Bona Dea – Römische Göttin der Fruchtbarkeit, der Frauenheilkunde und der Hebammen

Bona Dea ist lateinisch und bedeutet „Gute Göttin. Sie gilt als geheimnisvolle Göttin, die in Rom (wahrscheinlich seit dem 3. Jh.v.u.Z.) ausschließlich von Frauen verehrt wurde. Ihr wahrer Name wurde von den Priesterinnen geheim gehalten.

Die „Gute Göttin

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Bona Dea ist lateinisch und bedeutet „Gute Göttin. Sie gilt als geheimnisvolle Göttin, die in Rom (wahrscheinlich seit dem 3. Jhdt. v.u.Z.) ausschließlich von Frauen verehrt wurde. Ihr wahrer Name wurde von den Priesterinnen geheim gehalten.

Sie ist Göttin der weiblichen Fruchtbarkeit, der Frauenheilkunde und der Hebammen und Geburtshelferinnen sowie der Jungfräulichkeit. Darüber hinaus ist sie Göttin des Segens der Erde, der Saat, der Ernte und der Überfülle.

Bringt Frauen mit vergessenen Mysterien in Berührung

Die „gute Göttin ist durch und durch rund. Was in die Spirale ihres Bauchkessels fällt, wird so lange gedreht und gewendet, bis es reif und gut ist. Sie bewirkt auf diese Weise Transformation und Heilung.

Sie ist die Botschafterin altertümlichen Wissens und der heiligen Wahrheit. Der Geist dieser Göttin bringt Frauen wieder mit lang vergessenen Mysterien in Berührung.

Angeblich ist Bona Dea die Tochter und/oder Gattin des Faunus und wird daher auch Fauna („Hulda), oder Fatua („Göttin des Weissagens) genannt. Sie hatte in Rom einen Tempel auf dem Aventin. Kranke ließen sich gerne in den Garten bei ihrem Tempel bringen, wo medizinische Kräuter von Priesterinnen gezogen wurden, da Bona Dea auch die Göttin aller Heilpflanzen und -kräuter ist.

Es gibt auch Berichte, wonach Sie auch eine Göttin der Vorsehung und Prophezeiung sein soll. Bona Dea wird häufig mit einem Füllhorn dargestellt. Auch auf Münzen ist ihre Abbildung häufig zu finden. Ein weiteres Symbol der Göttin ist auch die Schlange, die zunächst wohl sprießende Erdkraft, dann für ihre Heilkraft und Weissagekunst steht.

Schläge mit Myrtenzweigen

Jeweils am 4. Dezember feierten die Römerinnen ihr zu Ehren eine mächtige nächtliche Kultfeier. Dies war eine reine Angelegenheit der Frauen, selbst Abbildungen von Männern oder männlichen Tieren waren verboten, ebenso wie Myrten. Die Geschichte erzählt, dass Bona Dea einmal von ihrem Vater mit einem Myrtenstock geschlagen wurde, nachdem sie zu viel Wein getrunken hatte. Nach einer anderen Variante wollte sich Faunus sich seiner Tochter nähern und versuchte, sie zu diesem Zwecke betrunken zu machen, was jedoch scheitere. Um seinen Willen durchzusetzen erschlug er sie mit Myrtezweigen.

Da die Myrte in Form von Myrtenkränzen bzw. -sträußen als klassische Pflanze für eine Braut bei ihrer Hochzeit gilt, lässt dies einige Interpretationen zu. Möglicherweise sollte die Göttin in eine Ehe hineingeprügelt werden. Was diese – als Behüterin der Jungfräulichkeit – jedoch verweigert haben könnte.

Wie so oft ist bei „jungfräulichen Göttinnen» nicht die Jungfräulichkeit im physischen Sinne zu verstehen. Es ist dies eher ein Zeichen, dass die Frau jung bzw. ungebunden ist und keinem Mann angehört bzw. angehören will.

Eine interessante Parallelität zu den Myrtenschlägen unter denen Bona Dea leiden musste, findet man z.B. in Oberfranken. Junge Burschen erteilen allen Mädchen, die abends noch nicht im Haus sind Rutenschläge. Offenbar geht es auch hier um die „wilde Frauen“, die in den Augen der Männer unsittlich und liederlich sind, die nicht das tun, was die Männer wollen und die mit ihrem eigenständigen Verhalten Männer auch gefährlich werden können. „Mann“ meint daher, sie daher zähmen und züchtigen zu müssen.

Die Feste der Frauen

Vom Fest für Bona Dea ist bekannt, dass sich jedes Jahr in der Nacht von 3. zum 4. Dezember einige Matronen der Oberschicht gemeinsam mit Priesterinnen der Göttin des Staatsherdes, Vesta, in das Haus eines hohen Magistraten (cum imperio) zurück zogen, um die Göttin zu ehren. Männern war die Teilnahme generell streng verboten, selbst Abbildungen von Männern oder männliche Tiere waren hiervon betroffen.

Das Haus wurde reich mit Blüten und Weinlaub geschmückt, um der Göttin der Fruchtbarkeit gerecht zu werden. Vom Ablauf der Feiern ist wenig bekannt.
Wein, Musik und Tanz dürften aber eine große Rolle gespielt haben. Da es Frauen dem Gesetz nach verboten war, Wein zu trinken, wurde das Weingefäß als „Honigtopf und der Wein als „Milch bezeichnet. Das stellt auch einen Bezug zur nährenden Göttin vor allem von kleinen Kinder her: Der Honigtopf kann als Symbol für den schwangeren Bauch gedeutet werden und die Milch ist natürlich die nährende Muttermilch.

Ein weiteres bedeutsamens Fest für diese Göttin fand jeweils am 1. Mai als Feier der Eröffnung ihres Tempels statt. Der Tempel der Bona Dea war ein Zentrum der römischen Heilkunst. Es ist überliefert, dass zahme Schlangen in ihm herumkrochen und Heilkräuter aller Art wurden in ihm zum Kauf angeboten wurden. Auch bei diesem Fest waren Männer nicht zugelassen. Kranke ließen sich allerdings gerne in den Garten bei ihrem Tempel bringen, wo medizinische Kräuter von Priesterinnen gezogen wurden und sie sich dort von deren Heilkünsten Genesung erhofften. Es heißt, dass in späterer Zeit auch verkleidete Männern bei den Festivitäten teilnahmen, was zu einigen Skandalen führt.

Brauchtum um den 4. Dezember

Interessant sind in diesem Zusammenhang die verschiedenen Mythen, die sich immer noch um den 4. Dezember ranken: Für die christliche Kirche ist dieser Tag der angeblichen Märtyrerin Barbara (siehe: Borbeth) gewidmet, die übrigens als „nicht gesicherte Heilige nicht mehr im Heiligenkalender geführt wird.

Barbara gehört zu den drei Schicksals- oder Kinderfrauen und stellt auch die Muttertrinität dar. In vielen Gegenden ist es noch Brauch, dass Frauen zur Ehren der Barbara oder „Bäreli (Bär- oder Gebärgöttin) einen Obstbaumzweig schneiden, um ihn in eine Vase zu stellen, damit dieser zu Weihnachten blühe. Dies bringt Fruchtbarkeit und Segen im nächsten Jahr. Ein Gedanke dazu ist fast homöopathisch: Gleiches mit Gleichem – die Frauen stellen sich zu ihren Schutz die „Rute selbst ins Haus.

Auch im Judentum ist der 4. Dezember ein besonderer Tag: bis zum Pessachfest sollen JüdInnen außerhalb von Israel von diesem Tag an in ihre Gebete die Fruchtbarkeits-Phrase: „Gib uns Tau und Regen zum Segen“ einfügen.

In der Provence ist es am 4. Dezember Brauch, auf drei mit feuchter Watte ausgelegten Schalen Weizen keimen zu lassen „Lou blad. Sprießen die Keime gerade und grün, wird es ein fruchtbares Jahr werden. Wenn nach 15 Tagen die ersten Keime sprießen, wird ein Band dreimal dekorativ um die Schalen gebunden. Diese kleinen Miniaturfelder werden später ihren Platz in der Krippe finden und gehören als traditionelle Dekoration beim Weihnachtsessen auf den Tisch.

Nach Weihnachten sollte der Weizen im Garten vergraben werden um das Haus vor Blitzeinschlag zu schützen. Bona Dea wirkt also mit ihren Fruchtbarkeitszaubern immer noch in die heutige Zeit hinein.

Sie ist die Schutzgöttin aller Frauen, die ohne Männer leben bzw. die sich gegen männliche Gewalt zur Wehr setzten müssen.

Ihr zu Ehren feiern Frauen (nicht nur am 4. Dezember) üppige Feste, in denen sie sich richtig austoben – Wein, Weib und Gesang bekommt hier eine ganz neue Bedeutung!

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