Als große Mutter des arabischen Raums existiert Fatima von Beginn der Welt an und heute ist sie im Volksglauben noch immer als die „Große Göttin“ mit allen Kräften und Eigenschaften verankert.
Die universell Beschützende
Als große Mutter des arabischen Raums existiert Fatima von Beginn der Welt an und heute ist sie im Volksglauben noch immer als die „Große Göttin“ mit allen Kräften und Eigenschaften verankert.
Bekannt ist Fatima allerdings vor allem als Tochter Mohammeds. Die Verehrung der Göttin Fatima ist aber viel älter. Sie ist Schöpfungs,- Mond-, und Schicksalsgöttin. Man nannte sie Mutter der Sonne, Paradiesbaum, Gebieterin des Wasser, der Nacht und der Verwandlung.
So wie in Europa und in Christentum die Kraft der verschiedenen Göttinnen hauptsächlich vom Marienkult assimiliert wurden, wandelte der Islam die arabische Göttin Fatima zur mythischen und fiktiven „Tochter“ Mohammeds und degradierte sie (wie es auch mit der christliche Gottesmutter Maria geschah) zur menschlichen Sterblichen, die dennoch auch als „Mutter ihres Vaters“ beschrieben wird.
Die Verwandtschaft zur christlichen Maria
Ihre hingebungsvolle Verehrung ist mit der christlichen Marienverehrung gleichzusetzen. Und auch sonst sind sich Maria und Fatima sehr nahe. Das drückt sich unter anderem darin aus, dass das erste Zentrum des christlichen Ordens der Tempelritter in Jerusalem an die Al-Aqsa-Moschee grenzte, die von den Schiiten als Haupttempel der Göttin Fatima verehrt wird.
Just in dem mittelportugiesischen Dorf Fátima hatten 1917 drei Hirtenkinder eine der bedeutendsten Marien-Erscheinungen. Wie Maria wird auch Fatima als sündenfreie Jungfrau, als „al-Batul“ angesehen. Im Falle von Fatima mit der Begründung, weil ihre Kinder als einzige bis ins Erwachsenenalter am Leben blieben.
Sie gilt auch als die Mutter aller alidischen Dynastien in der islamischen Geschichte und sie ist damit die Urmutter aller Nachkommen des Propheten. Sie wird auch als „Königin der Frauen des Paradieses“ bezeichnet.
In die Figur der Fatima fließen andere Göttinnen aus dem östlichen Mittelmeerraum ein: Vor allem Tanit, die höchste Göttin Karthagos und Gebieterin des Mondes , die ihrerseits wieder von anderen lokalen Göttinnen beeinflusst war (u.a. Astarte, Isis, Hathor).
Die Hand der Göttin
Viele dieser mit verschiedenen Namen belegten alten Fruchtbarkeits- und Schutzgöttinnen wurden mit einem Kind im linken Arm und erhobener rechten Hand abgebildet. Auch von Fatima kennt man solche Darstellungen. Bekannt wurde die „Hand der Fatima“ vor allem als kulturelles Zeichen im islamischen Volksglauben Nordafrikas und des Nahen Ostens. Fatimas Hand gilt als universell schützend und als wirksamste Abwehrmaßnahme im Kampf gegen den Bösen Blick.
Ihre Funktion als „Abwehrzauber“ stammt höchstwahrscheinlich aus vorislamischen Stammesreligionen in Afrika. Die Fatima-Hand ist außerdem Zeichen der Vorsehung und des Großmuts, des Mitgefühl und der Vergebung. Wenn eine Gottheit die offene Hand zeigt, dann hat das universelle, schützende oder segnende Symbolkraft, entsprechende Handabdrücke finden sich bereits in steinzeitlichen Höhlen.
Dies ist auch in den Kult um die christliche Maria übergegangen, wo man die segnende Hand der Maria auch als Geste der Verkündigung versteht. Während andere Göttinnen mit verschiedenen Handstellungen gezeigt werden, so steht die Hand der Fatima auch für sich allein, wenn man sie sieht, wissen alle Menschen im arabisch-islamischen Kulturkreis, worum es geht.
Allerdings haben weder das Symbol noch die angebliche Wirkung dieser alten Geste der segnenden göttlichen Hand eine tatsächliche Rechtfertigung im Islam, sondern sind aus dem vorislamischen Volksglauben entstanden, der dann in den Islam adaptiert wurde. Deshalb wurde im Nachhinein auch versucht, der Symbolik der Göttinnen-Hand eine islamische Identität und Rechtfertigung zu geben.
Es wurde ihr daher unterschiedliche Bedeutung zugeschrieben: Der Daumen sei Mohammed selbst, der Zeigefinger stehe für Fatima, der Mittelfinger für ihren Mann Alis ibn Abi Talib, Ring- und kleiner Finger für deren Söhne Hasan und Husain.
In einer anderen Auslegung sollen die Finger der Fatim-Hand die fünf Säulen des Islams, das sind die fünf Glaubenspflichten darstellen (Gebet, Glaubensbekenntnis, Fasten während des Monats Ramadhan, Pilgerfahrt nach Mekka und Armensteuer)
Schutz, Kraft und Glück durch Fatimas Hand
Egal mit welchem Hintergrund, in der arabischen Welt ist die Hand der Fatima ein sehr beliebter Talisman — vor allem für Frauen. Das Zeichen wird in seinen verschiedenen Modifikationen oft als Hautzeichnung, Talisman oder Schmuckstück getragen. Es soll Bräute, schwangere Frauen, neugeborene Kinder und alle, die besonders verletzlich oder gefährdet sind, schützen und ihnen Glück bringen.
Alle anderen Trägerinnen sollen so von der Göttin mit Kraft und Glück gesegnet werden. Man glaubt auch an heilende Kräfte. Daher tragen nicht nur Menschen die Fatima-Hand sondern auch dem Vieh werden derartige Halsketten zum Schutz vor Krankheiten umgehängt. Sie ist auch auf manche Trommeln gemalt, die für Besessenheitsrituale verwendet werden.
Man findet sie als Segens- und Schutzzeichen auch auf Türschwellen, Übergangen und vom Rückspiegel in Autos baumeln. Genannt wird die Hand der Fatima auch Hamsa, was Arabisch für „fünf“ (Finger) steht. Mit ihrer Symbolkraft der 5 stellt sie die Quintessenz aller Dinge dar und ist auch mit dem Pentagramm bzw. Trudenfuß (siehe auch unter Thrud) vergleichbar.
Frauen erhoffen sich auch, dass die magischen Wirkungen der Großen Göttin, vor allem als Distanzgeste und damit als magisches Abwehrmittel und zur Erlangung der Hellsichtigkeit durch diese „Handmagie“ auf sie übergeht.
Gerade mit der Hellsichtigkeit ist Fatima mit anderen Göttinnen sehr verbunden, die auch Namensähnlichkeiten aufweisen, wie mit der römischen Fatua und der Fata Morgana (siehe unter Morrigan).
Wie im christlichen Regionen die Maria viele der alten Göttinnen und die mit ihnen verbundenen Rituale unter ihrem Mantel birgt, so ist auch Fatima im arabisch-islamischen Bereich ein eindeutiges Zeichen für die Kraft der Göttin.
Wunderbar, mit welchen weiblichen Urquellen sich Frauen auch in patriarchalen, monotheistischen Religionen ganz „offiziell“ verbinden können.