Camena – Römische Quellnymphe, Göttin der Dichtkunst und der Kunst

Eine Camena (Plural Camenae) ist eine etwa den griechischen Nymphen vergleichbare römische Quellgöttin. Die Camenae treten meist in der Mehrzahl auf und wurden in einem Hain in der Nähe Roms mit Weihegaben in Form von Wasser und Milch bedacht.

Quell jeglicher Inspiration

Eine Camena (Plural Camenae) ist eine etwa den griechischen Nymphen vergleichbare römische Quellgöttin.
Die Herkunft und Bedeutung des Namens sind umstritten. Aufgrund der älteren Namensform Carmena bzw. Casmena gibt es einen Zusammenhang mit dem lateinischen Wort „carmen“ (= Lied bzw. Gedicht). Daher wurden die Camenae als Göttinnen der Dichtkunst bzw. der Kunst verstanden.

Helles Sehen und Weises Sagen

Die Camenae wurden daher bereits früh mit den griechischen Musen gleichgesetzt, etwa in der Odusia des Livius Andronicus.
In der modernen Forschung wurde diese Etymologie zunächst übernommen, doch wurde das Grundwort „carmen“ eher im Sinne von „Weissagung“, „Orakellied“ bzw. „Orakelspruch“ interpretiert und in der Camena eine hellsehende und weissagende Göttin gesehen.
Weissagungen wurden früher meist in Lied- oder Versform vorgebracht. Daher werden die Camenae auch als Göttinnen des Gesanges und der Dichtkunst im ganz allgemeinen angesehen.

Andere Theorien nehmen dagegen einen etruskischen Ursprung des Wortes an.
Vergleiche dazu auch die etruskisch-römische Göttin Carmenta.

Die Camenae treten meist in der Mehrzahl auf und wurden in einem Hain in der Nähe Roms mit Weihegaben in Form von Wasser und Milch bedacht.

Gespielinnen der Diana

Als ihr besonderer Feiertag war den Camenae der 13. August gewidmet. Dieser ist auch der Festtag der Göttin Diana, an dem sich Frauen bei der Göttin für ihre Hilfe im vergangenen Jahr bedanken und um Beistand für die Zukunft bitten.
Auch Diana, die Göttin des Waldes zieht in diesem mit Nymphen umher, daher sind die Camenae möglicherweise auch deren Gespielinnen.

In der Quelle der Camena wurde ursprünglich die Quellnymphe Egeria verehrt. Sie galt als Beraterin des mythischen Königs Numa. Dieser hätte laut Plutarch besonders die Camena Tacita, die Schweigsame, verehrt. Das ist insofern erstaunlich, weil die Weissagungen der Camenae ja gesungen werden.
Allerdings gehört auch das Stillschweigen zu den Tugenden einer Camena, weil jede Erkenntnis aus der schweigsamen Innenschau und Meditation heraus geboren wird.

Die besondere Heil- und Musenquelle

Die „Virgines Vestales“, die Priesterinnen der Göttin Vesta schöpften das Heilwasser aus der Quelle der Camena. Mit diesem reinigten und weihten sie auch den Tempel der Vesta.
Dieses Wasser galt als besonders reinigend und bewirkte nicht nur körperliche sondern auch seelische Heilung und war Quell jeglicher Inspiration. Daher wurde die Heilquelle der Camena auch zur Musenquelle.
Meditationen an Quellen scheinen sich vorzüglich zum Wahrsagen eignen. Die Kunst des „hellen Sehens“ und „weisen Sagens“ erscheint für eine Quellgöttin ja nur allzu logisch, kennt sie doch den Ursprung allen Seins.

Es gibt Geschichten, die davon erzählen, dass die Nymphe Camena  all jene, die ihr die Ehre erweisen, mit der Gabe der Zukunftschau und Prophetie belohnt.
An ihren Ehrentag, dem 13. August scheinen daher dementsprechende Rituale an Quellen durchgeführt worden sein, bei denen Kräuter, die ja zu dieser Jahreszeit durch und durch sonnengereift sind, vermutlich eine Rolle gespielt haben.

Die Silbe „mena“ in Camena weist auch auf eine Verbindung zu Dea Mena, der römische Göttin der Menstruation hin. Diese sitzt an der Quelle des „Mondbluts“.

auch: Carmena, Casmena, Camēna, Camoena, Kamene
Mehrzahl: Camenae, Camenen, Carmentes, Camēnālis, Kamenen

 

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