Speziell in der Tiroler Sagenwelt ist die Fangga bekannt. Sie ist der „Gute Geist“, der im Baum lebt, eine Baumgöttin, die „Waldfrau“, oft auch eine Fee.
Die Waldfrau
Speziell in der Tiroler Sagenwelt ist die Fangga bekannt. Sie ist der „Gute Geist“, der im Baum lebt, eine Baumgöttin, die „Waldfrau“, oft auch eine Fee.
Man kennt sie auch in anderen Teilen Österreichs, in Süddeutschland und in der Schweiz. Manchmal spricht man von einer Fangga, die als Waldfrau für alle Natur im Wald zuständig ist. In anderen Auslegungen gibt es nicht nur eine einzige Fangga, sondern viele davon — jedem Baum soll so ein Wesen innewohnen.
Lieblich oder grauenerregend
Daher gibt es wahrscheinlich die unterschiedlichsten Schilderungen von Fanggen: Da wird von einem lieblichen, zarten Wesen gesprochen genauso wie von einem Grauen erregendem Riesenweib, über und über borstig behaart, im Besitz übermenschlicher Kräfte.
Wahrscheinlich kommt es darauf an, ob die Fangga in einer alten knorrigen Kiefer lebt, von der viele Flechten herunterhängen, oder in einer schlanken hochgewachsenen Birke oder einem jungen Apfelbäumchen.
Ihr Leben ist an Bäume oder Wälder gebunden. Sobald ein Baum gefällt oder ein Wald gerodet wird, verschwindet auch die Fangga.
Grausame Rache bei Baumverletzung
Was die Fangga gar nicht mag, ist es, die Zweige des Baumes abzuknicken oder die Rinde vom Stamm zu schälen. Da kann sie sehr nachtragend bis grausam werden.
Es gibt mancherlei Schauergeschichten, von Menschen, die sich nicht mehr in den Wald wagten, weil sie sich vor den Attacken der Fangga nicht mehr sicher fühlten. In einigen ladinischen Tälern wird von einer ähnlichen mythischen Gestalt berichtet, der Bregostàna.
Auch sie ist in den Wäldern zuhause, beschützt die Bäume und kann mitunter sehr gefährlich werden. Die Fanggen erinnern an die Dryaden in der griechischen und römischen Mythologie. Auch deren Leben war an das Leben von Bäumen gebunden.
Kein Baum durfte gefällt werden, ohne vorher die Baumnymphen anzurufen. Geschah dies doch, wurde der Frevler grausam bestraft.
Verwandte im „Kleinen Volk“
Die großen Baumfanggen haben auch kleine Verwandte, die in Felsklüften und Erdhügeln, sogenannten Fanggenlöchern leben. Sie sind nicht größer als Zwerge und verfügen über geheimes Wissen von Pflanzen, das sie in besonderen Ritualen an ausgewählte Menschen weitergeben.
Vor allem in der Schweiz kennt man die Fenggen, die offenbar mit der Fangga verwandt sind. Diese sind nicht unbedingt an Bäume gebunden sondern hilfsbereite, freundliche kleine Wesen, die Bauersleuten und Menschen in der Not helfen. Sie bringen verirrte Tiere zurück in den Stall, helfen beim melken oder reparieren Geschirr.
Diese Fenggen können in weiblicher und männlicher Gestalt auftreten. Ein weiblicher Fengg ist oft ein Hutzelweib oder ein altes Weiblein in Lumpen, das aber überaus lieb und hilfsbereit ist.
Von diesen Fenggen, vor denen man offenbar auch großen Respekt hatte, obwohl sie hilfsbereit und wohlwollend war, erzählte man sich, dass sie durch den Klang von Kirchenglocken vertrieben werden können. Was auf ihre Herkunft aus einem vorchristlichen Glauben schließen lässt.
Alte „heidnische“ Gott- oder Wesenheiten, noch dazu hilfreiche, waren ja dem Christentum immer suspekt, sie wurden dämonisiert und mussten vertrieben werden, z.B. durch das Geläut von Kirchenglocken.
Allerdings vertrauten die Menschen weiterhin auf diese Wesen. Man sagt, dass sie zwischen Abend- und Morgenläuten weiterhin über ihre Zauberkräfte verfügen.
auch: Fangge, Fängge, Fänke, Fengge, Fanggin
1 Gedanke zu „Fangga – Alpenländische Baumgöttin bzw. Baumelfe, „Seele“ eines Baumes“