Medeine, abgeleitet von Medis (Baum) und Medė (Wald) ist eine der Hauptgottheiten der litauischen Mythologie. Sie ist die Gebieterin des Waldes, der Bäume und der Tiere, ähnlich der lettischen Meža māte.
Die Waldschützerin
Medeine, abgeleitet von Medis (Baum) und Medė (Wald) ist eine der Hauptgottheiten der litauischen Mythologie. Sie ist die Gebieterin des Waldes, der Bäume und der Tiere, ähnlich der lettischen Meža māte.
Medeine wurde erstmals in der Form Měiděina (Мѣидѣина) in russischen Chroniken aus dem 13. Jahrhundert, wie dem sogenannten Hypatian Codex, erwähnt. Dieser Kodex zählte die von König Mindaugas verehrten Göttinnen und Götter auf, darunter Medeine und eine namenlose Hasengöttin.
Auch in einer slawischen Abschrift dieser Chronik von Johannes Malalas (aus dem Jahr 1261) kommt Medeine und eine unbenannte Hasengöttin vor. Es gibt eine akademische Debatte darüber, ob Medeine der Name der Hasengöttin ist, die in der Chronik erwähnt wird, oder es sich um zwei individuelle Göttinnen handelt. Einige Gelehrte sind der Annahme, dass Medeine selbst keine Göttin war, sondern einfach ein Beiname (oder ein „Euphemismus“) der eigentlichen Göttin der Jagd, deren Name verloren gegangen ist.
Von der Bärin zur Wölfin
Forschungen des litauischen Semiotikers Algirdas Julius Greimas ergaben, dass Medein als „Vilkmergė“ angesehen wurde, eine Göttin in Gestalt einer Wölfin, bzw. ein Mischwesen aus menschlicher Frau und Wölfin, die mit ihrer Eskorte von Wölfen durch die Wälder zieht.
Der lokalen Legende nach war Vilkmergė ein Mädchen, das von Wölfen aufgezogen wurde und die Kluft zwischen Tieren und Menschen überbrückte.
Im 15. Jahrhundert verglich der polnische Diplomat, Geograph und Historiker Jan Długosz Medeine mit der römischen Göttin Diana.
Wie Diana gehört Medeine zu den sogenannten „jungfräulichen“ Jagdgöttinnen. Durch und durch selbstbestimmt und nicht Willens, sich einem Mann zugehörig zu fühlen, zugleich sinnlich und wunderschön. Als solche durchstreift sie die Wälder, die mitsamt dem darin lebenden Wild unter ihrem Schutz stehen.
Ihr ursprüngliches Tier war eine Bärin. Die Menschen in Litauen verkleiden sich zur Wintersonnenwende als Bären, da angenommen wird, dass Bären heilige Tiere sind und die Göttin Medeine darstellen. So erbitten sie ihren Schutz in den Wäldern. Die Geschichte erzählt, dass immer wenn die Menschen in den kürzesten Wintertagen um die Wintersonnenwende anfingen, Bäume zu fällen, um Brennholz zu bekommen, sich die Göttin in den tiefsten Teilen des Waldes versteckte und zu weinen anfing.
Die Menschen wollten die Göttin weder kränken noch verärgern, deshalb wagten sie es in dieser Zeit nicht, auch nur einen einzigen Zweig zu nehmen.
In der Altstadt von Vilnius gibt es eine Skulptur von Medeine, die auf einem Bären reitet.
Mit der Zeit änderte sich aber ihre Erscheinung von der Bärin hin zu einer Wölfin. Dargestellt wird sie daher meist sowohl als junge silberhaarige Frau sowie auch als Wölfin, die von anderen Wölfen begleitet wird.
Darüber hinaus ist sie mit Hasen verbunden, die der Göttin helfen, den Wald zu schützen, indem sie Jäger in die Irre führen, da ihre Pflicht nicht darin besteht, den Jägern zu helfen, sondern den Wald mit seinen Tieren zu schützen. Es heißt, sogar Mindaugas, der im 13. Jahrhundert der König von Litauen war, hätte nicht im Wald gejagt, wenn er Medeines Hasen gesehen hat.
Der litauische Archäologe Vykintas Vaitkevičius identifizierte in Ostlitauen (dem ehemaligen Fürstentum Litauen) fünf Anbetungsstätten (Opfersteine, Hügel, Wälder), die Hasen gewidmet waren, und zehn Wolfsfußabdrücke (Steine mit Aushöhlungen, die einem Fußabdruck ähneln), die mit dem Kult von Medeine in Verbindung standen.
auch: Medeinė, Medeina, Mejdejn,Medė, Měiděina