Tlazolteotl – Aztekische Liebes- und Erdgöttin

Tlazolteotl wurde besonders von den altmexikanischen Nahua-Völkern verehrt. Sie ist Göttin der Lust, Fruchtbarkeit, Empfängnis und Geburt bzw. Wiedergeburt. Sie ist die Gebieterin der geschlechtlichen Liebe und des sexuellen Verlangens.

Die große Verführerin

 

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Tlazolteotl wurde besonders von den altmexikanischen Nahua-Völkern verehrt. Sie ist Göttin der Lust, Fruchtbarkeit, Empfängnis und Geburt bzw. Wiedergeburt. Sie ist die Gebieterin der geschlechtlichen Liebe und des sexuellen Verlangens.

Tlazolteotl ist die große Verführerin und unterstützt Menschen bei ihrer sexuellen Begierde. Damit soll sie Menschen zu „Unzucht“, Ehebruch, Zügellosigkeit und sexueller Ausschweifung verführt und zu erotischen Höchstleistungen angespornt haben.

Sie ist die Beschützerin von unerlaubten Liebesbeziehungen. In ihr sah man auch die Überträgerin der Geschlechtskrankheiten, die man oft als Strafe für sexuelle Ausschweifungen deutete. Gleichzeitig war sie es aber auch, die diese Sünden wieder vergab, die den Sünder durch ihr „Dreckfressen“ reinigte.

Sie soll auch von Krankheiten wie Kopfschmerzen, Halskrankheiten und Infektionen heilen können, indem sie diese einfach schluckt. Ihren Zweitnamen Ixcuina, die „Schmutzfressende“ (oder auch „die mit den zwei Gesichtern“) hat sie nämlich daher, weil sie als Lebens- und Todesgöttin Menschen am Ende ihres Lebens besucht.

Die Sünden all jener, die sich dazu bekennen, frisst sie auf und reinigt dadurch ihre Seelen. Das, was wir heute oft als „Schmutz“ bezeichnen, ist oft nichts anderes als irgendeine Art von Materie oder einfach nur ein wenig Erde. Als Erdgöttin transformiert Tlazolteotl alles, was ja schließlich von der Erde kommt, von ihr geboren wurde (sonst wäre es ja nicht hier) wieder zu Humus.

Priesterinnen der Schmutzgöttin

Aztekische Prostituierte standen in ihrem besonderen Schutz. Sie umrahmten sich den Mund mit geschmolzenem schwarzem Gummi, um ihre Assoziation mit Tlazolteotl anzuzeigen. Sie verstanden sich als Priesterinnen der Schmutzgöttin, da sie die schlechten Leidenschaften ihrer Freier absorbierten.

Tlazolteotl repräsentiert jenen tiefen Anteil in uns selbst, den wir oft so fürchten, da er so kraftvoll ist – das alles Leben bringende sexuelle Verlangen, das höchste Freude bringen kann, aber auch in die Abgründe der menschlichen Seele führen kann. Sie ist auch unter den Beinamen Tlazolmiquiztli (Tod in der Wollust) bekannt.

Dargestellt wird die Göttin oft mit einem Furcht erregenden Gesichtsausdruck, der Höhepunkt der größten Lust wie auch des größten Schmerzes bedeuten kann. Wenn wir von diesem berührt werden, finden wir absolute Gnade. Sie ist der Beweis dafür, dass alles, was uns überwältigen und zerstören kann, auch die Kraft und die Macht des Heilens und des Vergebens in sich trägt.

Reitet „gekleidet wie die Nacht“ über den Himmel

Tlazolteotl wurde als die dritte, die dunkle Phase der Mondgöttin Coyolxauhqui angesehen und wird dabei mit der Magie des Schwarzmondes in Verbindung gebracht. Sie selbst wird in vier Aspekte aufgeteilt: Tiacapan, Teicu, Tlaco und Xocutxin. Alle vier sind das, was wir in unserem Kulturkreis als Hexen bezeichnen würden. Sie reiten, „gekleidet wie die Nacht“ auf Besen über den Himmel, tragen Stirnbänder aus Baumwolle und hohe spitze Hüte.

Tlazolteotl selbst wird oft auch als Baumwollgöttin bezeichnet. Sie ist die Mutter des Maisgottes Cinteotl, den sie bewusst aus dem tiefen Inneren der Erde empfängt, das Leben schenkt und im Zyklus dieses Lebens auch immer wieder begräbt um ihn neuerlich zu empfangen.

Heilerin der weiblichen Geschlechtsorgane

Tlazolteotl wird als höchstes weibliches Prinzip mit immenser Machtfülle verehrt. Sie ist Beschützerin alles Weiblichen und vor allem auch Heilerin der weiblichen Geschlechtsorgane. Noch heute werden in Mexiko entzündete Stellen z.B. an Brustwarzen mit Maismehl (dem Geschenk ihres Sohnes Cinteotl) gelindert und geheilt.

Ihr zu Ehren werden Gerichte mit aphrodisierender Wirkung gekocht. Auf Darstellungen hält sie oft als Symbol des Lebens einen Maiskolben in einer und eine Rassel als rituelles Instrument für den Fruchtbarkeitstanz in der anderen Hand.

Sie ist die Schutzgöttin der Hebammen und weiblichen Ärztinnen bzw. Heilerinnen sowie der Hellseherinnen und Wahrsagerinnen. Ihre heiligen Tiere sind Schlangen und die Schleiereule.

Besenstiel als magischer Stab

Ihr magischer Stab ist ein Besenstiel, wodurch sie auch als Königin der Hexen angesehen wird.

Verehrt wird sie vor allen an Wegkreuzungen, dies deshalb, weil diese Wendepunkte darstellen, an denen man sich entscheiden muss, den richtigen oder falschen Weg einschlagen kann – genauso wie an Schicksalskreuzungen im menschlichen Leben.

Frauen rufen sie heute daher nicht nur, wenn sie Tlazolteotls Segen und Unterstützung in erotischen und vor allem außerehelichen Angelegenheiten brauchen, sondern auch dann, wenn sie körperliche Leiden, seelischen Kummer und schlechtes Gewissen nach Fehltritten von ihr weg gefressen haben wollen. Bei Ritualen auf Wegkreuzungen zu Ehren der Göttin kann man auch Klarheit zu Lebensentscheidungen erlangen.

auch: Tlazolteutl, Tlazolteotli, Tlaelquani, Tlazolmiquiztli, Ixcuina

 

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