Die Göttin Moira tritt meist in ihrer dreifachen Form – den Moiren oder Moirai auf: Klotho („die Spinnerin“) mit der Spindel, die den Lebensfaden spinnt, Lachesis („die Zuteilerin“) mit der Schriftrolle, die ihn misst durch alle Zufälligkeiten des Daseins erhält und das Lebenslos zuteilt und Atropos (oder Aztopod, „die Unabwendbare“, „Unerbittliche“) mit der Schere, die den Lebensfaden unter irrem Lachen abschneidet.

Das unabwendbare Geschick 

Die Göttin Moira tritt meist in ihrer dreifachen Form – den Moiren oder Moirai auf: Klotho („die Spinnerin“) mit der Spindel, die den Lebensfaden spinnt, Lachesis („die Zuteilerin“) mit der Schriftrolle, die ihn misst durch alle Zufälligkeiten des Daseins erhält und das Lebenslos zuteilt und Atropos (oder Aztopod, „die Unabwendbare“, „Unerbittliche“) mit der Schere, die den Lebensfaden unter irrem Lachen abschneidet.

Bei Hesiod sind die Moiren Kinder der Göttin der Nacht Nyx, anderen Überlieferungen nach sind sie die Töchter des Zeus und der Themis.

Allein, zu zweit, zu dritt oder zu viert

Nicht immer treten die Moirai als Dreiergruppe auf. In der Homerischen Poesie tritt die Moira fast immer in der Einzahl in noch nicht bestimmt ausgeprägter Persönlichkeit auf. Sie ist die Vertreterin des Ratschlusses der Gottheiten.

Homer nennt die Moira auch das „unabwendbare Geschick. Ein altes Vasenbild zeigt hingegen vier Moiren, die an der Hochzeit des Peleus mit der Thetis teilnehmen, in Delphi verehrte man zwei, eine Geburtsmoirai und eine Todesmoirai bzw. eine Göttin für gutes und eine für böses Schicksal.

Dargestellt werden die Moiren allerdings meist als drei alte Frauen bzw. als Jungfrau, die den Schicksalsfaden spinnt, als Mutter, die den Faden misst und als Greisin die den Lebensfaden durchtrennt. Manchmal singen sie auch; Lachesis singt von den Sachen, die waren, Klotho von jenen, die sind, und Atropos über die Dinge, die sein werden. Eine Spindel, ein goldenes Messer und eine Wasserschale aus der die Zukunft gesehen werden kann, gelten als ihre Attribute.

Verbreiteter Glaube an die Schicksalsfrauen

Die Moiren werden – obwohl sie das Schicksal des gesamten Lebens bestimmen, das Leben und das Gewebe der Lebendigkeit hüten – vor allem mit Geburt und Tod in Verbindung gebracht.

Ursprünglich sollen sie Geburt der Menschen beaufsichtigt haben und ihnen unmittelbar danach ihr Lebenslos zugeteilt haben. Späteren Überlieferungen zufolge sind sie drei Nächte nach der Geburt eines Kindes erscheinen, um den Verlauf seines Lebens zu bestimmen.

Sie werden deshalb besonders geachtet und geehrt, weil sie gerecht verteilen. Der Glaube an die Schicksalsfrauen ist in vielen Kulturkreisen mit verschiedenen Bräuchen bei der Geburt verbunden.

Nicht immer sind sich die Moiren allerdings einig. Als bekanntestes Beispiel dafür gilt ihre Erscheinung bei der Geburt des Meleagros, dem späteren König von Kalydon. Während ihm die ersten beiden Moiren Tapferkeit und Ruhm weissagten, befand die dritte, dass er sterben werde, sobald das Holzscheit, das im Herd brannte, verglüht ist.

Darauf hin nahm seine Mutter Althaia das Holzscheit heraus und verwahrte es. Später allerdings warf sie es wieder ins Feuer, nachdem Meleagros mehrere ihrer Brüder im Streit getötet hatte. Andere Gottheiten können und wollen das Wirken der Moiren nicht vereiteln. Obwohl sie zu den ältesten der vorhellenistischen Göttinnen gehören, verloren sie nie ihre Bedeutung.

Selbst Zeus kann ihre Entscheidung nicht widerrufen. In letzter Konsequenz sind die Moiren immer todbringend. Griechische Grabgesänge, mit denen die Seelen der Verstorbenen den Moiren anvertraut wurden, sind als Moirologia bekannt. Der Volksglaube wusste aber, dass die Moiren auch segnen konnten.

Sie besänftigen Demeter, als diese in Trauer und auf der Suche nach der von Hades geraubten Persephone das Wachstum auf der Erde vernichtete. Zeus haben sie die himmlische Themis, die gute Ratgeberin, als erste, uranfängliche Gattin zugeführt.

Aufmerksamkeit für de Stimme des Herzens

Für gewöhnlich wird das Schicksal von den Moiren vorbestimmt. Es ist aber nicht unausweichlich. Nicht alles, was einem Menschen im Laufe seines Lebens widerfährt, ist Schicksal. Kommt ein Mensch vor der vom Schicksal bestimmten Zeit dem Tod nahe oder plant er etwas, das mit seinem oder dem Schicksal anderer nicht übereinstimmt, so können ihm die Moiren warnenden Gedanken schicken.

Diese werden immer als „innere Stimme“ oder Gewissen wahrgenommen. Es ist daher gut, dieser Stimme des Herzens größte Aufmerksamkeit zu schenken.

Handelt ein Mensch ihr entgegen, so ist sein weiteres Schicksal selbst verschuldet. Menschen können auch mit dem Segen der Moiren ihr Schicksal selbst beeinflussen und zum Guten wenden.

Deshalb arbeiten die Moiren eng mit den Göttinnen Nemesis, die für Gerechtigkeit und Vergeltung zuständig ist und Aidos, der Göttin des Gewissens und der Scham zusammen. Frauen, die ihr Leben in die Hand nehmen sich nicht mehr zum Spielball von anderen Menschen oder Umständen machen lassen wollen, rufen die Moiren zur Unterstützung.

In vielen Kulturkreisen gab es das Bewusstsein, dass das Leben ein geheimnisvoller Faden sei, der von Schicksalsfeen gesponnen, gemessen und gehalten sowie abgeschnitten wird.

Um das Motiv von den drei Schicksalsgöttinnen gibt es daher zahlreiche Varianten: die germanischen Nornen, die römischen Parzen, die keltischen Bethen. In der slawischen Mythologie gibt es die Zoyra, in der osteuropäischen die Sudice, in der baltischen die Laima.
Auch anderen südosteuropäischen Völkern sind Schicksalsgöttinnen bekannt. Sie heißen dort albanisch Fati, rumänisch Ursitori, slowenisch Rojenice und tschechisch Sudicky.

auch: Moira, Moirai, lat.: Moera, Mören

 

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