Nechbet – Göttin von Tod und (Wieder-)Geburt im alten Ägypten

Nechbet ist die Schutzgöttin der Könige und Königinnen in der ägyptischen Mythologie. Sie zeigt sich Menschen meist in Form eines Geiers mit ausgebreiteten Flügeln.

Die Geiergöttin

nechbet2Nechbet ist die Schutzgöttin der Könige und Königinnen in der ägyptischen Mythologie. Sie zeigt sich Menschen meist in Form eines Geiers mit ausgebreiteten Flügeln.

Sie trägt die Weiße Krone Oberägyptens auf dem Haupt, die zuweilen mit zwei langen Federn flankiert ist. Manchmal ist sie auch als Frau mit einer Geierhaube beziehungsweise Geierkopf dargestellt. Sie hilft den Seelen, aus den toten Körpern freizukommen und sorgt dafür, dass nichts zurückbleibt, wie ja auch die Geier die „Gesundheitspolizei“ der Natur sind, die das Fleisch von den Knochen fressen, bevor es verwesen kann.

Nechbet trennt das Lebende vom Toten. Sie wurde bei Beerdigungen angerufen, um die Seele des Verstorbenen zu befreien und auf ihren weiteren Weg zu führen.

Eine weitere Funktion wird ihr als Gebieterin des Wüstentals gegeben. Sie galt auch als Schutzgöttin der Bergwerke. Beides hatte mit der Lage ihres Kultortes zu tun. Nechbet spendet dem König Silber und Gold. Deshalb wird sie vom König mit Edelmetallen beschenkt.

Geier auf einer Lotosblüte

Der Name Nechbet bedeutet „die von Nechab“, d.h. eigentlich ist sie namenlos und wird nur über den Ort ihrer Herkunft, die ursprüngliche Hauptstadt Oberägyptens identifiziert. Trotzdem ist sie keine unbedeutende Göttin.

Sie war die Göttin der oberägyptischen Residenz und der Könige und Königinnen. Als solche ist sie der Gegenpart zur unterägyptischen Wadjet. Die beiden Göttinnen sind häufig gemeinsam abgebildet, Nechbet als Geier auf einer Lotosblüte, Wadjet als Schlange auf einer Papyrusblüte oder beide als Schlangen auf Papyrusblüten sitzend.

Als Schutzgöttinnen der beiden Landesteile werden sie mit der kombinierten Krone von Ober- und Unterägypten gleichgesetzt, die den Namen „die Zauberreichen“ trägt. Das Wort für Mutter war im Ägyptischen das Zeichen des Geiers. Wird dieser Vogel bei uns eher nur mit dem Tod in Verbindung gebracht, so hatte er in diesem Kulturkreis auch etwas sehr mütterlich Beschützendes.
Daher ist Nechbet — wie ihre Schwester Wadjet — die Schutzgöttin der Geburt, die von den Frauen besonders verehrt wurde.

Ihre mütterliche Energie drückt sich auch darin aus, dass man Nechbet eine enge Beziehung zum Mond zuschrieb. Sie wird auch als das „unversehrte Horusauge“, also als Mond, angesprochen. Gerne wurde sie deshalb nach Sonnenuntergang verehrt.

Verleiht Mutter und Kind Lebenskraft

Ursprünglich war Nechbet bei der Geburt eines Gottes oder eines Pharaos zugegen. Als Beschützerin der kindlichen MonarchInnen wurde sie „Große weiße Kuh von Nechab“ genannt und mit mit hängenden Brüsten dargestellt, die sie als Muttergöttin ausweist. In einigen königlichen Geburtsszenen wie im Totentempel des Sahure in Abusir existieren Darstellungen der Nechbet als schützende Amme des Pharaos. Als Geiergöttin ist sie die Göttin des Himmels, die oft mit ausgestreckten Flügeln über den Bildern des Pharaos gezeigt wird, um ihn zu beschützen. Sie gilt als mythische Mutter des göttlichen Aspekts des Pharaos selbst.

In späteren Zeiten beschützte sie alle Geburten und verlieh Mutter und Kind Lebenskraft. Damit wurde sie ganz allgemein zur Göttin der Mutterschaft mit der Bezeichnung „Mutter der Mütter“.

Zauberstab und Frauenzeichen

Ihr Tempel gilt als das älteste Orakel in Ägypten. Ihr Symbol, das Ankh-Zeichen ist ein Zauberstab, später Herrschaftsstab, der zum Frauenzeichen wurde. In einem Ritual mit Nechbet können Frauen erforschen, was an ihnen lebendig ist und was sie so vernachlässigen, dass es abzusterben droht.

Die Göttin zeigt ganz deutlich, was „geboren“, zum Leben erweckt werden soll und was beendet werden, was „absterben“ kann. Sie hilft bei Geburten und Toden – auch im übertragenen Sinn.
Frauen, die mit der Kraft von Nechbet in Verbindung treten, bekommen Klarheit und die notwendige Kompromisslosigkeit, sich von dem zu trennen, was sie am Weitergehen auf ihrem Weg hindert.

Dieser Prozess ist oft schmerzhaft, weil er von vertrauten Gewohnheiten, Lebensumständen und Menschen wegführt.

Das Geschenk von Nechbet ist allerdings auch der Schutz bei der „Geburt“ von Neuem sowie die Kraft, wieder ganz und gar lebendig zu werden.

auch: Neckhbet, Neckhebet, Nekhebet, Nekhbet

 

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