Besonders verbreitet ist der Glaube an Ayizan auf Haiti. Sie erscheint als Göttin, Geistwesen oder eine Heilige.
Die Fröhliche
Besonders verbreitet ist der Glaube an Ayizan auf Haiti. Sie erscheint als Göttin, Geistwesen oder eine Heilige (bezeichnet als Loa). Sie ist die mystische erste Priesterin des Voodoo, oberste AhnInnen-Loa.
Als Urmutter symbolisiert sie auch die Gebärmutter. Sie ist die Göttin der Heilkunst, des Marktes, des Handels und der PriesterInnenschaft. Sie soll mit einem weißen Kleid auf Märkten herum gehen. Dieses Kleid hat große Taschen, in denen sie Naschereien für Kinder hat.
Sie schützt auch alle öffentlichen Plätze sowie Türen und Schlösser.
Als eine der grundlegenden Loa ist sie verbunden mit dem Initiationsritus des Voodoo, dem Kanzo. Sie trinkt (das heißt man opfert ihr) keinen Alkohol. Das übliche Opfer, das ihr dargebracht wird, ist ein Hahn.
Göttin der ungezügelte Fröhlichkeit
Ayizan und ihr Mann Loco waren das erste PriesterInnen-Paar. Gemeinsam gelten sie als die Eltern der Moral und als die größten HeilerInnen. Mit ihrem Moralbegriff ist es aber durchaus vereinbar, dass Menschen Freude und Genuss haben.
Sie sollen das erste Menschenpaar gewesen sein, das zu Loa erhoben wurden.
Noch als Menschenfrau soll sie allerlei Magie zur Abwehr von Schadenszauber entwickelt haben. Daher kommt auch eine Besessenheit durch Ayizan selten vor. Von den PriesterInnen wird sie vor allem in schwierigen Situationen angerufen, in denen sie selbst nicht weiterwissen. Ihre Lösungsansätze sind oft durch große Heiterkeit getragen. Oft liegt eine Lösung ja auch darin, einfach nicht alles so ernst zu nehmen und fröhlich zu sein.
Zu ihren Geschenken gehört daher auch der „Mardi Gras“ („Fetter Dienstag“), der Faschingsdienstag, in dem Menschen ungezügelte Fröhlichkeit leben können. Dann schenkt sie auch wieder Zeiten innerer Einkehr und stiller erleuchtender Momente. Sie bringt damit vor allem seelische Gesundheit und Balance und beschützt die Menschen vor Problemen und Schwierigkeiten.
Ihr Symbol ist ein Palmblatt, ihr Zeichen besteht aus den Buchstaben A und V, die übereinander gelegt sind und somit eine stilisierte Vulva-Form darstellen — das „Tor“ aus dem alles Leben kommt. Dies ist oft mit Sternen und Spiralen geschmückt (siehe z.B. hier). Dieses Zeichen kommt auch im Palmblatt zum Ausdruck, das ihr zu Ehren bei den Zeremonien geschwungen wird und gute Energie verbreiten soll.
Um die Energien von Ayizan zu rufen und sie um ihren Segen zu bitten, ist es gut, zu tanzen. Frauen werfen auch mit Wünschen Getreidekörner in die Höhe, damit die Freude und das Vergnügen förmlich herunter regnen kann. Alle, die von diesen Körner getroffen werden, sind vom Bösen beschützt. Die Getreidekörner sollen dann am Boden liegen bleiben, damit Vögel die Wünsche direkt zu Ayizan tragen können.
auch: Grande Ai-Zan, Aizan, Ayizan Velekete