Als Feuergöttin bringt Vesta Wärme ins Haus, sowohl als Temperatur als auch als Gefühl. Vesta gilt als eine der ältesten Göttinnen Roms. Sie gilt als Beschützerin der Familie und des häuslichen Friedens und war eine der wichtigsten Göttinnen des Staatskultes.
Die wärmende Beschützerin
Als Feuergöttin bringt Vesta Wärme ins Haus, sowohl als Temperatur als auch als Gefühl. Vesta gilt als eine der ältesten Göttinnen Roms. Sie ist in vielen ihren Eigenschaften und Zuständigkeitsbereichen der griechischen Hestia gleichzusetzen.
Wie auch Vesta gilt sie als Beschützerin der Familie und des häuslichen Friedens und war eine der wichtigsten Göttinnen des Staatskultes.
Rundtempel mit dem ewig brennenden Feuer
Im alten Rom hatte sie einen Tempel — der einzige Rundtempel — in dem das ewig brennendem Feuer loderte. In diesem war kein Abbild der Göttin aufgestellt, die ewige Flamme war das Abbild bzw. die Göttin selbst. Geräuchert wurde in diese Tempel mit Lavendel.
Diese galt als das mystische Herz des Römischen Reiches. Anders als bei Hestia sind bei Vesta ganz besonders ihre Priesterinnen, die Vestalinnen, bekannt. Diese unterhielten das göttliche Feuer im Tempel. Sie waren Töchter aus guten Familien, die im Kindesalter (zwischen 6 und 10 Jahren), den Dienst im Tempel antraten, der mit einer zehnjährigen Ausbildung begann und zu dem sie sich für insgesamt 30 Jahre verpflichteten.
Die Vestalinnen trugen eine besondere Tracht, die aus einem großen, weißen Tuch und Stirnbinden bestand, sie durften sich nicht parfümieren oder schminken. Allerdings schmückten sie ihre Haare rituell mit duftenden Lavendelblüten um Frieden, Liebe und Glück zu erbitten. Der Zutritt zum Vesta-Tempel war Männern strikt verwehrt und das Allerheiligste war sogar dem römischen Pontifex Maximus, dem die Vesta-Priesterinnen unterstanden, verboten.
Bräute des „römischen Geistes“
Da die Göttin jungfräulich war, waren auch diese für die Dauer ihres 30-jährigen Dienstes zur Jungfräulichkeit verpflichtet.
Schon allein das Alter der angehenden Priesterinnen macht deutlich, dass bei den Vestalinnen durchaus eine Jungfäulichkeit im sexuellen Sinne zu verstehen ist. Diese wurde streng geschützt und jegliche Annäherung oder gar Gewalt mit dem Tode bestraft. Man vermutet allerdings, dass die Vestalinnen in körperlicher Hinsicht nicht während ihres gesamten Priesterinnnentums Jungfrauen waren.
Sie galten als so etwas wie die Bräute des „römischen Geistes“. (Ein Gedanke, der später von christlichen Nonnen als die Bräute Christi übernommen wurde.)
Mit diesem „Geist“ wurde im Zuge ihrer Weihen eine heilige Hochzeit vollzogen. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass sich in Vestas Tempel ein phallusförmiges Bildnis befand (von der griechischen Hestia ist dies nicht bekannt).
Priester hatte eine „verborgene Pflicht“ zu erfüllen
Die Zeremonie an diesem Phallus wurde von einem Pontifex Maximus genannten Priester geleitet, der dabei eine „verborgene Pflicht“ zu erfüllen hatte. Die Bezeichnung Pontifex weist auf „Brücke“ hin.
Es ist anzunehmen, dass dabei in der Art von alten Sexual-Sakramenten eine Brücke zwischen dem Himmel und der Erdgöttin (vertreten durch Vesta) hergestellt wurde. Dies und die Tatsache, die vestalischen Feuer zu entzünden, indem man Holz aneinander rieb (was als sexuelle Geste gedeutet wird), lassen vermuten, dass die Göttin auch für Fruchtbarkeit und Fortpflanzung zuständig war.
So wie ihre Feuer immer und immer weiter brennen und von einer Flamme auf die nächste übergehen, so wird auch die unaufhörliche Erneuerung der Familie und damit des römischen Staates als Verdienst der Vesta gedeutet. Die erste Vestalin hieß Rheia Silvia (Göttin des Waldes).
Sie galt als die in die italischen Kolonien verpflanzte griechische Göttin Rheia. Sie war es, die der römischen Legende nach Romulus und Remus, die Gründer der Stadt Rom geboren haben soll. Ihre Amme bzw. Hebamme war Acca Larentia, die oft auch als Wölfin dargestellt wird.
Vesta steht nicht nur alleine für das Herdfeuer. Die europäischen Vulkanberge Ätna und Vesuv erhielten ihre Namen von ihr. Sie ist damit auch eine Vulkan- und Berggöttin.
Göttin des Staates und der Gemeinschaftsstrukturen
Auch in Rom wurde wie im antiken Griechenland das Feuer der Vesta mit dem beschützten Feuer, dem Geist für die Stadt, Nation und Gesellschaft gleichgesetzt, sie war somit die Göttin des Staates und der Gemeinschaftsstrukturen. Ein Erlöschen des ewigen Lichts wäre als Untergangsomen gedeutet worden.
Die oberste Priesterin der Vestalinnen diente in Zeiten einer Belagerung Roms als Friedensvermittlerin. HistorikerInnen sind sich einig, dass Vesta und Hestia zwar große Ähnlichkeiten aufweisen, dass Vesta aber eine eigenständige italische Göttin ist, deren Wurzeln weit zurückreichen.
Eine Theorie dazu lautet, dass in vorrömischen Clan-Strukuren das heilige Feuer in der Hütte des Clan-Chefs, dass der Sippe Schutz und Wohlstand gewährte, von dessen Töchtern gehütet wurde. Dies ist weiter nicht erstaunlich, spielte doch eigentlich in allen frühen Kulturen das Herdfeuer, die Feuerstelle, eine ganz wichtige Rolle als zentraler Punkt der Behausung, als Treff- und Wärmpunkt an dem gekocht und gegessen wurde und oft auch die Familientradition, Geschichten über Vorfahren und Gottheiten ausgetauscht wurden. In einigen Regionen – zum Beispiel in Norditalien – haben sich derartige Bräuche, Familienversammlungen um eine Feuerstelle mit Geschichtenerzählen, bis in das 20. Jahrhundert hinein gehalten.
Tägliche Opfergaben am häuslichen Herd
Vergil, der große römische Epiker hielt es für leichter, Vesta zu fühlen als sie zu beschreiben. Feuer braucht eigentlich keine bildliche Darstellung. Man spürt es und man spürt seine Auswirkungen. Im Fall von Vesta, die für das behütete und gezähmte Feuer steht, sind dies Wärme, Behaglichkeit und eine warme Mahlzeit. Im Römischen Reich lebte Vesta daher in jedem Haus, täglich wurden ihr am Herd Gaben geopfert. In Rom hatte die Göttin Vesta ein eigenes mehrtägiges Fest – die Vestalia, die jeweils ab dem 9. Juni begangen wurde.
Ihr Kulttier war der Esel; allerdings nicht als Opfertier, sondern weil sie Schutzgöttin von Berufsgruppen war, die mit Getreidemühlen zu tun hatte, die von Eseln bewegt wurden. Verehrt wurde Vesta so von den MüllerInnen und BäckerInnen, die an ihrem Fest ihre Esel besonders schmückten. Gleichzeitig opferten die Mütter Roms Brot und die Vestalinnen stellten über dem Tempelfeuer Salzgebäck als Opfergabe her, das an das Volk verteilt wurde.
An jedem Neujahrstag (1. März) wurde im römischen Vesta-Tempel das Feuer frisch entfacht und weihte sich damit quasi selbst. Die Vestalinnen entzündeten das Feuer im Freien und brachten es mit einem „cribrum“ (Siebgefäss) in das Innere des Tempels.
Die Göttin soll das erste Feuer selbst an jener Stelle entfacht haben, an der Aeneas die Stadt Lavinium gegründet hatte. Es galt auch als ihre Waffe, da Vesta im Gegensatz zu den anderen Göttinnen der römischen Frühzeit unbewaffnet war.
Ewiges Feuer im Jahre 392 gelöscht
Allerdings währt nichts ewig, so auch nicht das ewige Feuer der Göttin Vesta. Kaiser Theodosius, der alle heidnischen Kulte verbot, ließ das Feuer, das 600 Jahre im Vesta-Tempel brannte im Jahre 392 n.u.Z. löschen.
Die Vestalischen Priesterinnnen verloren dadurch sämtliche Privilegien und ihren Lebensunterhalt. Mit besonderem Hass wurden sie anschließend durch das aufkeimende Christentum verfolgt, waren sie doch als zauberkundig und geheimnisvoll gefürchtet. Das hinderte die Kirchenväter allerdings nicht, christliche Nonnenklöster in ihren Bräuchen und ihrem Lebensstil bis in kleinste Details dem Vestalischen Tempelkult nachzuahmen. Auch dem Papst gab man den Titel Pontifex Maximus – gleich jenem Tempelpriester, der die Heilige Hochzeit im Tempel der Vesta vollzog.
Und wenn man so will, dann brennt das Feuer der alten Göttin Vesta in Form des Ewigen Lichtes noch heute in jeder Kirche.
Vesta-Kraft immer noch fühlbar
Auch im alltäglichen Leben ist die Kraft der Göttinnen des Herdfeuers nie wirklich erloschen. Wenn es besonders feierlich sein soll, werden Kerzen angezündet – sei es auf Geburtstagstorten oder bei heiligen Handlungen.
Besonders gemütlich und behaglich ist es an einem knisternden Kamin. Rund um ein Lagerfeuer erleben Menschen heute noch ein besonderes „Clan-Gefühl“. All da ist alte Vesta fühl- und erlebbar.
Galt es in früheren Zeiten als Vertrauensbeweis, jemand an das eigene Herdfeuer einzuladen, so wird heute Vesta noch mit Gastfreundschaft geehrt.
Vestas heiliges Feuer verwandelt alles, was mit ihm in Berührung kommt – es wärmt das Haus, kocht die Nahrung für die Familie und bringt die Magie der knisternden Glut, des geheimnisvollen Kerzenscheins und den Zauber von wohliger Behaglichkeit.
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