Im Pantheon des tibetischen Buddhismus erscheint Palden Lhamo mindestens seit dem 11. Jahrhundert. Diese zornige Göttin wird meist blau-schwarz, mit drei Augen, mit hängenden Brüsten, flammenden Augenbrauen und Schnurrbart und zu Berge stehendem Haar dargestellt.
Bezwingerin des Ego
Ihren Ursprung hat die mächtige und Furcht erregende Palden Lhamo im Bön-Schamanismus, der in Tibet bereits lange vor dem Buddhismus und auch noch heute ausgeübt wird. Von ihrem Sitz, dem mythischen Berg Potala aus wacht sie in der Bön-Tradition über ganz Tibet.
Im Pantheon des tibetischen Buddhismus erscheint Palden Lhamo mindestens seit dem 11. Jahrhundert. Vorsichtshalber wurde sie vom 2. Dalai Lama Gendün Gyatso (1475-1542) anerkannt, seit dem 5. Dalai Lama gilt sie als persönliche, wie als wilde mütterliche Schutzgottheit des jeweiligen religiösen Oberhaupts Tibets. Sie schützt damit auch die Lehren Buddhas.
Darüber hinaus ist sie die Schutzgöttin der Stadt Lhasa und der tibetischen Regierung. Palden Lhamo gilt als Tochter der Göttin Ekajata und sie steht ihrer Mutter an Furcht erregendem Aussehen und Aspekten um nichts nach. Sie ist eine Gebieterin der Unterwelt und der Schattenseiten und wird oft auch als Dämonin bezeichnet.
Flammende Augenbrauen und Schnurrbart
Diese zornige Göttin wird meist blau-schwarz, mit drei Augen, mit hängenden Brüsten, flammenden Augenbrauen und Schnurrbart und zu Berge stehendem Haar dargestellt. Sie schwingt eine langstielige Keule und hält eine Schädelschale, die mit Sinnesorganen, einschließlich des Herzens und herausgerissener Augäpfel, gefüllt ist.
Um ihren Körper ist eine Schnur aus 15 abgetrennten Köpfen geschlungen. Schlangen halten ihren Lendenschurz aus Tigerfell hoch. Fünf mit flammenden Edelsteinen gekrönte Schädel bilden ihre Krone.
Da sie auch eine Weisheitsgöttin ist, wird sie vom Feuer der Weisheit umgeben. Eine Sonne strahlt in ihrem Nabel und der Mond scheint in ihrer Krone. Dargestellt wird die Göttin oft unter einem Pfauenschirm, welcher Schutz symbolisiert.
Weibliche Macht und unerbittliches Recht
Ihr wildes Maultier treibt sie durch ein Meer von Blut und Fett. Mit alle dem repräsentiert sie die dunklen Kräfte der Großen Mutter — Leben und Tod, weibliche Macht und unerbittliches Recht. Letztendlich geht es ihr darum, die zerstörerischen Kräfte der Ich-Bezogenheit, also das Ego zu bezwingen, um zu Wachstum, Einsicht und schließlich zur Erleuchtung zu gelangen.
Es heißt, dass Palden Lhamo an einem geheimnisvollen See, dem Lhamo Latso, ca. 145 km südöstlich von Lhasa, erscheint. Dieser See ist dafür bekannt, dass er an seiner Oberfläche die Spiegelbilder der Zukunft offenbart.
Der 2. Dalai Lama gründete hier 1509 das Kloster Chökorgyal. Seit dieser Zeit war es bei den Dalai Lamas Brauch, dem Kloster und dem magischen See jedes Jahr einen Besuch abzustatten.
Tiefste Abgründe der eigenen Seele
Nicht nur an diesem See hält die Göttin den Menschen Spiegel vor: Palden Lhamo gilt zwar als unerbittlich, sie schützt allerdings die, die sich selbst und ihr gegenüber ehrlich sind. Wer ihr begegnet und nicht bescheiden, wahrhaftig und gleichzeitig mutig ist, wird von Palden Lhamo gefressen oder in die in die Unterwelt und in die tiefsten Abgründe der eigenen Seele geführt.
Wer einen solchen Prozess durchmacht, kann einerseits versichert sein, dass eine Energie ähnlich jener der Palden Lhamo im Spiel ist.
Andererseits können alle, die bereit sind, ihrem Selbstbetrug, ihrer Selbstgerechtigkeit und ihren größten Ängste und Schwächen beherzt gegenüber zu treten, aus diesem „Gang in die Unterwelt“ gereinigt und mit der daraus resultierenden Gelassenheit und Weisheit hervorzugehen. Palden Lhamo hält ihren Pfauenschirm des Schutzes über sie.
auch: Pälden Lhamo, Penden Lhamo, Pelden Lhamo, Shri Devi (sanskrit), dpal dan lha mo, dPal ldan lha mo (tibetisch), Magzor Gyalmo