Die mythische vorchristliche Figur des italienischen Volksglaubens, Befana ist vor allem deswegen bekannt, weil sie in der Nacht von 5. auf den 6. Januar Geschenke bringt, die sie in bereitgestellte Schuhe oder Strümpfe steckt.
Die schenkende Hexe
Die mythische vorchristliche Figur des italienischen Volksglaubens, Befana ist vor allem deswegen bekannt, weil sie in der Nacht von 5. auf den 6. Januar Geschenke bringt, die sie in bereitgestellte Schuhe oder Strümpfe steckt.
Diese Nacht ist die letzte der Rauhnächte, bei der in alpenländischen Regionen die Muttergöttin Percht noch einmal mit der Wilden Jagd über die Welt zieht und ihre Gaben verteilt. Befana ist daher so etwas wie die südliche Entsprechung der Percht.
Im christlichen Glauben heißt dieses Fest Epiphanias (übersetzt: Erscheinung, Italienisch: Epifania), bei dem gefeiert wird, dass den Heiligen Drei Königen Christus erschienen sein soll. Nun wissen wir, dass diese Herren in der Bibel nicht erwähnt sind – weder drei, noch Heilig, noch Könige und schon gar nicht mit ihren Namen, die so traditionell überliefert wirken. Es gab allerdings die alten Muttergöttinnen – die drei Bethen (Perchten), die in die „Heiligen Drei Madln“ Katharina, Margarethe und Barbara umgewandelt wurden und mit ihren Segenszeichen KxMxB auf den Türstöcken am 6. Januar verewigt werden.
Bringt allen Kindern Geschenke
Im Volksglauben wurde die christliche Heiligengeschichte mit den Erzählungen rund um die alte Muttergöttin vermischt. So soll Befana von den Hirten die frohe Botschaft gehört haben. Der Stern sollte sie zur Krippe führen. Dieser war aber bereits verloschen und so konnte sie die Krippe nicht finden. In der Hoffnung, dass eines der Kinder das Christkind sei, stapfte die Befana mit ihrem Besen von Haus zu Haus und machte den Kindern Geschenke.
Ihr Erscheinungsbild schwankt zwischen dem einer typisch dargestellten Hexe und einer guten Fee. Letzteres vor allem, weil sie es ja ist, die die Geschenke bringt. Der Besen, den sie mit sich trägt, ist ja das Symbol für eine sogenannte Hexe. Fliegen kann sie darauf – wie alle anderen Frauen, die als Hexen bezeichnet werden – nicht. Er ist vielmehr ein Kraftstab von weisen Frauen, ein sehr brauchbares Werkzeug, um rituell Altes aus dem Haus zu kehren. Und das ist am Ende der Rauhnächte auch oft notwendig. Vielleicht muss sich Befana auch den Weg vom Schnee frei zu kehren.
Der Besen gilt vielfach als Zepter der weiblichen Kraft, er ist ein gutes Wurfgerät, um Gefahr zu vertreiben. Besen wurden als Redestab verwendet und waren in der geheimen „Besensprache“ ein Zeichen, mit Hilfe dessen Frauen sich untereinander verständigen. So konnte Befana auch auf ihrem Gang durch die Winternacht an der Art wie ein Besen vor dem Haus steht, erkennen, ob ihr Besuch erwünscht war. (HIER gibt es mehr Informationen zu Besen und Besensprache.)
Meist wird Befana als alte, störrische Frau beschrieben – genau so hässlich wie gütig. Wer am 6. Januar, dem Tag des Epiphanias-Fests, das der Befana wohl auch ihren Namen gab, geboren wird, gilt auch als eine „befana“ oder ein „befano“, als ein eigenwillig und dennoch liebenswürdig.
Abgelöst durch den Weihnachtsmann
Steckte noch vor wenigen Jahrzehnten in Italien ganz selbstverständlich die Befana die Geschenke in Schuhe und Strümpfe, so hat sie jetzt der Weihnachtsmann bzw. Santa Claus abgelöst, jene historisch nicht belegbare Figur des Bischofs Nikolaus von Myra, der drei Jungfrauen geholfen haben soll, deren verarmter Vater beabsichtigte, sie zur Prostitution zu zwingen, weil er sie mangels Mitgift nicht standesgemäß verheiraten konnte.
Die Familie soll einen Turm bewohnt haben. In drei aufeinander folgenden Nächten soll der fromme Mann je einen großen Goldklumpen von oben in den Turm geworfen haben, der durch den Kamin gerutscht just in die auf diesem aufgehängten Strümpfe der drei Jungfrauen gefallen ist. So hat er ihnen einen sittsamen Lebenswandel als verheiratete Frauen ermöglicht.
Diese Figur ist allerdings eine christliche Umdeutung des Meeresgottes Poseidon, der seinerseits schon die Beschützerin der Seefahrt Artemis abgelöst hat. Auch der nordische Gott Wotan soll zum heiligen Nikolaus umgedeutet worden sein. Von diesem wurde gesagt, dass er zur Zeit der Wintersonnenwende über die Dachfirste galoppiert und seine VerehrerInnen auf der Erde mit Geschenken bedachte.
Diese Aufgabe übernahm Nikolaus von Wotan ebenso wie von Befana, die angeblich auch durch die Lüfte fliegen kann und ihre Gaben von oben auf die Erde fallen lässt.
Kinder freuen sich auf die Befana und begrüßen sie mit folgendem Gedicht:
La Befana vien di Notte
con le scarpe tutte rotte
il cappello alla romana
viva viva la Befana
Die Befana kommt bei Nacht
mit ihr’n ganz kaputten Schuhen
mit dem Hut auf römische Art
Hoch soll leben die Befana
auch: Bafana, Strega Epifania, Pasqua Epiphania