Ostara – Germanische Göttin der Fruchtbarkeit, des Ackerbaus, des Frühlings und der Morgenröte

Ostara bringt uns die Sonne, das Licht, die Wärme und das Leben wieder zurück und symbolisiert neues Wachstum und Wiedergeburt.

Die erwachende Natur

Ostara2.jpgOstara bringt uns die Sonne, das Licht, die Wärme und das Leben wieder zurück und symbolisiert neues Wachstum und Wiedergeburt.

Sie ist die Tochter der Frigg und des Wotan. Ostara kämpft jedes Jahr gegen die Eisriesen des Winters und trägt schließlich den Sieg davon. Kälte und der Frost müssen sich zurückziehen, die Sonne schickt ihre wärmenden Strahlen auf die Welt – der Frühling kann beginnen.

Nach dem langen Winter beginnt die Auferstehung der Natur. Als Frühlingsbotin ist sie ist das Sinnbild der zeugungsbereiten und erwachenden Natur. Es gibt auch Überlieferungen, denen zufolge „Os-tara“ aus zwei alten Sprach- und Laut­silben besteht: „Os“ ist „Mund-Schoß-Erde-Ge­burt-Ent­ste­hung“ und „tar“ bedeutet „zeugen“. Ostara könnte also mit Erd-Zeu­gung über­setzt werden.

Eine Göttin, die es gar nicht gab?

Historisch und kulturwissenschaftliche wird oft angezweifelt, dass eine Göttin mit dem Namen Eostra oder Ostara tatsächlich verehrt wurde. Sie soll eher eine romantische Erfindung der Neuzeit sein. So steht im Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens aus dem Jahre 1935: „Wenn schon eine angelsächsische Eostra auf schwachen Füßen stand, hielt die Forschung erst recht eine deutsche Göttin Ostara für nicht nachweisbar.

Allerdings spekuliert Jacob Grimm in seinem Werk „Deutsche Mythologie“ über eine germanische Göttin mit dem Namen Ostara, auf der Basis von Bedas Eostrae:
„Die beiden göttinnen, welche Beda (de temporum ratione cap. 13) ganz kurz, ohne nähere schilderung, bloß zur erklärung der nach ihnen benannten monate anführt, sind Eástre und Hrede; von dieser hat merz, von jener april seinen sächsi[s]chen namen.“

Ein weiteres etymologisches Indiz, das Grimm heranzieht ist der „ôstârmanoth“ (Ostermonat – ahd. für April): Er kommt zum Schluss:
„Ostara, Eástre mag also eine Gottheit des strahlenden Morgens, des aufsteigenden Lichts gewesen sein, eine freudige, heilbringende Erscheinung, deren Begriff für das Auferstehungsfest des christlichen Gottes verwandt werden konnte.“

Strahlende Göttinnen der Mor­gen­röte bzw. der Morgen­däm­me­rung tragen Namen, die jenen der Göttin Ostara oder Eostra ähneln: die litauische Göt­tin Ausrine, die let­ti­sche Auseklis, die rö­mi­sche Aurora, die grie­chi­sche Eos, die hin­dui­sti­sche Ushas. Diese „Ahnin­nen“ der Ostara steigen also ver­heißungs­voll je­den Morgen im Osten auf, um den neuen Tag zu brin­gen. Sprachethymologisch gibt es auch eine Verwandtschaft zu Astarte, der Vegetations- und Fruchtbarkeitsgöttin aus dem syrisch-phönikisch-westsemitischen Raum.

Gleichgültig, welchen Namen einer Frühlingsgöttin gegeben wurde, das Auferstehen der Natur, die aufkeimende Fruchtbarkeit, die deutlich zunehmende Kraft der Sonne und damit des Lichts und der Wärme wurde in vielen Regionen dieser Erde gefeiert und einer Göttin zugeschrieben.
Einer Göttin, die aus dem „Osten“ die Sonne bringt. Denn auch die Himmelsrichtung „Osten“ kommt von dieser ersten Silbe „os“, die in Ostara enthalten ist. Das Erscheinen des Lichtes wurde immer im Osten erlebt. Im Osten wird die Sonne „geboren“. Ab der Frühlings-Tag-und Nachtgleiche (bis Sommerbeginn) jeden Tag ein wenig früher.

Der Missbrauch einer angeblichen Göttin

Wenn man sich mit einer Göttin namens Ostara beschäftigt, ist auch der Hinweis auf eine Schrif­ten­rei­he wichtig, die nach dieser angeb­lichen germanischen Früh­lings­göttin benannt und die von 1905 bis 1917 publizierte wurde. Diese war von hoch­gra­digem Rassismus ge­prägt.
Der Herausgeber und Autor dieser Hefte teilt in diesen nicht nur seine rassistischen und an­ti­parlamentarischen Ansichten mit, die sich später in der sogenannten nationalsozia­listi­schen Ideologie wiederfanden. Die Schrif­ten waren auch durch deutlichen Anti­femi­nis­mus geprägt, was ja erstaun­lich anmu­tet, da die Publikation ja einen weib­lichen Na­men trug.

Eine blonde germanische Frühlings- und daher reine Göttin als Namensgeberin zu er­wäh­len kann als Umdeutung und Miss­brauch ge­wer­tet werden, der in der Geschich­te im­mer wie­der vorkommt. Die Verachtung von realen Frauen drückte sich immer wieder da­durch aus, dass sie von Män­nern – wenn nicht ge­demütigt, vernied­licht oder missbraucht – als überhöhte Gestalt dar­ge­stellt, vergöttlicht und verherrlicht wur­den: Als eine, die in ihrer groß­artigen Tugend­haf­tig­keit Vorbild für alle Frauen sein soll, an das diese je­doch nie her­an­reichen können und von da­her schon zu ver­achten wären. Der Her­aus­ge­ber der Schrif­tenreihe Ostara be­trach­tete „reale“ Frauen wegen ihrer ver­meintlichen Pro­mis­kui­tät als eine Bedrohung der Rein­er­haltung der „arischen Rasse“.

Kultstätten und Votivtafeln

Ob nun in germanisch-keltischen Zeiten tatsächlich eine Göttin namens Ostara bekannt war und verehrt wurde, wofür sie auch immer verwendet bzw. missbraucht wurde, wir finden Quellen und Hinweise auf sie vielleicht an zahlreichen Orten oder in Brauchtum wieder: Denn eine Reihe von Orten beziehen sich möglicherweise auf Kultstätten dieser Göttin: Osterode, Osterholz oder Oesch (auch Austerthal).
Ein in Westfalen „im Oestern“ gefundener Steinblock wird mit Ostara in Zusammenhang gebracht, ebenso wie eine in der selben Gegend im 16. Jh. gefundene Votivtafel, der „Osta-Stein“.

Auf diesem ist eine männliche oder weibliche Figur mit Hörnerhelm zu sehen, sie trägt ein überquellendes Füllhorn. Daneben befindet sich ein Kreis, der entweder als Sonne oder Vollmond gedeutet wird, sowie ein Halbmond.

Ein eingeritzter Runenspruch sagt: „dhu gautar osta, ous il sin grosta“ (in etwa: „Du guter Osta, aus deinem Antlitz leuchtet“)
Bei der niederrheinischen Ortschaft Morken-Harff befinden sich die Matronae Austriahenae. Es sind dies Weihesteine zu Ehren von Matronen, die auch als „die Östlichen, die im Osten wohnenden“ gedeutet werden.
In Hermühlheim bei Köln finden sich die Austriahenae, die durch römische Weihinschriften mit den Matronennamen Authrinehae, Auðrinehae, Audrinehar und Autriahenae versehen sind. Und nicht zuletzt kann Österreich als Land der Ostara angesehen werden.

Osterbrauchtum als Erinnerung an die Göttin

Das Brauchtum rund um die Oster- und Frühjahrsfeste hält die Erinnerung an die Feste zu Ehren der Göttin heute noch wach, auch wenn die christlichen Kirchen diese Kulte als Osterfest für sich reklamieren.

Aus der zyklischen Wiedergeburt machte das Christentum das einmalige Ereignis der Auferstehung des Gottessohnes, aus der periodischen Erlösung von Dunkelheit und Frost die dauernde Aussicht auf Erlösung von Erbsünde.

Die Verehrung der Göttin wurzelt jedoch so tief, dass die katholische Kirche ihr größtes Fest – die Auferstehung – im Jahr 325 Konzil von Nizäa auf den Zeitpunkt der alten Ostara-Rituale legte (stets am 1. Sonntag nach dem 1. Frühlingsvollmond) und mit „Ostern“ diesem Fest auch den Namen der Göttin gab.

Die Zeit des Wachstums und des Lebens

Ihr heiliger Monat ist der April, der „Eastre-monath“, auch „Eosturmonath“, ahd. „ôstarmânôt“ – also der Mond der Eostre (siehe auch das englische Wort „easter“).
Das Fest der Göttin Ostara findet entweder am 21. März zur Tag- und Nachtgleiche oder beim ersten Frühlingsvollmond statt.

Die Göttin spendet der Erde Fruchtbarkeit, der dunkle kalte Winter muss gehen und die Erde wird wiedergeboren. Es beginnt die Zeit des Wachstums und des Lebens. Es ist die Zeit der ersten Aussaat, der Keim ist gepflanzt und beginnt zu wachsen. Das Neue schafft sich seinen Raum.

Astrogeometrisch ist das Fest der Ostara mit dem Zeitpunkt der Tag- und Nachtgleiche, an dem die Sonne (in 0° Widder) von Osten her in den Norden der Erde (zur Zeugung) kommt, verbunden. Ostara wird daher auch „Erdenmutter“ genannt (da himmlisches und irdisches Geschehen zusammen fallen).

Inneres Feuer neu entfacht

Zum Schutz der Feldfrüchte wird Ostara mit Feuerritualen in der Morgendämmerung gefeiert. Nach der langen Winterzeit spüren auch wir Menschen wie unsere Lebensenergie wieder angefeuert wird – unser inneres Feuer wird neu entfacht.

Ostara leitet eine Wende ein. Nach den rauen Zeiten des Winters, in denen wir Pläne geschmiedet und nach Ideen gesucht haben, finden wir nun neue Kraft, die sich durch das zunehmende Licht und das Wachstum der Pflanzen verstärkt.

Ostara steht dabei für Erneuerung, beginnendes Leben, Neuanfang. Wir suchen nach neuen Wegen, um unsere Ideen und Ziele zu verwirklichen und erkennen jetzt, welche Schritte dazu notwendig sind. Wir werden kreativ und sprühen vor Schaffenskraft.
Die Kraft der Ostara hilft uns bei der Verwirklichung unserer Ziele. Nach der langen Zeit der Innenorientierung beginnt nun wieder die Zeit der vermehrten Außenkontakte. Waren wir bislang viel mit den inneren Werten beschäftigt, so kümmern wir uns jetzt auch verstärkt um die Bedürfnisse unseres Körpers.

Er braucht nach den rauen Zeiten wieder viel Pflege und Zuwendung. Bewegung ist um diese Zeit ein besonders wichtiges Element und fällt auch wieder leichter. Die Schwere der dunklen Jahreszeit lichtet sich und die Lebenslust nimmt wieder zu. Der Tod ist überwunden und die Zeit der Fülle wird vorbereitet.
Das Fest zu Ehren Ostaras ist daher eine gute Zeit, sich von Altem endgültig zu lösen und etwas Neues anzufangen. Gedanken, Träume und Wünsche in dieser Zeit sollen besondere Beachtung finden und in Erfüllung gehen.

Fest der Sinne und der körperlichen Freuden

Bei soviel erkenn- und erspürbarer Fruchtbarkeit in der Natur verwundert es nicht, dass das Fest der Ostara auch ein Fest der Sinne und der körperlichen Freuden ist. Nach den tristen Wintermonaten locken uns die ersten zarten Sonnenstrahlen nach draußen, die Hormone geraten in Wallung. Was gibt es Schöneres, als sich nun der Verführung hinzugeben?

Jetzt ist die ideale Zeit für Fruchtbarkeitszauber und Sexualmagie. Ostar bedeutet „Morgen“ bzw. Osten, jener Richtung, aus welcher das Licht, der Frühling kommt. Lieblingstier und Begleiter der Ostara ist der für seine Fruchtbarkeit und grenzenlose Vermehrung bekannte Hase.
Dazu gesellte sich das Ei als Urzelle und Symbol des keimenden und werdenden Lebens.
Auf diese Weise entstand der Glaube, dass der Hase am Gründonnerstag in der Osterzeit die „Ostereier“ lege.
Sie sind natürlich mit den Farben Ostaras, rot und gelb gefärbt. Ein weiteres heiliges Tier der Ostara ist der Marienkäfer.
Im Gewürz Estragon lebt die Kraft der Göttin Eostre.

auch: Ostera, Eostre, Eostra, Eostar, Eostrae, Estre, Eastre, Osteria, Ostar (vgl. auch Astarte)

 

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