Sala – Mesopotamische Vegetations-, Ernte- und Regengöttin

Sala ist eine sehr alte Vegetationsgöttin, Göttin der Feldfrüchte, der Ernte sowie des Fruchtbarkeit spendenden Regens.

Die Kornähre

Sala ist eine sehr alte Vegetationsgöttin, Göttin der Feldfrüchte, der Ernte sowie des Fruchtbarkeit spendenden Regens.

Sie stammt ursprünglich vermutlich aus dem östlichen Obermesopotamien, war aber im gesamten sumerischen, babylonischen, mesopotamischen, assyrischen und hurritischen Raum bekannt.

Die Göttin Sala ist auch unter dem Namen Medimša bekannt. Vermutlich sind das zwei Namen ein und der selben Göttin, die wohl in unterschiedlichen Regionen Babyloniens und Assyriens verehrt wurde und mit der Zeit zu einer Göttin verschmolzen sind.
Sala besaß in Qarqar (Karkar in Syrien) ein Tempelheiligtum, das den Namen „Haus der großen Stürme“ trug. Eine ihrer Funktionen war die einer Göttin des Regens und Nebels. Sie wurde auch „Göttin der Berge“ genannt.

Göttin des Sternzeichens der Jungfrau

Wörtlich übersetzt heißt Sala im Hurritischen „Tochter“ oder auch (Korn-)Mädchen. Im antiken Rom hieß diese Göttin Spica, was mit Kornähre übersetzt werden kann. Auch die ältere Sala trug bereits den Beinamen „subultu“, was „Kornähre“ bedeutet. Spica ist auch der hellste Stern im Sternzeichen der Jungfrau. In der mesopotamischen Astrologie hieß dieser hellste Stern Sala. Damit gilt Sala auch als Göttin dieses Sternbildes.

Sala wurde auch als Vegetations-, Erd- und Fruchtbarkeitsgöttin verstanden. Auf vielen Abbildungen hält sie eine Kornähre in ihrer Hand bzw. wird sie mit einer Kornähre gleichgesetzt, in der sie „wohnt“. Sie ist auch das Symbol für die fruchtbare Ackerfurche. So erscheint sie in Texten der berühmten Mul-Apin-Tafeln bereits ca. 1000 v.u.Z. als Sternzeichen „die Ackerfurche“, das später als Sternbild der Jungfrau (Virgo) in den griechisch-römischen Büchern auftaucht.

Der Name „Ackerfurche“ zeigt die Bedeutung der Himmelsfigur bzw. der Göttin für das Vegetationsjahr im antiken Babylon an. Zum Zeitpunkt, wenn das Sternbild am Morgenhimmel aufging, begann für die Menschen die Getreideernte.
Der Aufgang des Sternbildes der Jungfrau zeigt der agrarisch tätigen Bevölkerung durch viele Zeiten hindurch auch in anderen Regionen den nahenden Arbeitsbeginn des neuen Jahreszyklus auf dem Feld bzw. die Endphase der Ernte an.

Ihr Name wurde bei Schwüren bei neuassyrischen Vasallenverträgen angerufen, denn nichts war so heilig wie der Erdboden. Die Erdgöttin – so war man überzeugt – erkennt immer, wenn ein Eid nicht eingehalten wird.

In der altbabylonischen Epoche (ca. 1900 bis 1600 v.u.Z.) war der Gefährte der Sala der Wettergott Adad. Die sumerische Variante dieser Göttin mit dem Namen Medimša hatte den Wind- und Sturmgott Iškur an ihrer Seite. Auch in vielen Städten Babyloniens wurde dieses göttliche Paar verehrt.

Beschützt das Leben der Menschen und behütet wissenschaftliche Texte

Sala wird vom letzten assyrischen König Sin-šarru-iškun als „machtvolle Gattin des Adad“ bezeichnet, die „das Leben der Menschen beschützt“. Im seleukidischen Uruk wurde sie im ersten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung auf Tontafeln aufgefordert, die wissenschaftlichen Texte zu behüten.
Auf einer Darstellung auf einem Zylindersiegel, das im Londoner British Museum ausgestellt ist, steht Sala als zarte, nackte Göttin auf einem „Drachen“ – einem Mischwesen aus Greif und Löwe.
In ihren Händen hält sie entweder ein Bündel aus Blitzen, das auch als die Wellenlinien von Regenströmen interpretiert werden kann.

Wohl durch ihre zarte mädchenhafte Figur bekam sie auch den Beinamen „Die schöne Gliedmaßen Besitzende“.

auch: Šāla, Schala, Medimša

 

 

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