Odudua ist der weibliche und damit auch mütterliche Teil des Weltelternpaares, sie formt mit ihrem Körper die Erde, was bedeutet, dass sie die Erde selbst ist. Sie wird von nordwestafrikanischen Völkern verehrt, vor allem vom Volk der Yoruba.
Die aus sich Bestehende
Odudua ist der weibliche und damit auch mütterliche Teil des Weltelternpaares, sie formt mit ihrem Körper die Erde, was bedeutet, dass sie die Erde selbst ist. Sie wird von nordwestafrikanischen Völkern verehrt, vor allem vom Volk der Yoruba.
Wie alle Orisha (Gottheiten) der Religion des Volkes der Yoruba wanderte sie mit den aus Afrika verschleppten Menschen in die Sklaverei nach Süd- und Nordamerika mit. Heute wird Odudua vor daher auch in Brasilien, Haiti, Kuba und Puerto Rico verehrt.
Ehrenvolle Bezeichnung der Odudua – „Die Schwarze“
Ihr Name leitet sich von „do“ = „schwarz sein“ bzw. von „dudu“ = „schwarz“ ab. Für ihr Volk, die Yoruba gilt eine schwarze Haut als große Zierde. Die ehrenvolle Bezeichnung „Die Schwarze“ weist sowohl auf die Funktion von Odudua als Urmutter aller AfrikanerInnen hin, es könnte damit auch die Erde selbst gemeint sein kann.
Darüber ist dies auch ein Hinweis darauf, dass Odudua auch eine Unterweltsgöttin ist — was in vielen Mythologien gleichbedeutend mit einer Erdgöttin ist, weil die Erde ja nicht nur die Erdoberfläche, sondern auch das Erdinnere bedeutet.
Ihrem Namen werden auch noch folgende Bedeutungen zugeschrieben: „Die aus sich Bestehende“, oder „Die, die alle Lebewesen schuf“. In der Mythologie der Yoruba war sie gemeinsam mit ihrem Bruder bzw. Götter-Gatten Obatala für die Schöpfung zuständig. Obwohl Obatala als höchste Herrscher angesehen ist, gilt Odudua die mächtigste. Sie ist die Mutter der sechzehn Hauptgottheiten, denen sechzehn Himmelsrichtungen und sechzehn Farben zugeordnet sind. Damit gilt sie gleichzeitig als Mutter und Urahnin aller Yoruba.
Die Enge in einer geschlossenen Kalebasse
Ein Symbol für die Verbundenheit des Weltelternpaares ist die Kokosnuss – Odudua, die Schwarze umschlingt und schützt Obatala, das weiße Innere der Frucht.
Ein anderes Symbol für sie ist eine geschlossen Kalebasse: Der Schöpfungsmythos erzählt, dass Odudua als Erdgöttin und Obatala als Himmelsgott einst die beiden Teile dieser großen geschlossenen Kalebasse gewesen sein sollen, welche sie nicht öffnen konnten.
In den Tempeln wird das symbolisch durch zwei eng auf einander gefügte Kalebassen-Schalen zum Ausdruck gebracht. Die obere weiße Hälfte repräsentiert Obatala, das Himmelsgewölbe, der untere schwarze Teil, der sich an diesen Horizont anschmiegt ist Odudua, die Erde.
Allerdings erzählt der Mythos auch, dass die beiden Ursprungsgottheiten so zusammen gepresst ihre Lage allmählich als unbehaglich fanden, zumal sie auch hungrig wurden. Ob der Enge und der eingesperrten Situation begann Odudua ihren Mann zu schelten und mehr Luft zu fordern. Damit ist sie auch die Schutzgöttin all jener Frauen, denen es in einer Liebesbeziehung zu eng wird.
Aus diesen Forderungen der Göttin entspann sich ein arger Streit, in dessen Verlauf Obatala sehr wütend wurde und seiner Frau die Augen ausriss. In diesem Moment steigt zum ersten Mal die Sonne empor. Aus der Dunkelheit der Nacht, deren Symbol die verschlossene Kalebasse ist, wird es Tag – das Schöpfungswerk hat hier seinen Ursprung.
Allerdings veranlasste diese brutale Art des Obatala seine Frau dazu, ihn mit den Worten: „In Zukunft sollst du nur Schnecken essen!“ zu verfluchen. Aus diesem Grund, werden Obatala Schnecken als Opfer dargebracht.
Freie Hand bei der Auswahl der Liebhaber
Nach ihrer Trennung, die bis jetzt anhält — Odudua die Erde und Obatala als Himmelsgewölbe nicht mehr ganz so nahe bei ihr – hatte die Göttin freie Hand bei der Wahl ihrer Gefährten. Daher werden von Odudua viele Geschichten von ihren Liebhabern und amourösen Abenteuern erzählt.
Als Göttin der Fruchtbarkeit, die auch den Namen „Mutter, welche empfängt“ trägt, ist sie ja auch für möglichst große Artenvielfalt zuständig. Da kann sie sich einfach nicht nur mit einen Mann – ihrem Göttergatten Obatala paaren. Ihre sexuelle Freiheit zeigt sich auch an ihrem ursprünglicher Kultort in der Stadt Ado (nördlich der nigerianischen Stadt Badagry).
Dort soll in ihrem Haupttempel sogenannte „Tempelprostitution“ praktiziert worden sein. Wie bei vielen anderen Göttinnen, deren Priesterinnen das nachgesagt wird, handelte es sich auch hier wahrscheinlich um die rituellen Praktiken zu Feier der Fruchtbarkeit – jener Kraft, die alles Leben erschafft.
Die Stadt Ado ist durch die große Liebe Oduduas zu einem Jäger in die Geschichte eingegangen. Aus der Verbindung mit diesem Jäger gingen zwei Kinder hervor – die Meeresgöttin Yemaja und Aganju (was „unbewohnter Landstrich“, Ebene, Wüste oder aber auch Firmament bedeutet).
Beim Abschied soll Oduda ihrem geliebten Jäger und allen in der Stadt Ado in Zukunft Lebenden Heil und Segen im Andenken ihres Liebesglückes zugesagt haben. Damit gilt Odudua auch als Göttin der Liebe.
Der Ort, an dem die Erde menstruiert
Eine andere Version des Ehestreits der beiden Schöpfungsgottheiten erzählt davon, dass Obatala seine Gefährtin Odudua aus Rache und Neid, weil sie die Erde geschaffen hat und damit mächtiger war als er, in einen unterirdischen Palast verbannt haben soll.
Zu diesem hat es nur einen einzigen Zugang gegeben: Ein kleines Loch im Boden des Altars, der sich in dem Tempel über dem unterirdischen Palast befunden hat. Durch diese Öffnung wurde einmal jährlich das Blut eines Opfertieres gegossen.
Dieser unterirdischen Palast und der darüber liegende Tempel befand sich in der eben erwähnten Stadt Ado, von der in afrikanischen Traditionen auch gesagt, dass Mutter Erde dort menstruiere.
Dargestellt wird Odudua oft als eine sitzende, ein Kind säugende Frau. Auf anderen Darstellungen hat sie das Aussehen einer Schlange.
auch: Oduda, Oddua, Oduduwa, Oddudua, Oddua, Odua