Sequana – Gallisch-keltische Erd- und Flussgöttin

In erster Linie ist Sequana eine Flussgöttin und in dieser Funktion vor allem die Göttin der Seine. Aber auch an britischen Flüssen war sie bekannt und wurde verehrt. Ihr Name bedeutet: „Die schnell Fließende“.

Die schnell Fließende

In erster Linie ist Sequana eine Flussgöttin und in dieser Funktion vor allem die Göttin der Seine. Aber auch an britischen Flüssen war sie bekannt und wurde verehrt. Ihr Name bedeutet: „Die schnell Fließende“.

Sie verkörpert die fruchtbare Verbindung zwischen Erde und Wasser. Man sagt, dass sie als Erdgöttin unter den Flüssen wohnt.

Besonders präsent ist diese Göttin an der Seine-Quelle in Saint-Seine-l’Abbaye bei Dijon (Dep. Côte-d’Or, Burgund), die „Fontes Sequanae“ (die Quelle der Sequana) genannt wurde. In den Commentarii de Bello Gallico von Julius Cäsar wird aus erster Hand sehr eindrücklich geschildert, dass in keltischen Gebieten eine animistische Religion herrschte.

Den Menschen waren Bäume, Felsen und auch Gewässer heilig. Also kann man annehmen, dass der Fluss selbst als Göttin angesehen und verehrt wurde. Es wurden bislang neun Inschriften, alle in der Nähe von Dijon gefunden, in denen die Göttin namentlich erwähnt ist. In sieben wird sie als „Deae Sequanae“ benannt. Eine zeugt von einer „Secuanae“. Die Inschriften enthalten auch Dankes-Bezeugungen an die Göttin und ihre Heilkräfte. AnhängerInnen der Göttin wurden „Sequani“ genannt.

Heilung im Schlaf

Im Sumpfgebiet um die Quelle herum, an der die Seine entspringt, gab es vermutlich seit dem 5. Jhdt. v.u.Z in gallisch-keltischer Zeit einen großen Tempelbezirk, der nach der Eroberung durch die Römer (ca. im 2. Jhdt. v.u.Z.) von diesen übernommen und weiter verwendet wurde. Auch die Verehrung der Göttin fand ihre Fortsetzung.

Unter römischen Einfluss wurden zwei weitere Tempel und ein Säulengang erbaut. Bei Ausgrabungen stieß man auf Badeanlagen, denen rituelle Bedeutung zugeschrieben wird, überliefert ist ein Hospiz für die PilgerInnen, Unterkünfte für ÄrztInnen und Heilerinnen sowie Devotionalienläden. Durch einen heiligen Schrein gelangte man in einen großen Schlafsaal, von dem vermutet wird, dass Menschen hier in eine Art Heilschlaf versetzt wurden, womöglich um in diesem heilende Botschaften und Visionen von der Göttin zu bekommen.

Die Ausgrabungen brachten vor allem auch eine große Menge an Votivgaben zutage. darunter einige durch die besonderen Bedingungen bestens konservierte Eichenholzartefakte. Recht naturalistisch dargestellt wurden erkrankte (und geheilte?) Körperorgane aus Holz und Stein – Gliedmaßen, Köpfe, Augen auch interne Organe, darüber hinaus auch ganze Tier- und Menschen-Figuren.

Bemerkenswert ist ein großer Topf der als Aufschrift den Namen der Göttin Sequana trägt und der mit Modellen von menschlichen Körperteilen aus Bronze und Silber gefüllt ist. Beigaben zu den Körperteilen, von denen man sich von der Göttin offenbar Heilung erwartete, waren viele Münzen, Schmuckstücke und auch Früchte. Aus diesen Gaben kann geschlossen werden, dass Sequana auch die Funktion einer Heilungsgöttin inne hatte – sie war für körperliche Gebrechen und vor allem für Augenleiden zuständig. Berichten zufolge, wurden an ihrem Festtag Weihegaben in den Fluss geworfen.

In keltischen Mythen wird Wasser immer wieder als Quelle der Lebenskraft erwähnt, seine reinigende Wirkung allein soll schon Heilung bringen. Oft muss ja auch etwas „in Fluss kommen“, um zu gesunden.

In der Grabungsperiode 1936/37 wurden insgesamt rund 190 Holzplastiken gefunden. Zwei besonders gut erhaltene Objekte sind ein kunstvoller Männerkopf und die Statue eines Pilgers mit gallischem Kapuzenmantel, aus einem Holzstamm geschnitzt.

Die Göttin im Entenboot

Die Göttin selbst wird in einer Bronzestatuette dargestellt. Sie steht in einem Boot, dessen vorderer Teil einem Entenkopf gleicht, der mit einer kleinen Kugel (Perle?) im Schnabel verziert ist. Es ist also anzunehmen, dass Enten die ihr geweihten Tiere sind. Die Göttin selbst trägt eine lange Robe und ein Diadem auf ihrem Kopf. Ihre Arme sind leicht nach vorne ausgestreckt – in einer Geste, als würde sie all jene empfangen wollen, die Heilung von ihr erwarten. Diese Statue ist im Musée archéologique de Dijon ausgestellt.

1864 kaufte die Stadt Paris, durch die die Seine fließt, das Gebiet um ihre Quelle, um den wichtigen Fluss zu ehren. Es wurde eine künstliche Grotte errichtet, um die Hauptquelle zu schützen, und die Stein-Statue der Göttin aufgestellt, die den Fluss symbolisieren soll. Die Hauptstadt hat mittlerweile das Interesse an der Parzelle verloren und sie an die Region Burgund zurückgegeben.

auch: Sequanna, Sequena, Siquanna, Secuana

 

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