Thorani – Buddhistisch-hinduistische Erdgöttin

Vor allem in Teilen Südostasiens ist Thorani als Göttin der Erde bekannt. Der Mythos erzählt über Thorani, dass sie anwesend war, als der Bodhisattva (Siddhartha Gautama – der spätere Buddha) die Erleuchtung erlangte.

Die Erleuchtung bringende Erdgöttin

Vor allem in Teilen Südostasiens ist Thorani als Göttin der Erde bekannt – speziell in der Volksreligion der Theravada-buddhistischen Länder Kambodscha, Thailand, Laos, Birma sowie dem südchinesischen Bezirk Xishuangbanna genießt sie noch eine sehr lebendige Verehrung. (Der Theravada ist die älteste noch existierende Schultradition des Buddhismus).

Der Mythos erzählt über Thorani, dass sie eine entscheidende Rolle spielte, als der Bodhisattva (Siddhartha Gautama – der spätere Buddha) die Erleuchtung erlangte. Sie hat ihm sehr eindrucksvoll gegen den bösen Dämon Māra geholfen haben, der ihn von der Erleuchtung abhalten wollte.
Während seines Ringens mit dem bösen Dämon ruft Siddhartha die Erde bzw. Erdgöttin als Zeugin für seine frühere Wohltaten heran – er tut dies, indem er seine Fingerspitzen auf den Erdboden legt.

Wasser fließt aus ihren Haaren

Da erscheint ihm die Erdgöttin persönlich und ertränkt den Dämon mit dem Wasser, welches aus ihren langen dunklen Haaren quillt. Darauf hin wurde der Dämon mitsamt seiner ganzen Armee von den Wasserfluten weggespült.
Thoranis Haare waren deswegen voll Wasser, weil Siddhartha, dem Brauch entsprechend, nach jeder guten Tat die Erde mit Wasser tränkte.

Klar ist: die Erde wird im Buddhisms als weibliche göttliche Instanz angesehen angesehen – mit der Bezeichnung Thorani – auch in verschiedenen anderen Benennungen wie Vasundhara oder Sthavara bekannt.
Und ohne diese kommt auch der Buddha nicht aus. Interessanter Weise wurde dann Buddha als der Bezwinger des Dämonen Māra anerkannt und nicht die Erdgöttin, denn eigentlich war es ja sie, die ihn fortspülte bzw. ertränkte.

In der buddhistischen Ikonographie Südostasiens wird Thorani oftmals kniend an der Basis Throns dargestellt, auf dem der Bodhisattva sitzt, während er die Erleuchtung erlangt. In einigen Bildern trägt sie ihn auf ihrem Kopf – was wiederum auf ihre Bedeutung als Erdgöttin hinweist.
Auf vielen Darstellungen wird Thorani von einem Krokodil begleitet.
Sie wird auch als „die Dame mit dem langen Zopf“ bezeichnet.

Die Erde nimmt die Verdienste der Verstorbenen auf

Die Erdgöttin Thorani spielt heute noch bei thailändischen Begräbnisriten eine wichtige Rolle: Dem oder der Verstorbenen wird die Seligkeit durch Wasser gesendet. Dazu wird spezielles Wasser in einem kleinen Krug mit langem Hals aus Metall oder Glas aufbewahrt (Wassermenge etwa von einer Teetasse). Während der Gebete bei der Bestattung wird dieses Wasser langsam von einem in einen anderen Behälter gegossen. Dabei soll das Wasser möglichst ununterbrochen hinunterlaufen, wie eine Schnur. Alle denken dabei an die oder den Verstorbenen.
Durch diese Zeremonie werden alle Verdienste der bzw. des Toten an das Wasser übertragen. Das so gesegnete Wasser wird am Schluss der Feier langsam unter einem Baum ausgegossen. Danach ist es die Aufgabe der Muttererde bzw. der Göttin der Erde für die Transformation bzw. die Weiterleitung der Verdienste und guten Taten zu sorgen.

auch: Thoran, Mae Thorani, Phra Mae Thoran, Vasundhara, Vasudharā, Vasundhari, Sthavara, Phra Si Watsunthora, Phra Si Watsunthon,  Wathundaya (birm.) 

 

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