Mahuika ist in der Mythologie der Maori (polynesische UreinwohnerInnen) die Hüterin des heiligen Feuers.
Die Göttin mit den feurigen Fingernägeln
Mahuika ist in der Mythologie der Maori (polynesische UreinwohnerInnen) die Hüterin des heiligen Feuers. In einigen Versionen ist sie die jüngere Schwester von Hina, der Göttin der Nacht und des Todes.
Es heißt, dass sie den Kometen Auahi-roa heiratete und mit ihm fünf Kinder bekam, dies sind die feurigen Fingernägel auf Mahuikas Hand. Die Namen dieser Feuerkinder sind Konui, Koroa, Mapere, Manawa und Koiti, so heißen auch die fünf Finger der menschlichen Hand.
Alles Feuer ist ein Geschenk von Mahuika und damit heilig. Es musste daher gut behütet werden und durfte niemals verlöschen.
Der neugierige Enkelsohn
Es gibt einen sehr bekannten Maori-Mythos, der davon erzählt, wie der Halbgott Māui, ein Enkel der Feuergöttin, diese austrickste, um selbst Feuer machen zu können und damit nicht mehr von den Segnungen von Mahuika abhängig zu sein.
So wird erzählt, dass Māui eines Abends nach einer herzhaften Mahlzeit neben seinem Feuer lag und in die Flammen starrte. Er sah zu, wie die Flammen flackerten und tanzten und sich überlegte, woher das Feuer kommt. Er beschloss, dass er es herausfinden wollte und so ging er mitten in der Nacht, während alle schliefen, von Dorf zu Dorf und löschte alle Feuer, bis kein einziges Feuer mehr auf der Welt brannte. Dann ging er nach Hause zurück und wartete.
Am nächsten Morgen gab es im Dorf einen großen Aufruhr. „Wie können wir unser Frühstück kochen, es gibt kein Feuer!“, rief eine besorgte Mutter.
„Wie werden wir uns nachts warm halten?“, rief ein anderer.
Alle waren sich einig, dass sie unmöglich ohne Feuer leben konnten. Die Menschen im Dorf waren sehr verängstigt.
Taranga, die Dorfälteste und gleichzeitig Mutter von Māui, beschloss, dass jemand zur großen Göttin Mahuika gehen musste, um sie um Feuer zu bitten.
Aber niemand wollte dies tun, sie hatten alle von dem sengenden Berg gehört, in dem die Feuergöttin lebte. Also bot Māui an, sich auf die Suche nach Mahuika zu machen, insgeheim froh, dass sein Plan funktioniert hatte.
„Sei sehr vorsichtig“, warnte ihn noch Taranga. „Obwohl du ein Nachkomme von Mahuika bist, wird sie es nicht gut finden, wenn du versuchst, sie zu ärgern oder gar auszutricksen.“
Er ging also bis ans Ende der Welt und fand einen riesigen Berg, der vor Hitze rot glühte. Am Fuß des Berges sah Māui einen Höhleneingang. Bevor er eintrat, flüsterte Māui sich selbst ein besonderes Karakia (eine besondere Beschwörungsformel der Maori) zu als Schutz vor dem, was dahinter lag. Aber nichts konnte ihn auf das vorbereiten, was er sah, als er den heiligen Berg betrat.
Mahuika, die Göttin, erhob sich vor ihm, Feuer brannte aus jeder Pore ihres Körpers, ihr Haar eine Masse von Flammen, ihre Arme ausgestreckt und mit nur schwarzen Löchern, wo einst ihre Augen waren. Sie schnupperte in der Luft.
„Wer ist dieser Sterbliche, der es wagt, meine Wohnung zu betreten?“
Māui fasste den Mut zu sprechen: „Ich bin es, Māui, Sohn von Taranga.“
„Huh!“, schrie da Mahuika. „Māui, der Sohn von Taranga?“
„Ja, ihr Letztgeborene, Māui-tikitiki-a-Taranga.“
„Nun denn, Māui-tikitiki-a-Taranga, willkommen, willkommen in der Essenz der Flamme, willkommen mein Enkelkind.“
Mahuika trat näher an Māui heran und schnupperte tief an seinem Geruch. Māui stand völlig still, obwohl die Flammen von Mahuikas Haut unerträglich heiß waren.
„Also“, fragte die Feuergöttin, „warum kommst du, Māui-tikitiki-a-Taranga?“
Er berichtete ihr, dass alle Feuer der Welt gelöscht wären. „Ich bin gekommen, um dich um Feuer zu bitten.“
Mahuika hörte Māui aufmerksam zu und lachte dann. Sie zog einen brennenden Fingernagel von Koiti, ihrem kleinen Finger ab und gab ihn ihm:
„Nimm dieses Feuer als Geschenk an dein Volk. Ehre dieses Feuer, wie du mich ehrst.“
Also verließ Māui das Haus von Mahuika und nahm den Fingernagel aus Feuer mit.
Als er mit dem brennenden Fingenagel davon ging, dachte er bei sich: „Was wäre, wenn Mahuika kein Feuer mehr hätte, woher würde sie dann ihr Feuer nehmen?“
Er war so neugierig, dass die Warnung seiner Mutter, die Feuergöttin nicht zu ärgern, in den Wind schlug und den Fingernagel schnell in einen Bach warf. Daraufhin ging er zurück zu Mahuikas Höhle.
„Ich bin gestolpert und hingefallen“, sagte Māui. „Könnte ich bitte noch einen haben?“
Mahuika war guter Laune. Sie hatte seit geraumer Zeit mit niemandem gesprochen und sie mochte Māui. Sie gab ihm gerne einen weiteren ihrer Fingernägel.
Aber Māui löschte bald auch diesen Fingernagel aus und kehrte mit einer anderen Entschuldigung zu Mahuika zurück.
„Ein Fisch hat meine Flamme bespritzt, als ich den Fluss überquerte“, sagte Māui.
Mahuika stellte einen weiteren ihrer Fingernägel zur Verfügung, ohne zu ahnen, dass sie ausgetrickst wurde.
Dies dauerte fast den ganzen Tag, bis Mahuika alle ihre Fingernägel benutzt und sogar fast alle ihre Fußnägel aufgegeben hatte. Als Māui abermals zurückkam, um wieder nach einem ihrer Nägel zu fragen, wurde sie schließlich sehr wütend. Sie wusste, dass Māui sie ausgetrickst hatte und warf einen brennenden Zehennagel auf den Boden.
Sofort wurde Māui von Feuer umgeben und aus der Höhle vertrieben.
Er verwandelte sich in einen Falken und floh in den Himmel, aber die Flammen brannten so hoch, dass sie die Unterseite seiner Flügel versengten und sie glühend rot färbten. Bis zum heutigen Tag trägt der Kahu, der einheimische Falke von Aotearoa, noch immer die rot versengten Federn an der Unterseite seiner Flügel, eine Erinnerung daran, wie nahe Māui dem Tod war.
Māui tauchte schließlich in einen Fluss und hoffte, den Flammen in der Kühle des Wassers auszuweichen, aber die immense Hitze brachte das Wasser zum Kochen. Er bat in seiner Verzweiflung Tāwhirimātea, den Gott des Wetters, der Blitze und des Donners, des Windes, der Wolken und des Sturms um Hilfe. Daraufhin zogen Wolkenmassen auf und ein starker Regenguss fiel vom Himmel, um die vielen Brände zu löschen. Mahuikas Feuerberg brannte nicht mehr heiß.
Mahuika hatte viel von ihrer Kraft verloren und sah nun ihrem Tod entgegen, denn das Feuer war vom Aussterben bedroht. Sie floh zu ihrem Schutz zur uralten Feuermagd Hine-kaikomako, die in manchen Auslegungen des Mythos auch als die Mutter von Mahuika erwähnt wird. Dort konnte sie sich etwas erholen.
Das Geheimnis des Feuermachens
Sie wollte sich aber nicht geschlagen geben und nahm schließlich ihren allerletzten Zehennagel und warf ihn wütend auf Māui. Der feurige Zehennagel verfehlte aber Māui und flog in die Bäume und pflanzte sich in den Mahoe-Baum, den Tōtara-, den Patete-, den Pukatea- und den Kaikōmako-Baum. Diese Bäume hielten das Feuer von Mahuika fest und betrachteten es als ein großes Geschenk. Sie hegen das Geheimnis des Feuers bis zum heutigen Tag noch.
Als Māui in sein Dorf zurückkehrte, brachte er nicht das Feuer zurück, wie die Menschen erwartet hatten.
Stattdessen brachte er trockenes Holz vom Kaikōmako-Baum zurück und zeigte ihnen, wie man die trockenen Stöcke aneinander reibt, wodurch Reibung entsteht, die schließlich ein Feuer auslösen würde.
Die Menschen waren sehr froh, ihr Essen wieder kochen zu können und nachts die Wärme ihrer Feuer zu haben. Mit den Hölzern dieser Bäume wird bei den Maori immer noch Feuer erzeugt.
Die marquesanische Version berichtet, dass Māui die Feuergöttin getötet und ihr den Kopf abgeschnitten hat, um das Feuer in bestimmte Bäume zu stecken. Das Holz dieser Bäume wird seit jeher verwendet, um Feuer durch Reiben zu erhalten.
Von Mahuika wird erzählt, dass sie nach all diesen Ereignissen die schreckliche und zerstörerische Kraft des Feuers verloren hat und nun die Hüterin des heiligen Feuers ist, das vor allem bei Zeremonien verwendet wird. In diesem wird sie immer noch geehrt.
Sie hat damit aber auch jegliche Verantwortung für die Zerstörungskraft des Feuers abgegeben. Da sie des Feuers beraubt wurde, sind nun die Menschen dafür verantwortlich und dürfen sie nicht mehr beschuldigen, wenn irgendwo eine Feuersbrunst ausbricht.
Im übertragenen Sinn beschützt Mahuika Menschen davor, auszubrennen. Sie ist also eine Göttin gegen den sogenannten Burnout. Ihre Geschichte zeigt, wie sehr sie sich täuschen und ausnutzen ließ bis sie sich zurückgezogen und schließlich zur Wehr gesetzt hat. Dies soll als Warnung dienen, es ihr nicht gleich zu machen.
Das sanfte, innere, das heilige Feuer der Lebenskraft ist nach all dieser zerstörerischen Geschichte das, was die Göttin nun den Menschen schenkt.
auch: Mahuike, Mafui’e, Mafuike, Mafuiʻe, Mahui’e