Hanwi – Mondgöttin der Oglala

Hanwi wird von den Oglala, dem bevölkerungsreichsten und bekanntesten Stamm der Lakota verehrt. Ihr Name bedeutet übersetzt: Nacht-Sonne (Han=Nacht, Wi=Sonne).  

Die „Nachtsonne“

hanwi2Hanwi wird von den Oglala, dem bevölkerungsreichsten und bekanntesten Stamm der Lakota verehrt. Ihr Name bedeutet übersetzt: Nacht-Sonne (Han=Nacht, Wi=Sonne).  Auch das Volk der Dakota kennt sie als „Nachtsonnenfrau“.

Sie kommt in der Schöpfungsgeschichte der Lakota vor. Ihr Mann, der Sonnengott Wi, mit dem sie einst gemeinsam Tag und Nacht die Erde erhellte, erwählte sich bei einem Festbankett eine andere Göttin als Tischdame: Ite, die als die schönste Frau im ganzen Himmel galt.

Als Hanwi zum Festmahl kam und bemerkte, dass ihr Platz an der Seite ihres Ehemannes besetzt war, schlug sie aus Wut ihrer Widersacherin ins Gesicht. Dann schämte sie sich aber so sehr, dass sie ihr eigenes Gesicht bedeckte.

Es gab darauf hin ein Himmelsgericht, bei dem beschlossen wurde, dass Wi am Tag und Hanwi in der Nacht herrschen sollten. Diese Zeit war als Hanwi-yetu festgelegt – die Mondzeit.

Das verschleierte Antlitz

Wi fiel es fortan schwer, ohne die Begleitung seiner Frau täglich die Reise über den Himmel zu machen, daher gibt es Zeiten, in denen er sehr schwach ist und nur kurz leuchten kann. Dann ist es auf Erden Winter.
Aber es gibt auch Zeiten, in denen Wi und Hanwi einander begegnen – die Morgen- und Abenddämmerung. Dann verschleiert Hanwi ihr Antlitz. Dies als Symbol dafür, dass in Übergangszeiten vieles noch nicht so klar erkennbar, sozusagen im Nebel ist.

Ite musste zurück auf die Erde. Sie sollte nach wie vor die schönste Frau bleiben, aber nur mit einer Gesichtshälfte. Die andere Gesichtshälfte (jene, auf die sie von Hanwi geschlagen wurde) ist hingegen total entstellt und hässlich. Alle, die sie sehen, sollten bei ihrem Anblick Angst bekommen. Hanwi wird als das wichtigere und stärkere Licht angesehen, weil es die Dunkelheit des Nachthimmels durchbricht, während es am Tag ja ohnehin hell ist.

Damit kann sie im Glauben der Lakota auch die „Dunkelheit in der menschlichen Seele“ durchbrechen.
Wenn man sie gar nicht sieht (zu Neumond), dann ist dies die Zeit der Reinigung. Sie ist damit auch die Gebieterin über Heilrituale, sie vertreibt böse Gedanken und schenkt den Menschen Träume.

Sie ist die Göttin der Morgen- und der Abenddämmerung und der Zwielichtstimmungen in der menschlichen Seele. In den Übergangszeiten zwischen Tag und Nacht wird Hanwi gerufen und verehrt.

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