Umai wird als wunderschöne Göttin beschrieben, die mit goldenen Flügeln vom Himmel zur Erde herab schwebt. Sie hat sechzig goldene Locken, die ihr Gesicht wie Sonnenstrahlen umrahmen.
Gebieterin des weiblichen Schoßes
Umai wird als wunderschöne Göttin beschrieben, die mit goldenen Flügeln vom Himmel zur Erde herab schwebt. Sie hat sechzig goldene Locken, die ihr Gesicht wie Sonnenstrahlen umrahmen.
Sie ist die Göttin, die all das Gute auf Erden bewahrt und vervielfältigt und die Menschen mit allem für das Leben Notwendigen versorgt.
Ihr Zelt des irdischen Wohlstandes steht auf einer prächtigen Wiese. In der Nähe des Zeltes, auf dem weichen Schleier der irdischen Segnungen sitzt Umai.
In der einen Hand hält sie einen grünen Baumzweig als Symbol der Fruchtbarkeit, und in der anderen hält sie die Schale des Überflusses.
Sie ist die Tochter der Mutter Erde (Gazar Eej Etugan) und des Vater Himmel (Tenger Etseg) und auch als Tenger Niannian bekannt, was sich aus dem Tungus-Wort für „Erde“ ableitet. Daher wird die Tochter der Erde auch als Erdgöttin selbst angesehen. Sie wird daher besonders auch an Bäumen verehrt, die die Kraft und Macht von Mutter Erde versinnbildlichen.
Hüterin des Weltenbaums
Als eine ihrer wichtigsten Aufgaben hütet Umai den Weltenbaum und die in ihm befindlichen, ungeborenen Seelen. Wenn ein Kind geboren werden soll, bringt Umai einen Tropfen Milch aus dem in der dritten Ebene des Himmels befindlichem Milchsee und erweckt damit das neue Leben im Kind.
Umai selbst symbolisiert auf den drei Ebenen, die der Weltenbaum abdeckt, die mittlere Ebene, das Irdische. Eng damit verbunden ist die „heilige Gegenwart“, für die sie steht. Denn im irdischen Leben ist man immer nur in der Gegenwart handlungsfähig. Dies ist eines ihrer wichtigsten Gesetze. Das allerwichtigste Gesetz ist allerdings der uneingeschränkte Schutz aller Frauen und Kinder.
Der weibliche Schoß, den sie hütet, ist auch durch und durch irdisch und die Heimat, in den die Seelen der ungeborenen Kinder einziehen können, um in ihrem irdischen Leben zu „landen“.
Damit ist sie die Beschützerin der Schwangeren.
Uterus und Plazenta
Im der mongolischen Sprache bedeutet Umai Uterus. Ihr Name bedeutet auf Türkisch Plazenta (Mutterkuchen).
Möglicherweise findet hierin die – auch etymologisch nachvollziehbare – Sinnverwandtschaft beider Begriffe ihren Ausdruck, da auch die Bezeichnungen für Mutter in beiden Ursprungssprachen (mongolisch eje oder eej; alttürkisch eçe) Ähnlichkeiten aufweisen.
Der Name Umai taucht vermutlich erstmals in der aus dem 8. Jhdt. stammenden Kül-Tigin-Inschrift auf, die eines der ersten schriftlichen literarischen türkischen Werke darstellt:
Umay teg ögüm katun kutıŋa.
Unter der Schirmherrschaft meiner Mutter, die wie die Göttin Umay ist.
Sie gebietet über den weiblichen Schoß als Ursprung allen Lebens und beschützt diesen auch. Umai wird gemeinsam mit ihrer Mutter um Fruchtbarkeit (jene der Erde und jene der Frauen) gebeten. Vor allem wird sie bei Kinderwunsch angerufen.
Auch das Wohlergehen und die Gesundheit der Kinder liegt in ihren Händen. Bei den Tungusen-Völkern in Süd-Sibirien und den Altay-Menschen wird Umai immer zusammen mit einem Kind dargestellt. Es wird vermutet, dass, wenn Umai ein Kind längere Zeit verlässt, dieses krank wird. Es bedarf dann schamanischer Hilfe, um Umai zurück zu rufen. Das Lächeln eines schlafenden Babys zeigt, dass die Göttin in der Nähe ist, wenn es weint, heißt es, Umai hätte sich abgewandt.
Der älteste Beweis für Umai als Beschützerin der Frauen und Kinder wird in den Orchon-Runen gesehen, die darauf schließen lassen, dass Umai als Mutter und Führerin betrachtet und anerkannt wurde, auch mit weltlicher Symbolkraft: Auch die Frauen der Köktürkischen Herrscher galten als Umai und so wurde mit Umais Hilfe die Zukunft des Reiches gesichert.
In Kirgisistan sagt man immer noch als Wunsch oder Segen: „Und Mutter Umai möge dir helfen“: Umai scheint gleiche Wurzeln wie die mongolische Göttin Ot-ene zu haben.
Da Umai mit der Sonne verbunden ist, heißt sie auch „Sarı kız“ und gelb ist ihre Farbe und Symbol.
auch: Umay, Uma, Ymai, Mai, Iduk Umay, Tenger Ninnian, Sarı kız, Umme, Una, Unna, Urmina