Auf Thangkas, also spirituellen Rollbildern erscheint immer wieder eine Göttin zwischen zwei Frauen, von denen eine das göttliche Menstruationsblut auffängt, die andere eine Lotusblüte in der Hand hält. Der Name dieser Göttin ist als Atiersang überliefert.
Göttliches heilsames Frauenblut
Auf Thangkas, also spirituellen Rollbildern erscheint immer wieder eine Göttin zwischen zwei Frauen, von denen eine das göttliche Menstruationsblut auffängt, die andere eine Lotusblüte in der Hand hält. Der Name dieser Göttin ist als Atiersang überliefert.
Sie gibt ihr göttliches Blut als Heilmittel und Zaubersubstanz an andere Frauen weiter. Denn viele Zaubermittel der Bön, der vorbuddhistischen Einwohnerinnen Tibets, brauchen Frauenblut, um wirksam zu sein.
Gilt Menstruationsblut in anderen (patriarchalen) Religionen als unrein, ja sogar als gefährlich, so wurde hier offenbar die heilige und damit auch heilsame Kraft geehrt: Das Blut der Göttin, das in allen weiblichen Zyklen schwingt.
Transportmittel für die Informationen der Weiblichkeit
Die moderne Wissenschaft hat bewiesen, dass Menstruationsblut nicht nur stark mit Sauerstoff angereichert und damit auch das reinste Blut ist, es trägt auch die entschlüsselte DNA. Der hohe Anteil des Sauerstoffs kann die DNS decodieren. Daher wurde es als sehr direktes «Transportmittel» für die Informationen der Weiblichkeit nicht nur in der Bön-Tradition sondern auch in anderen matriarchalen Kulturen angewandt – z.B. als Beimischung zu Arzneien, als Düngemittel für essbare Pflanzen, zur Kennzeichnung und Sicherung eines Territoriums.
Die Abbildungen der Atiersang kann als Aufforderung der Göttin an die Frauen verstanden werden: Ihr Frauenblut ist etwas ganz besonderes, heiliges. Wenn es Frauen ehren und zu heilenden Zwecken einsetzen, dann kann es zu einer direkten Energieübertragung der Göttin kommen.
Daher gilt Atiersang im vorbuddhistischen Tibet als die große Göttin der Frauenkraft.