Die Musen sind in der griechischen Mythologie die Schutzgöttinnen der Künste und auch der Wissenschaft. Sie werden oft als Quellnymphen dargestellt und sind die neun Töchter der Göttin Mnemosine des Zeus.
Die Quellen jeglicher Inspiration
Die Musen sind in der griechischen Mythologie die Schutzgöttinnen der Künste und auch der Wissenschaft. Sie werden oft als Quellnymphen dargestellt und sind die neun Töchter der Göttin Mnemosine des Zeus. Es heißt, Mnemosyne hat in Pierien neun Nächte mit Zeus verbracht, in jeder Nacht hätte er eine Tochter gezeugt und zwar aus dem Grund, um das Böse und das Leiden in der Welt zu beseitigen. Als Quellnymphen sind sie die Quelle jeglicher Inspiration.
Wenn Mnemosine, die Göttin des Gedächtnisses mit dem Obergott Kinder hat, dann mussten diese wohl seltene und außergewöhnliche Gaben haben. Mit diesen gingen die neun Musen auch in die Geschichte ein. Sie widmeten sich den Künsten und dem „heiteren Wissen“. Das macht sie ganz besonders sympathisch, denn es zeigt, dass Wissenschaft nicht unbedingt ernst sein muss.
Die Mythen erzählen, dass die Musen auf dem Berg Pierus geboren und von der Göttin der freundlichen Wörter Eupheme groß gezogen wurden. Man nahm deren zuerst drei, nachher eine vierte und später neun an.
Die Überlieferung der heute bekanntesten neun olympischen Musen stammt von Hesiod. Allerdings wies er ihnen noch keine speziellen Zuständigkeitsbereiche und Attribute zu, diese werden erst später unterschieden, doch auch dann wechselten die Zuschreibungen von Funktionen und Attributen noch einigermaßen willkürlich. Erst in spätester Zeit gab es eine sich festigende Zuordnung von Name, Funktion und Attribut.
Die Musen und ihre Eigenschaften
Von den neun schönen und intelligenten Musen personifizierte jede eine bestimmte Eigenschaft, die nach und nach ausdifferenziert wurden:
Thalia war verantwortlich für die Unterhaltung. Sie wird als hell, freundlich und angenehm beschrieben. Auf Darstellungen hält sie einen Schäferstab in der einen und eine Schauspielermaske in der anderen Hand. Sie war die Muse der Komödie, die auch auf den Bühnen Roms allgegenwärtig war. Im Gegensatz zu ihren Schwestern trägt Thalia kürzere Kleidung.
Klio, die Rühmerin, ist die Muse, die über die Geschichte und die Geschichtsschreibung gebietet. Ihr Name kommt von den griechischen Worten für Glorie und feiern. Sie wird meist als Frau dargestellt, die mit Lorbeer gekrönt wurde. In ihrer Hand hält sie auf Darstellungen meist ein Buch oder eine halboffene Schriftrolle sowie einen Griffel. Sie setzt das schriftlich um, was ihre Mutter Mnemosine in ihrem Gedächtnis aufbewahrt und sorgt dafür, dass nichts in Vergessenheit gerät.
Kalliope, die Schönstimmige, ist die Muse der Eloquenz und der heroischen Poesie, der Philosophie und des Saitenspiels sowie des Epos und der Elegie.
All das drückt sich auch im ekstatischen Klang ihrer Stimme aus. Ihr Attribut ist die Schreibtafel. Ovid nennt sie die Königin aller Musen. Horaz nennt sie deswegen auch Regina, da sie alle Instrumente spielen kann, die sie nur will. In einigen Quellen wird sie als die Anführerin oder die älteste aller Musen bezeichnet.
Euterpe, die Erfreuende, Ergötzende ist die Muse der Musik und der lyrischen Poesie. Es wird behauptet, dass sie auch die Logik erfand, weil Musik die logischste aller Künste sei. Ihr Attribute sind eine Flöte und ein Aulos (ein Blasinstrument). Alle Musikschaffenden sind begeistert von ihr, da sie gleichzeitig auf zwei Rohren zwei verschiedene Melodien spielen konnte. Nach einer Ode von Horaz war es diese Art von Musik, über der sie schwebte.
Melpomene ist Muse der tragischen Dichtung und des Trauergesangs. Sie wird ernst und würdevoll dargestellt. Sie hat ein ruhiges Antlitz und wird meist mit Zepter und Krone in der einen, mit einem Dolch oder einer Keule in der anderen Hand dargestellt. Oft trägt sie einen Hauptkranz aus Weinlaub. Es heißt, sie habe über die Zeitläufe hinweg sehr viel Unglück und Leid gesehen und hilft durch ihren Gesang, neue Kraft in den menschlichen Geist zu transportieren, auf dass er schließlich triumphiere. Sie agiert so als Führerin, um der Unbill der Stürme des Lebens zu begegnen. Die Maske auf ihrem Kopf trägt sie dabei so weit hinten, dass es vorkommt, sie für ein zweites Gesicht zu halten.
Terpsichore ist die Muse des Tanzes, der Chorlyrik und der Musik (besonders der Flötenmusik). Sie soll zuerst das Tanzen und nach anderen schönen Künsten schließlich auch die Wissenschaften erfunden haben. Ihr Name rührt aus den griechischen Wörtern terpō (= erfreuen, ergötzen und choros (= Reigen, Tanz). Sie wird meist als eine mit Blumen bekränzte Nymphe in leichtem Gewand, mit munterer Gebärde dargestellt. Ihr Attribut ist die Lyra (Leier).
Polyhymnia ist die Muse der Erzählkunst und des Gesanges, manchmal auch der Pantomime. Sie wird auch als die Erfinderin des Mythos bezeichnet und oft in einer grüblerischen Pose dargestellt. Sie ist die Göttin der Rhetorik und weist auf die Harmonie von Stimme und Körperhaltung hin, die bei einem Vortag die Perfektion erzeugt. Sie wird meist mit einer Perlenkrone und einer weißen Robe dargestellt. Oft hält sie eine Schriftrolle oder auch ein ein Zepter oder ein Caduceus (Stab des Merkur).
Urania, die Himmlische ist die Muse der Astronomie und der Wissenschaft. Sie ist zuständig für alle göttlichen und himmlischen Objekte. Dazu zählen die Hymnen, die den Gottheiten dargebracht werden, die Bewegung der Himmelskörper sowie alle philosophischen und astronomischen Begebenheiten. Sie wird in einer azurblauen Robe dargestellt, ist mit Sternen gekrönt und hält meist einen großen Globus in einer und einen Zeigestab in der anderen Hand. Beides soll darauf hinweisen, dass sie, als Muse der Sternenkunde alle Himmelsgeschehnisse mit dem Erdendasein verbindet, bzw. das kosmische Geschehe auch auf die Erde einen wichtigen Einfluss hat. Damit ist sich nicht nur die Göttin der Astronomie sondern auch der Astrologie.
Erato, die Liebevolle, die Liebliche und Sehnsucht Weckende, ist die Muse der Hymne und des Liebesgesanges, des elegischen Tanzes und der Poesie (auch der erotischen Dichtkunst). Meist wird sie mit Myrten und Rosen gekrönt dargestellt, mit einer Leier in der rechten Hand und einen Bogen in der linken, oft auch mit einem kleinen geflügelten Amor.
Korrigieren alle Verhaltensweisen
In ihrer Gesamtheit kannte man die Musen als die beschützenden Göttinnen der Künste sowie der heiligen Feiern und Bankette. Sie unterstützten die Tugenden der Not und schützten wertvolle Handlungen vor der Vergessenheit. Das haben sie wohl von ihrer Mutter Mnemosine, der Göttin des Gedächtnisses und der Erinnerung.
Homer selbst sieht sie als die, die alle Verhaltensweisen korrigierten.
Die Musen werden immer in der Blüte der Jugend dargestellt. Sie wurden mit Blumen gekrönt dargestellt oder mit Kränzen aus Palmen. Sie halten Instrumente und prangen über den Symbolen der Kunst oder Wissenschaften.
In Griechenland galten als ihre geweihten Aufenthaltsorte vorzugsweise drei Berge: Der Parnass mit der begeisternden kastalischen Quelle an seinem Fuße, von der sie auch Kastalinnen genannt werden, der Helikon in Böotien sowie der Pindus in Thessalien.
Insbesondere für den Beginn der antiken Epen war der „Musenanruf“ charakteristisch, durch den DichterInnen ihre Werke unter den Schutz der Göttinnen der Künste zu setzen versuchten.
Die Musen wurden auch in die römische Mythologie aufgenommen, dort heißen sie Camönen und es waren ihnen in Rom mehrere Tempel und ein Hain gewidmet.
In Vollmer’s Mythologie aller Völker aus 1874 steht über sie:
„Sonst aber sind sie unter den Göttern Griechenlands und Roms die edelsten Gebilde, sie erwecken den Edelmuth, lenken die Herzen zum Guten, belehren und begeistern die Sterblichen, und stehen ihnen mit Rath und That bei, wenn sie sich dessen irgend werth zeigen, daher die alten Dichter häufig die Musen um ihren Beistand anrufen, wenn sie etwas Schwieriges unternehmen wollen, eine Sitte, welche sich auch auf die neuere Zeit übertragen hat.“
auch: Mousa, Kastalinnen, Camönen