Das Volk der Krahn in Liberia kennt eine Schöpfungs- und Muttergöttin mit dem Namen Gonzuole. Ihr Mythos erzählt, dass sie ohne das Zutun eines Mannes, viele wunderschöne Töchter geboren hat.

Die erste Frau

Das Volk der Krahn in Liberia kennt eine Schöpfungs- und Muttergöttin mit dem Namen Gonzuole. Ihr Mythos erzählt, dass sie ohne das Zutun eines Mannes, viele wunderschöne Töchter geboren hat. Diese sollen lange Zeit mit ihrer göttlichen Mutter glücklich miteinander in einem Stamm gelebt haben. Diese parthenogenetische Vermehrung und das Zusammenleben in einer matrilinearen Kultur blieb natürlich nicht unbemerkt.

Die List der Männer

Viele Männer schlichen um den Mutterclan, um an die Töchter von Gonzuole heranzukommen. Diese waren aber an den Männern in keinster Weise interessiert. Da die Männer einzeln nichts ausrichten konnten, schlossen sie sich zusammen, ersannen eine List und versuchten die Mädchen zu verführen, indem sie ihnen magische wohlschmeckende Pilze offerierten.

Die Mädchen verspeisten diese mit Genuss, doch als sie das Pilzgericht fertig aufgegessen hatten, sahen sie, dass die Männer sie eingekreist hatten, ein Entkommen war nicht mehr möglich. Gonzuole sah das und bekam große Angst um die Sicherheit ihrer Töchter. Sie wusste, dass die Männer nicht aufhören würden, um ihre Töchter zu werben und ihnen nachzustellen und sie wusste, wozu liebestolle Männer imstande sind.

Damit Frieden und Ruhe einkehren würde, entschloss sich die göttliche Mutter, jeder ihrer Töchter einen Mann zu geben. Damit dachte sie, wären klare Verhältnisse geschaffen und die Männer gäben danach Frieden.

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Die unterschiedlichen Lebenswelten von Frauen und Männern

Doch die Töchter waren über ihre neue Lebenssituation sehr unglücklich. Viele alte Geschichten erzählen davon, in welchen unterschiedlichen Sphären die Frauen und die Männer gelebt haben.

Die Frauen waren vor allem Bäuerinnen und betrieben Landwirtschaft, die Männer waren draußen auf der Jagd. Sie verstanden nichts von ihren unterschiedlichen Bedürfnissen und Lebensrhythmen und so kehrte leider auch nach der Verheiratung von Gonzuoles Töchtern kein Frieden und keine Ruhe ein.

Im Gegenteil: Die jungen Frauen, ganz ihren matriarchalen Wurzeln verbunden waren selbstbewusst und ließen sich nichts gefallen und so war Streit an der Tagesordnung, der den Anschein hatte, bald in Aufstand und Krieg zu enden.

Gonzuole war sehr unglücklich über diese Situation und griff nun zu einer für sie drastischen Maßnahme: Sie, die ohne Zutun eines Mannes ihre Töchter bekommen hatte, bewirkte, dass ihre Töchter von den ihnen angetrauten Männern Kinder bekommen. Diese Nachfahren begründeten das Volk der Krahn. Schließlich – als Eltern – erkannten die Frauen und Männer, dass sie einander nicht bekämpfen sondern auch unterstützen können.

Dass sowohl die Arbeit in der Landwirtschaft wie die der Jagd für die Familien und den Stamm wichtig ist. Die Muttergöttin Gonzuole bewacht noch immer ihre Kinder und Kindeskinder und angeblich mischt sie sich immer wieder selbst unter ihr Volk.

Als einfache Frau geht sie über die Felder, durch die Steppe und die Wälder und über die Märkte und durch die Dörfer. All jene, die sehr weise oder sehr aufmerksam sind, können mitunter die „erste Frau“ in ihr erkennen.

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