Fatua wird meist als ein Aspekt der Göttin Fauna bzw. der Bona Dea gesehen, jener Göttin, deren wahrer Name von den Priesterinnen geheim gehalten wurde.
Die, die weise „sagt“
Fatua wird meist als ein Aspekt der Göttin Fauna bzw. der Bona Dea gesehen, jener Göttin, deren wahrer Name von den Priesterinnen geheim gehalten wurde. Dieser geheime Name der Bona Dea war möglicherweise Fenta Fauna oder Fenta Fatua.
Egal, ob sie nur einen Teilbereich einer anderen Göttin abdeckt oder eine eigenständige Göttin ist, Fatua ist die, der man die Verkündung zukünftiger Schicksale zuschrieb. Der Wortstamm ihres Namens kommt vom lateinischen Wort „fatum“.
Dies hieß zuerst nur „Sache, die gesagt wurde“ und bekam aber immer mehr die Bedeutung von Schicksal oder auch Weissagung. Das dazugehörige Verb ist „fari“ und bedeutet wörtlich übersetzt „das Gesagte“.
Das Schicksal als weibliche Kraft
Da die Menschen seit jeher dazu neigen, etwas Abstraktes zu personifizieren, wurde im antiken römischen Reich aus dem unpersönlichen Begriff „fatum“ für Schicksal, das immer schon als weiblich verstanden wurde, eine mythologische Gestalt entwickelt — die Göttin Fatua, die zuerst als allein, dann aber auch als drei bzw. mehrere Fatae auftraten.
Hier ist die Verbindung zu dem Bild der dreifachen Schicksalsgöttin in anderen Kulturen, wie den Moiren, den Parzen, den Nornen bzw. der Laima offensichtlich.
Feen als Gesandte der Göttin
Auch das Wort „Fee“ führt die Sprachwissenschaft auf das lateinische „fatum“ zurück. Im mittelalterlichen Frankreich wurde 1000 n.u.Z. aus dem lateinischen „fatae“ erst „faie“ und später „fée“. Als die Römer nach Britannien eindrangen, wurden sie auch dorthin von den „fées“ begleitet.
Fatua ist also sozusagen die „Urmutter aller Feen“
Sie behielten dort über einige Jahrhunderte diesen französischen Namen, doch dann wurde dieser zuerst in „faerie“ und „fay“ anglisiert, woraus im Lauft der Zeit „fairy“ wurde. Im Deutschen Sprachgebrauch kennt man das Wort „Fee“ seit dem 18. Jahrhundert. Als Feen werden vor allem weibliche mythische Wesen genannt, die sich um das Schicksal der Menschen kümmern, die Wünsche erfüllen, aber auch die Zukunft voraussehen und damit auch weissagen können.
„Voraussagungen“ über das Schicksal von Neugeborenen
Nach der Geburt eines Kindes wurde im antiken Rom eine Fata (bzw. auch gleich drei: Tria Fatae) gerufen. Wahrscheinlich handelte es sich dabei nicht um irgendwelche überirdischen Gestalten sondern um Seherinnen, weise Frauen, die mit der Göttin Fatua in Verbindung standen.
Zu vermuten ist, dass älteren, erfahrenen Frauen, die auch die Rolle der Geburtshelferin, Amme und Kinderbetreuerin innehatten, diese „Feen-Rolle“ zugeschrieben wurde. „Voraussagungen“ über das Schicksal von Neugeborenen waren in früheren Zeiten wahrscheinlich vor allem in der Überprüfung der physiologischen Konstitution, im Testen der Reflexe, also in einer ersten medizinischen Untersuchung begründet.
Daraus konnten dann diese „weisen Frauen“ bzw. „Feen“ die Überlebenschance und das weitere Geschick dieses kleinen Menschen gut voraussagen. Man erhoffte natürlich neben den „Weissagungen“ auch die Überbringung verschiedensten Gaben. Auch diese waren vermutlich profaner, als es in den Märchen geschildert wird.
Erfahrene Hebammen hatten natürlich Mittel, wussten Wege, wie man schwache und kränkliche Kinder behandeln und betreuen kann. Und wie man ihnen dadurch zu Schönheit, Liebenswürdigkeit, Gesundheit und Reichtum in ihrem weiteren Leben verhelfen kann.
Feen in Mythen und Märchen
Und die Weisheit dieser Frauen, die in den unterschiedlichsten Kulturkreisen mit einer ursprünglichen Kraft, die oft als Göttin identifiziert wurde, verbunden waren, fand ihren Niederschlag in vielen Mythen, Volksreligionen und -märchen. Sie wurden aus sterblichen Frauen auch immer mehr zu „überirdischen Wesen“.
„Fatae“ oder „fairys“ oder „Feen“ sind allerdings nicht als Göttinnen sondern eher als deren Gesandte zu verstehen — jene, die mit der Göttin Fatua (oder wie immer sie im entsprechenden Kulturkreis genannt wurde) in Verbindung stehen. Gegenüber den meisten Mythen, die von Gottheiten bekannt sind, suchen Feen nämlich die Nähe von Menschen, sie sollen sich von Früchten und dem, was die Erde bietet, ernähren und es werden ihnen menschliche Eigenschaften, Verhaltensweisen und Gefühle zugeschrieben. Es heißt von Feen, dass sie tanzen und spinnen, dass sie sich freuen oder ärgern.
Es herrscht daher seit jeher fast überall der Glaube, dass man diese Feen zuvorkommend behandeln müsse. Immer wieder treten Feen in Mythen, Märchen und Sagen bei Tauffeiern auf. Traditionell wurde den Geburtshelferinnen, Heilerinnen oder Patinnen – also der „guten Fee“, die das Kind schon bei der Geburt beschützt hat oder jener reifen Frau, von der man sich weiteren Schutz erhoffe, einen Ehrenplatz an der Tafel angeboten.
Im antiken Rom hatte man großen Respekt vor den Gesandten der Göttin Fatua: Behandelte die Familie des Neugeborenen die „Fatae“ mit dem gebührenden Anstand und Takt, so waren für das Kind auch Gaben wie Schönheit, Besonnenheit, Klugheit und liebenswürdiger Freundlichkeit zu erwarten.
Wurde jedoch auch nur eine der Feen oder Fatae beleidigt, so fürchtete man, dass dies negative Konsequenzen auf das Kind hatte (die z.B. irgendwelche Tabus oder Verboten bestanden, die das Kind ein Leben lang beeinflussten). Darüber hinaus sollen gedemütigte Feen die erwachsenen Familienmitglieder mit Kahlköpfigkeit, Taubheit, Rheumatismus oder anderen körperlichen Gebrechen bestraft haben.
Das beste Beispiel dafür ist das Märchen „Dornröschen„, in dessen Originaltext übrigens nie von Feen die Rede ist. Es geht immer um 13 „weise Frauen“. Aber nicht nur bei Neugeborenen, auch in anderen Lebensbereichen kannte man Feen als hilfreiche Wesen — vor allem für sozial Schwache, Benachteiligte und Ausgegrenzte. Sie geleiten Irrende wieder auf den rechten Weg, können mittels ihrer „Zauberkräfte“ Unmögliches möglich machen und gewähren ihren Begünstigten selbst oft auch Zauberkräfte oder Glück bringende Eigenschaften. Fast überall heißt es, dass Feen imstande seien, die Zukunft vorherzusehen.
Die Göttin Fatua findet sich auch in der Fata Morgana (siehe Morrigan) wieder, bekannt auch als Morgaine le Fay aus der Arthus-Sage. Verwandt ist römische Fatua auch mit Fatima, der Mond- und Schöpfungsgöttin des pre-islamischen arabischen Raums.
Die „geheimen“ Kräfte der Fatae — und wo wir sie heute noch finden
Sie zeigt vor allem deutlich, dass menschliche Frauen gut mit einer Göttin in Verbindung treten und die göttliche Weisheit nutzen können. „F
een“, „Fatae“ oder Gesandte der Fatua sind noch heute überall zu finden: Frauen, die mit Witz, Mut, Weisheit, Intuition, Menschenkenntnis und Menschenverstand „zaubern“ können, die den meist ohnehin offensichtlichen Dingen Worte geben, die damit das „Helle Sehen“ und damit das „Wahre Sagen“ praktizieren, die mit ihrem Liebreiz die Umgebung erhellen, die „Verirrten“ und „Verwirrten“ mit einigen klugen Fragen („wenn du drei Wünsche hättest, welche wären das?“) auf die Sprünge helfen und dabei deren Leben wieder in sinnvolle Bahnen lenken können und die zur rechten Zeit auch wieder verschwinden, um ihr eigenes Ding zu machen.
Wer nach ihnen Ausschau hält, findet sicher einige – draußen in der Welt oder drinnen in den eigenen Innenwelten.
auch: Fenta Fatua