Wakan – Urweibliche Kraft im Mythos von indigenen Völkern Nordamerikas

Hopi, Sioux, Dakota, Lakota und andere indigene Völker Nordamerikas glauben an eine „Urgroßmutter“, die das Ur-Weibliche symbolisiert, einer Schöpfungskraft oder Göttin, aus der alles geboren wird.

 Das „Ur-Ei“

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Hopi, Sioux, Dakota, Lakota und andere indigene Völker Nordamerikas glauben an eine „Urgroßmutter“, die das Ur-Weibliche symbolisiert, einer Schöpfungskraft oder Göttin, aus der alles geboren wird.

Diese Kraft, die bei einigen Völkern Wakan genannt wird, wird auch als das All, das Ur-Ei, das allererste Einatmen, das Empfangende bzw. das in sich ruhende Prinzip, als Ur-Kelch, als ursprünglicher Kreis angesehen.

Wakan war (wie auch die weibliche Schöpfungskraft in anderen Kulturen) immer schon da, es ist jene Energie, die alles gebärt.

Viele Mythologien indigener Völker kennen daher auch das „heilige Gesetz“, das besagt, dass „alles aus dem Weiblichen, dem Ur-Einatmen, dem Ur-Ei“ geboren wird. Daher kommt aus der urweiblichen Schöpfungskraft Wakan auch die urmännliche Kraft. Beim allerersten Ausatmen entsteht SSkwan, der Urgroßvater, das urmännliche Prinzip. Und die urweibliche Kraft Wakan verwandelt sich von da an ständig und immer wieder zu SSkwan. Gemeinsam werden sie WakanTanka genannt und aus der Ruhe und der Kraft, die von ihnen ausgeht, entsteht die nach außen gerichtete Spirale, aus deren Aktivität wiederum alles in die Welt getragen wird.

Alles, was schwer zu verstehen war, beziehungsweise über herausragende oder ungewöhnliche Eigenschaften verfügte, wurde mit Wakan assoziiert.
Nahrung, Medizin und alles, was das Wunder des Lebens offenbart (wie kleine Kinder oder alte Bäume) war herausragend; ungewöhnlich erschienen etwa die ersten Pferde, die Šunka wakan („mysteriöser Hund“) genannt wurden oder der Alkohol Mni wakan („geheimnisvolles Wasser“).

Der große Tanz der Schöpfung

Nach dem Schöpfungsmythos der indigenen Völker lieben Wakan und SSkwan einander sehr. In ihrem „großen Tanz“ werden sie zur Einheit, zu Wakan Tanka. Christliche Missionare haben Wakan Tanka vielfach mit „der große Geist“ übersetzt, einfach aus dem Grund, damit so ihr eigener männlicher Gott leichter hinein zu interpretieren war. Aus diesem „großen Geist“ wurde dann sehr bald der „Heilige Geist“, was aber im Grunde auch nichts anderes als die weibliche Schöpfungskraft in der christlichen Dreieinigkeit ist, was wiederum Wakan entsprechen würde.
Bei der Übersetzung der Bibel ins Dakota der Santee-Sioux im 19. Jahrhundert wurde Wakantanka – ähnlich wie Kitche-Manito bei den Cree und Ojibwe – als Name für Gott verwendet.

Es ist aber vielmehr „das Große Geheimnis“, jenes, in dem weibliche und männliche Kräfte zusammenkommen und das Wunder der Fruchtbarkeit und der Vermehrung entstehen kann.

Die „ersten Kinder“ von Wakan Tanka sind Sonne und Erde. Es folgten die Pflanzen, die Tiere und die Menschen. Wakan Tanka – das Große Geheimnis, das große Mysterium, das Heilige an sich schöpft und beseelt all seine Kinder, alle Wesen, die aus dieser Schöpfungskraft entstanden sind, immer noch und immer fort und fort und fort.

Im Glauben der indigenen Völker ist die gesamte Welt und all ihre Wesen geheimnisvoll in Wakan Tanka gebettet, so dass die Gottheit in allen Dingen wirkt, ohne selbst „in der Welt“ zu sein.

auch: Wahkawhuan

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