Onile ist ist für das Volk der Yoruba die Göttin der Erde, die speziell für den Ògbóni-Bund eine große Rolle spielt. Dort werden AhnInnen sowie Gründermütter und -väter als Erdgeister verstanden und zelebriert. Ihr Name bedeutet entweder „Gebieterin der Erde“ oder „Gebieterin des Hauses“.

Haus- und Erdgöttin

Onile ist ist für das Volk der Yoruba die Göttin der Erde, die speziell für den Ògbóni-Bund, einer religiöse Vereinigung im südwestlichen Nigeria, eine große Rolle spielt. Dort werden AhnInnen sowie Gründermütter und -väter als Erdgeister verstanden und zelebriert.

Der Candomblé, die afro-brasilianischen Religion der Yoruba, in der Onile beheimatet ist, kommt ursprünglich aus Westafrika, vor allem aus Nigeria. Mit den Menschen, die von dort verschleppt wurden, um in Süd- und Nordamerika als SklavInnen zu arbeiten, zog auch deren Religion mit. 

Onile soll vor allen anderen Gottheiten (im Candomblé: Orisha) existiert haben.
Ihr Name bedeutet entweder „Gebieterin der Erde“ (oni = Besitz und ilè = Boden, Land, ilè ayé bedeutet „Welt“) oder „Gebieterin des Hauses“ (ilé = Haus, Heim, Gebäude).
Demnach wird das Haus als Abbild des Kosmos, als Einheit verstanden. Speziell das Osugbo-Kulthaus repräsentiert die mikrokosmische Darstellung (oft eine Grotte, die an eine Vulva und Gebärmutter erinnert – siehe diese Darstellung). 

Die Friedensstifterin

Ihre spezielle Aufgabe ist es, Konflikte und Auseinandersetzungen zu bereinigen, was wichtig für das ganze Land aber auch für das Haus ist. Teil ihres Kultes ist es, als Wiederherstellung des Friedens, ein wenig Blut auf die als heilig angesehene Erde zu spritzen. 
Der Ògbóni-Gesellschaft gehören vor allem auch ältere Menschen an, die bereits „jenseits“ der Spannungen des Lebens stehen. Onile verleiht diesen die ihnen zustehende Autorität.

Onile regelt damit auch die politischen Angelegenheiten des Volkes. Die Verehrung der Fruchtbarkeit der Mutter Erde Onile ist eines der wesentlichen Geheimnisse des Ògbóni-Bundes, aus ihr kommt alles Leben, in ihren Schoß kehren die Verstorbenen zurück. 

Die ursprüngliche kosmische Einheit

Zwei Messingstäbe, die eine weibliche und eine männliche Figur darstellen und die an ihren Köpfen mit einer Kette miteinander verbunden sind, gelten als Zeichen der Zugehörigkeit zu Onile (siehe diese Darstellung). Durch diese Figuren, die bei den Zeremonien dabei sind, sprechen die AhnInnen.
Diese stellen auch die Einheit von weiblichen und männlichen Elementen und somit die ursprüngliche kosmische Einheit dar, die die Gegensätze der menschlichen Erfahrungswelt übersteigt. 

Das Messing, aus dem die beiden Figuren hergestellt werden, ist ein wichtiges Metall im Zeichen der Onile, die auch als Göttin aller Metallarbeiten und der Schmiedekunst gilt. 

Da das männliche Element als Teil der Einheit wichtig ist, wird die Göttin Onile oft auch als männlicher Gott beschrieben, was aber nicht stimmt, denn das weibliche Element ist immer zuerst da. Diese kann auch das männliche Element oder ganz einfach Männer in Form von Söhnen aus sich hervorbringen.

Dass Onile weiblich ist, wird vor allem auch deshalb klar, weil die Yoruba von einem „Urelternpaar“ ausgehen: mit Onile als Erdmutter, die gleichzeitig auch das „Urwasser“ ist und Olorun als Himmel, der als männlich wahrgenommen wird.
Charakteristisch für Onile sind ihre sehr großen Augen in Form einer halben Mandel.

Onile ist der Ibo-Göttin Ala sehr ähnlich, beide stehen sowohl für das fruchtbare Feld, wie auch für das Brachland, für den Anfang und das Ende, für Leben und Tod.

 

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