Als Flussgöttin wacht Murna über die Mur.
Die sanft-wilde Steierin
Die Mur, der Hauptfluss und die Lebensader der Steiermark, hat eine bewegte Geschichte, die bis in die Nacheiszeit zurückreicht. Sie ist Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten, war früher Transportweg für verschiedenste Güter und liefert heute Elektrizität.
Sagen erzählen, dass der gesamte Flusslauf von geheimnisvollen Orten gesäumt ist, die von magischen Wesen bevölkert und ungeheuren Mächten kontrolliert werden. Berichten von Hochwassern zufolge kann die Mur gewaltig außer Kontrolle geraten, dann ist der Fluss unheilvoll und bedrohlich. Die Gewalt dieses Flusses wird mit geheimen Kräften erklärt.
Andererseits ist der Flusslauf voll der Idylle und ein paradiesischer Wohlfühlort.
Geben und Bewahren
Als Göttin wacht Murna über die Mur und repräsentiert alle Kräfte dieses Flusses: Wild und unbändig, sanft und lieblich, magisch und geheimnisvoll. Murna ist in den Schwarzenberger Archiven sowohl als alter keltischer Namen für den Fluss, sowie auch für dessen Göttin erwähnt. Damit reiht sie sich in den Reigen der vielen Flüsse rund um den Erdkreis, die auch als Göttin wahrgenommen werden.
Die Menschen haben seit jeher die selbst reinigende und lebenspendende Kraft des Wassers als Segen empfunden. Flussgöttinnen rund um den Erdkreis stehen für diese Kraft, in der Steiermark ist dies die Flussgöttin Murna.
In der Stadt Murau, genau an dem Punkt, wo sich der Bach zum Fluss wandelt, thront die junge Flussgöttin in Form einer Bronzefigur des Bildhauers Rudolf Hirt auf einem Felsen in der Mur. In ihrer Gestalt sammeln sich Energien und lebenspendenden Kräfte, um sie der Stadt Murau zuzuführen und von hier aus in weiterer Folge dem Bezirk und dem Bundesland Steiermark, bis hin zur kroatisch-ungarischen Grenze, wo die Mur in die Drau mündet.
Ihre Körperhaltung zeigt sehr schön ihre Qualitäten des Gebens und Bewahrens. Als Symbol für Energie hält sie zwei Blitze in ihrer rechten Hand.
Wilder Hopfen rankt sich von ihrem linken Arm um ihren Körper und steht für das zu Bewahrende. Hopfen ist natürlich an der Mur eine bedeutungsvolle Pflanze, finden wir doch entlang der Mur gleich drei Brauereien.
Sie trägt einen Fischhut, aus dem sich Wasserschlangen auf ihre Schultern herab schlingen, was sie als Beschützerin der Tiere in um den Fluss ausweist.
Es scheint, dass sie mit ihrer linken Hand den wilden, reissenden Strudel des Flusses abwehrt, der sich gleich nach der Statue in einen ruhig dahinfließenden Fluss verwandelt. Diese Handhaltung kann auch als Segnung interpretiert werden, die wohl allen gilt, die im und am Fluss ihre Heimat haben.
Etwas weiter flussabwärts finden wir wieder eine weibliche Statue, die sowohl den Fluss wie auch dessen Göttin darstellt. Am Hauptplatz von Graz ist Murna als ältere Frau am Erzherzog-Johann-Brunnen zu sehen. Im Gegensatz zu der jungen Göttin in Murau ist sie nun schon gereift.