Itzpapalotl – Aztekische Schmetterlingsgöttin

In der aztekischen Mythologie ist Itzpapalotl der „Obsidianschmetterling“ – ein Mischwesen aus Frau und Schmetterling.

Dämonischer Obsidianschmetterling

In der aztekischen Mythologie ist Itzpapalotl der „Obsidianschmetterling“ – ein Mischwesen aus Frau und Schmetterling. Da aus Obsidian Messer hergestellt werden ist sie die Gebieterin über Messer. Die Göttin ist geflügelt, ihre Flügel sind mit Messerspitzen aus Obsidian oder Tecpatl (Feuerstein) versehen.
Sie ist einer der Töchter von Teteoinnan und Schwester von Tlazolteotl und Ayauhteotl.

Geschätzt wie gefürchtet

Ihr Name ist auch „Klauen- oder Krallenschmetterling“. Es ist durchaus möglich, dass sich der Krallenschmetterling auf die Fledermaus bezieht und in einigen Fällen wird Itzpapalotl mit Fledermausflügeln dargestellt. Herausragend ist ihre Doppelnatur als eleganter, zarter Schmetterling und als beeindruckende krallenbehaftete Kriegerin.
Sie erscheint wie ein Fabelwesen – mit Fängen eines Jaguars und auch in der Gestalt bzw. dem Kopf eines Geiers. Dies weist vor allem auf Hungersnot und Tod hin. Dies ist erstaunlich, weil sie auch eine Landwirtschaftsgöttin ist. Aber offenbar wird damit ausgedrückt, dass ihre Gaben nicht selbstverständlich sind.
Ihr Schmetterlingswesen wird oft auch als Drachengestalt oder als Fledermaus interpretiert. Sie wird auch als Dämonin angesehen.

Der Name Itzpapalotl spiegelt die Dualität ihrer Persönlichkeit wider. Als Schmetterling repräsentiert sie Schönheit, Metamorphose und die Vergänglichkeit des Lebens. Sie wird jedoch auch mit Obsidian in Verbindung gebracht, einem vulkanischen Glas, das für seine Schärfe bekannt ist und ihre Wildheit, Stärke und Verbindung zu Tod und Krieg symbolisiert. Diese Verschmelzung von Attributen machte Itzpapalotl zu einer facettenreichen und faszinierenden Göttin, die in der aztekischen Kultur sowohl geschätzt wie gefürchtet wurde.

Das Paradies der totgeborenen Kinder

Die genauen Ursprünge von Itzpapalotl sind rätselhaft. Eine eine Legende besagt aber, dass sie in Tonatiuhichan lebte, einem Paradies, in dem die Seelen der Krieger ihr Leben nach dem Tod verbrachten. Tonatiuhichan war ein wunderschönes Tal voller blühender Gärten und atemberaubender Haine.
Ihr Mythos erzählt, dass Itzpapalotl aufgrund ihrer rebellischen Natur aus Tonatiuhichan verbannt wurde. Sie ließen sich in Tlillan-Tlapallan nieder, einem Ort, der im Grunde ein mittleres himmlisches Reich war.
Dort lernte sie Xōchipilli kennen und lieben, den Gott der Blumen, der Musik, der Liebe und des Tanzes. Doch dieser wollte Tonatiuh, den Gott des Tageshimmels töten. Er lieh sich von Itzpapalotl einen unsichtbaren Umhang und es gelang ihm, seinen mörderischen Plan in die Tat umzusetzen.  

Die anderen Gottheiten entdeckten bald ihr Verbrechen und Itzpapalotl und Xociphili wurden nach Tlalocan verbannt, einem anderen himmlischen Reich, in dem Tlaloc, der Gott des Regens, herrschte. Doch íhr Glück dauerte nicht lange, da Tlaloc ermordet und Tlalocan zerstört wurde. Während der Überschwemmung und Zerstörung von Tlalocan ertrank Xōchipilli, während Itzpapalotl nach Tamoanchan, dem Unterweltparadies, floh.
Dies war der Ort, an dem die Gottheiten die ersten Exemplare der heutigen Menschheit erschufen. Es war jedoch auch ein Paradies für die Seelen totgeborener Kinder und Frauen, die bei der Geburt ihres Kindes starben. Als Gebieterin von Tamoanchan herrscht sie daher auch über die Seelen aller Säuglinge und Mütter, die während der Geburt starben. Deshalb gilt sie auch die Beschützerin der Mütter, Schwangeren, Kinder und Hebammen. 
In Tamoanchan gab es einen sogenannten Milchbaum mit 400.000 Brustwarzen. Die Seelen verstorbener Babys könnten an diese Brustwarzen saugen und so die Kraft für die Reinkarnation und Wiedergeburt gewinnen.  

So gewalttätig und destruktiv Itzpapalotl scheint, so warmherzig, beschützerisch und fürsorglich ist sie aber auch.
Itzpapalotl ist eine komplexe Gottheit, die so viele gegensätzliche Konzepte verkörpert: Blut und Schönheit, Zerstörung und Trost, Gewalt und neue Hoffnung. 
Das drückt sich auch in ihrem Aussehen aus.
Ihr Zuständigkeitsbereich ist weit gestreut: Sie ist Feuer- wie auch Schicksals- und Sternengöttin. Sie steht für Heilung und Schönheit.

Als Göttin mit Schmetterlingsflügeln steht sie natürlich auch für Transformation. So wie sich ein Schmetterling von einer Raupe in seine wunderschöne Endform verwandelt, müssen auch wir bestimmte Transformationen durchlaufen. 
Sie wird deshalb so geschätzt, weil sie das Potenzial für Neuanfänge verkörpert. Sie bietet Hoffnung nach dem Nichts und dem Verlust.

Itzpapalotl kann eine Figur großer weiblicher Stärke sein. Sie ist eine zähe und starke Kämpferin. Sie mag als Seelenfresserin bekannt sein, doch sie beschützt auch Opfer der Kindersterblichkeit und Mütter, die während der Geburt sterben.

auch: Itzpzpapalotl, Itzpaplotl  

 

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