulses.

Ihr Name bedeutet Wort, denn „im Anfang war das Wort“ und ihr Wort hat auch die letzte Gültigkeit. Das althochdeutsche „Wurt“ auf altenglisch „wyrd“ heißt auch Schicksal und ist eng mit der Göttin Urd verbunden. Dies bedeutet aber nicht, dass das Schicksal eine von fremder Hand festgelegte und starre „Bestimmung“ ist, wie AnhängerInnen autoritärer Religionen glauben.
Es wird damit vielmehr ein dynamisches Werden bezeichnet, das sich immer wieder selbst gestaltet und aus seinen Ursachen hervorbringt. Urd symbolisiert also das, was schon da ist.

Sie steht damit also eigentlich nicht für das, was in der Vergangenheit liegt, sondern vielmehr für das, was sich daraus manifestiert hat – das Erbe, aus dem wir das weitere Leben, unsere zukünftigen Geschicke, die kommende Geschichte gestalten müssen. Urd ist sozusagen das „Ausgangsmaterial“, aus dem neue Formen möglich sind, das „feststellbar Vorhandene“, die Realität, die sich aus der Vergangenheit und der Gegenwart zusammensetzt.

Urd mahnt, dass etwas, das geschehen ist, nicht deshalb aufhört, ins Heute zu wirken, weil es vielleicht „lange her“ ist. Seine Wirkung kann sich nur in dem Maße verändern, wie der oder die Einzelne heute darauf einzuwirken vermag. Es ist also nie „die Zeit“, die „Wunden heilt“, sondern nur die tatsächliche und aktuelle Behandlung der Wunde.

„Weird Sisters“ – bizarre Schwestern

Der gebräuchlichste heutige Ausdruck für das Schicksals, wie wir es verstehen, ist das englische Wort „wyrd“, das auch in Urd vorhanden ist. Es ist das ewige Werden, das durch die Hände der Nornen geht, aber auch ihre Macht übersteigt.

Daher wäre es sinnlos, die Nornen um Hilfe anzurufen. Man kann sie nur respektieren und das Schicksal, das sie zuteilen und das sich aus Urd geformt hat, bewusst annehmen, leben und mit der Kraft der Norne Werdani im Hier und jetzt formen.

Eine altenglische Bezeichnung für die Nornen war auch „Weird Sisters“ = sonderbare, unheimliche, bizarre Schwestern, die auch bei Shakespeares Macbeth als solche vorkommen.

Nach Urd wurde der heilige Brunnen Urdar benannt, der unter einer Wurzeln der Weltenesche Yggdrasil entspringt. Dies ist in der nordischen Mythologie der größte und prächtigste Baum der Erdgeschichte. Seine Zweige überschatten die neun Welten und wachsen über den Himmel, aus dem Urdarbrunnen zieht er seine Kraft. An diesem Brunnen sollen zwei Schwäne gelebt haben, die Ereignisse der Zukunft weissagten. Schwäne galten bei den GermanInnen als weissagende Tiere. Davon kommt der auch heute noch gebräuchliche Ausdruck „mir schwant nichts Gutes“.

Urd ist als älteste der drei Nornen die „Gewordene“ – eine weise alte Frau, die zwar in der Gegenwart lebt, über ihre Schulter aber in die längst vergangene Zeit zurückblicken kann – die Personifizierung der Wirklichkeit . Die anderen beiden sind Werdani und Skuld.

auch: Urda, Wurd

 

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