Wie Amaterasu die shintoistischen Sonnengöttin Japans, ist auch beim japanischen Urvolk, der Ainu die Sonne eine weibliche Gottheit. Chup-Kamui wird jeden Morgen wie eine lebendige Frau begrüßt.
Die Strahlende
Wie Amaterasu die shintoistischen Sonnengöttin Japans, ist auch beim japanischen Urvolk, der Ainu die Sonne eine weibliche Gottheit. Chup-Kamui wird jeden Morgen wie eine lebendige Frau begrüßt. Die Ainu vermeiden es auch sorgsam, auf jene Strahlen der Sonnengöttin zu treten, die von einem Fenster zum Herd fließen, denn diese ist ein Gruß der Sonne an die Herdgöttin Abe Kamui.
Eigentlich ist Chup-Kamui die Mondgöttin. Da sie aber vom nächtlichen Himmel immer wieder Liebespaare bzw. ehebrecherisches Treiben beobachtet hat, was ihre Sittsamkeit nicht zuließ, bzw. was sie zu sehnsüchtig machte, bat sie den Sonnengott mit ihr zu tauschen.
Von dieser Zeit an erhebt sie sich nun jeden Morgen aus dem Mund eines finsteren Dämons, der sie die ganze Nacht fressen wollte. Damit der Dämon vom Verschwinden Chup-Kamuis nichts merkt, wurden ihm von einem zauberkundigen Meister Füchse und Kühe in den Mund gestopft, die daher auch als heilige Tiere der Ainu gelten.
Ähnlich wie bei Amaterasu gibt es Mythen um Chup-Kamui, die sich versteckt hat. Wahrscheinlich waren Verdunklungen am Himmel oder eine Sonnenfinsternis Anlass zu Schrecken und Sorge.
Im Gegensatz zu ihrer shintoistischen „Kollegin“ wurde Chup-Kamui nicht von anderen Gottheiten sondern von den Menschen zum Wieder(er)scheinen bewegt. Sie tauchten Weidenzweige in Wasser und schleuderten diese mit den Worten „kamui-aten-ka“ („Oh Göttin, wir beleben dich auf’s Neue“) in die Höhe.
Dies schien zu wirken und gab Anlass zu einem Freudenfest mit viel Sake, sobald sich die Sonnengöttin wieder zeigte. In diesem rührseeligen Zustand entstanden viele Märchen und Mythen rund um Chup-Kamui.