Zhi Nu –  Chinesische Göttin des Spinnens und Webens, der Wolken und der Liebe

Zhi Nu ist in der chinesischen Mythologie die himmlische Weberin, die aus Wolken nahtlose Brokat-Gewänder für ihren Vater, den Jadekaiser und andere Gottheiten herstellt. Aus den feinsten Dunstwolken webte sie Wandteppiche, die wahre Kunstwerke waren und im Abend- und Morgenrot noch zu sehen sind. Sie ist vor allem für ihre traurige Liebesgeschichte bekannt.

Die Wolkenweberin

Zhi Nu ist in der chinesischen Mythologie die himmlische Weberin, die aus Wolken nahtlose Brokat-Gewänder für ihren Vater, den Jadekaiser und andere Gottheiten herstellt. Aus den feinsten Dunstwolken webte sie Wandteppiche, die wahre Kunstwerke waren und im Abend- und Morgenrot noch zu sehen sind. Sie ist vor allem für ihre traurige Liebesgeschichte bekannt. Ihr Jahrtausende alter Mythos berührt in China noch immer sehr die Verliebten.

Es gibt die Geschichte in einigen Varianten:

Der Mythos erzählt, dass in uralten Zeiten der Himmel azurblau aussah, von Wolken war damals noch nichts zu sehen. Der oberste Jadekaiser, also der Himmelsgott fand dies allzu eintönig und ließ seine sieben Töchter spinnen und weben, um eine Art Kleidung für den Himmel anzufertigen. Die Farben der Stoffe waren grau und weiß, womit der Jadekaiser immer noch nicht zufrieden war.
Zhi Nu, die jüngste Tochter des Himmelsgottes aber war bedachtsam, umsichtig und kreativ. Und sie fand eines Tages im Garten eine siebenfärbige Blume und pflückte deren Blüten. Damit färbte sie das Garn bunt und wob dann farbenfrohe Stoffe. Das stimmte den Himmelsgott sehr froh und er gab den Auftrag, dass der Himmel an normalen Tagen weiße Kleider, an regnerischen Tagen graue Kleider und am Morgen bzw. Abend bunte Kleider zu tragen hat. Diese wurden von Zhi Nu gewebt. Sie arbeitete fleißig und hatte große Freude daran.

Um sich ihre Kunstwerke von der Erde ansehen zu können, bekam Zhi Nu eines Tages die Erlaubnis, von ihrem Wolken-Himmelsreich herabzusteigen und die Erde zu besuchen. Als sie in einem Fluss badete, wurde sie vom Kuhhirten Niu Lang entdeckt, der ihr die Kleider stahl. Er war so fasziniert von ihrer Schönheit, dass er sich sofort in sie verliebte. Ohne ihre Kleider konnte Zhi Nu nicht in ihr Wolkenreich zurückkehren, zumindest nicht ohne einige sehr peinliche Fragen beantworten zu müssen.
Aber auch sie verliebte sich in ihn, weil Niu Lang süß und sanft war.
Sie heiratete ihn und dachte nicht mehr an den Himmel und ihre Aufgabe als Wolkenweberin. Als sie schließlich doch in ihr himmlisches Zuhause zurückkehrte, wurde sie von ihrem Ehemann begleitet. Ihr Vater, der Jadekaiser war sehr wütend darüber, dass seine Tochter das Weben der Gewänder so lange vernachlässigt hatte. Als Strafe trennte der die Liebenden und verbannte sie jeweils auf die gegenüberliegenden Seiten der unpassierbaren Milchstraße.
Dort kann oben man sie immer noch dort sehen.
Sie ist Vega, der Hauptstern des Sternbildes Leier (Lyra) und er ist Altair, der auffallend helle Hauptstern im Sternbild des Adlers (Aquila). Die beiden Sterne liegen tatsächlich an den entgegengesetzten Enden der Milchstraße.

Nur einmal im Jahr, am siebten Tag des siebten Mondmonats, darf Zhi Nu ihren Mann treffen. An diesem Tag fliegen Elstern zur Milchstraße, um eine Brücke zu bilden, auf der die Liebenden hinübergehen können, um ihre unsterbliche Liebe zueinander zu erneuern. Ihre glücklichen Tränen verursachen oft Regen auf der Erde.
Für den Rest des Jahres leben sie getrennt und sie ist als himmlische Spinnerin nicht mehr nur für Kleidung und Wandteppiche zuständig. Es heißt sie spinnt im Himmel auch alle glücklichen Ehen.

Der kluge Rat der Kuh

Eine etwas andere Variante des Mythos ist folgende:
Zhi Nu war die jüngste von sieben Schwestern, die alle die Enkelinnen der Himmelskönigin waren.
Vor langer, langer Zeit waren Zhi Nu und Niu Lang Sterne am Nachthimmel. Sie waren sehr verliebt ineinander, aber diese Liebe hat die Himmelskönigin (aus welchen Gründen auch immer) verboten. Als diese dann doch davon erfuhr, beschloss sie, das Liebespaar zu trennen.
Zhi Nu wurde vom Exil verschont, aber Niu Lang wurde aus dem Himmel geworfen und dazu verurteilt, auf der Erde als Kuhhirte zu leben. Zhi Nu sollte fortan schöne Wolken am Himmel weben.
Obwohl Zhi Nu ihre Tätigkeit liebte, litt sie sehr daran, von ihrem geliebten Menschen getrennt zu sein. Ihr Gesicht war immer voller Tränen, wenn diese zu viel wurden, regnet es aus ihren Wolken. Sie hoffte, dass Niu Lang eines Tages wieder in den Himmel zurückkehren würde.
Eines Tages, Jahre nachdem Zhi Nu und Niu Lang getrennt worden waren, baten sechs Schwestern von Zhi Nu die Himmelskönigin um Erlaubnis, zur Erde zu gehen und im Lotusgarten zu baden. Zum Glück war die Großmutter gut gelaunt, also ließ sie sie gehen. Bevor sie den Himmel verließen, sahen sie, wie Zhi Nu Wolken webte. Sie waren voller Mitleid für die arme Schwester und beschworen die Himmelskönigin, ihnen zu gestatten, Zhi Nu auf ihrer Reise mitzunehmen. Als sie sah, wie traurig ihre Enkelin geworden war, empfand sie ein seltenes Mitleid mit ihr und ließ Zhi Nu mit den anderen reisen, um den Lotusgarten zu besuchen.
Niu Lang war die ganze Zeit als Sohn einer armen Bauernfamilie auf der Erde gewesen. Sein Leben war hart und wurde noch schwieriger, als seine neue Mutter und sein Vater starb und er zu seinem älteren Bruder geschickt wurde. Niu Lang wurde sehr schlecht behandelt und sein Bruder nahm sein gesamtes Geld und ließ ihn nur seine Kuh und einen alten Karren, bevor er ihn in die Welt schickte, um für sich selbst zu sorgen.
Niu Lang und die Kuh hingen voneinander ab, um zu überleben. Zusammen bauten sie ein kleines Haus und lebten dort alleine ohne andere Gesellschaft. Sie pflügten das Land und überlebten, so gut sie konnten.
Jahre vergingen in dem kleinen Haus, bis eines Tages die Kuh mit Niu Lang sprach: „Heute sollst du in den Lotusgarten gehen. Dort wirst du Engel baden sehen. Du musst jene Roben finden, die rot sind, und diese stehlen und sie verstecken.“
Als Niu Lang fragte, warum er die roten Roben stehlen müsse, sagte die Kuh: „Die roten Roben gehören deiner zukünftigen Frau.“
Also ging Niu Lang in den Lotusgarten, versteckte sich im Gras und wartete darauf, dass die Engel ankamen. Wie die Kuh vorausgesagt hatte, stiegen die schönen Engel vom Himmel herab und begannen im Bach zu baden. Niu Lang war sehr nervös, aber er tat, wie die Kuh es befohlen hatte, und stahl die roten Gewänder, die an der Seite des Flusses abgelegt worden waren. Als er sich wieder verstecken wollte, bemerkten die Engel ihn und zogen sich schnell an, bevor sie wieder in den Himmel flogen. Es blieb nur noch eine übrig, und sie konnte nicht gehen, weil Niu Lang ihre roten Roben versteckt hatte. Das war natürlich Zhi Nu. Niu Lang sagte ihr, dass er ihr ihre Gewänder nur zurückgeben würde, wenn sie versprach, seine Frau zu werden.
Zhi Nu war sehr überrascht, aber merkte, dass er ihr sehr vertraut war. Zu ihrem Unglauben und großen Freude erkannte sie, dass es ihre lange verlorene Liebe war.
Das Paar heiratete und lebte glücklich mit ihren beiden Kindern in ihrem kleinen Haus. Zhi Nu webte Baumwolle und Niu Lang pflügte das Land mit seiner treuen Kuh. Das Leben ging auf diese Weise weiter, bis Niu Lang eines Tages von den Feldern mit der Nachricht zurückkehrte, dass seine Kuh gestorben war. Vor seinem Tod hatte die Kuh zu Niu Lang gesagt: „Nachdem ich weg bin, musst du einen Mantel aus meiner Haut machen. Du wirst diesen Mantel brauchen, um fliegen zu können, um Zhi Nu zu fangen.“
Zu diesem Zeitpunkt hatte Niu Lang erkannt, dass seine treue Kuh auch einmal ein Sternbild am Himmel gewesen war – der Stier.
Die beiden waren einst im Himmel enge Freunde gewesen und der Stier hatte die Himmelskönigin gebeten, Niu Lang nicht aus dem Himmel zu werfen. Darüber war diese so verärgert, dass sie ihn in eine Kuh verwandelte und ebenfalls auf die Erde warf, genau wie sie es mit Niu Lang getan hatte.
Auf der Erde hatte der Stier nach seinem Freund Ausschau gehalten und ihn schließlich die ganze Zeit begleitet und beschützt. Nun war er tot und hatte Niu Lang angewiesen, einen Mantel aus seiner Haut zu machen. Niu Lang tat, wie sein alter Freund es wies.

Trennung durch die Milchstraße

Gleich am nächsten Tag schickte die Himmelskönigin einen starken Wind, um Zhi Nu und ihre Kinder in den Himmel zu fegen. Niu Lang erinnerte sich an die Worte seines Freundes, zog seinen Mantel an und flog hoch, um seine geliebte Frau und seine Kinder zu erwischen. Aber die Himmelskönigin entfernte ihre goldene Haarnadel und erzeugte mit einem einzigen Schlag einen Fluss in den Himmel, der Zhi Nu und Niu Lang für immer trennen würde. Diesen Fluss sehen wir immer noch als Milchstraße. Im Moment der Trennung schrie das Paar mit aller Leidenschaft einander seine große Liebe zu. Die Himmelskönigin war von ihrer Liebe zu einander dann doch so bewegt, dass sie sich entschied, Nu Lang wieder im Himmel aufzunehmen, aber er durfte nicht bei seiner Frau und seinen Kindern bleiben.
Nur einmal im Jahr, am siebten Tag des siebten Monats im Mondkalender, wird Niu Lang mit Zhi Nu und seinen Kindern wieder vereint. Ein Schwarm Elstern bildet eine Brücke zwischen den Sternen von Vega und Altair, die es Niu Lang ermöglichen, den Fluss zu überqueren und bei seinen Lieben zu sein. Diese Brücke ist am Nachthimmel zu sehen. Diese Geschichte wurde von Generation zu Generation weitergegeben.

Dies sind zwei Varianten des Mythos von der Himmelsweberin und dem Kuhhirten, der in zahlreiche anderen Varianten in Asien z.B. in Japan, Korea, Vietnam erzählt wird. Jede chinesische Provinz hat ihre eigene traurige Liebesgeschichte, wie und warum die beiden Liebenden durch die Milchstraße getrennt wurden. Allen gemeinsam ist das Treffen einmal im Jahr am siebten Tag des siebten Monats, das durch die Elstern-Brücke ermöglicht wird.

Das Fest der sieben Schwestern

An diesem Tag (der nach unserem Kalender in den Juli bzw. August fällt) gibt es in einigen Teilen Chinas sowie in Korea, Taiwan und Hongkong ein großes jährliches Fest, bei dem sich Liebende zu Ehren dieser astralen Gottheiten treffen. Junge Frauen beobachten den Sternenhimmel und wünschen sich für die Zukunft eine gute Ehe, Liebende halten in dieser Nacht einander an den Händen und schauen in den Nachthimmel zu den beiden leuchtenden Sternen. Dieser Tag ist mit unserem Valentinstag zu vergleichen.
Es heißt auch „Seven Sisters Festival“, weil die sieben Schwestern ja am siebten Tag des siebten Mondmonats gemeinsam auf die Erde kamen. Das Festival wird traditionell mit Handarbeitswettbewerben gefeiert, da Zhi Nu ja die Göttin der Handarbeiten und des Kunsthandwerks ist.
Das traditionelle Fest gibt es bereits seit 1.500 Jahren. Es wurde im Laufe der Zeit auch mit vielen auch westlich anmutenden Elementen ergänzt. Gefeiert wird mit Feuerwerk, Festmahlen, Löwen- und Drachentänzern, Weihrauch, Wahrsagen, Umzüge, die an unseren Karneval erinnern usw.

In Japan wird das Weberinnen-Fest Tanabata gefeiert (was „Abend des siebten“ bedeutet). Die Geschichte ist die gleiche, wie der chinesische Mythos, nur dass die Wolken-Weber-Sternen-Göttin Orihime und ihr Mann Hikoboshi heißen. Im heutigen Japan feiern die Menschen diesen Tag meist, indem sie auf kleinen, meist fünf-farbigen Papierstücken Wünsche schreiben, manchmal in Form von Gedichten, und diese auf Bambus hängen. Der Bambus und die Dekorationen werden oft an einem Fluss auf das Wasser gesetzt, der für den Himmelsfluss steht. Oder sie werden nach dem Festival um Mitternacht oder am nächsten Tag verbrannt. In dieser Nacht sollen Orihime und Hikoboshi die Wünsche der Menschen erfüllen.

Zhi Nu ist damit auch die Sternen-Göttin der Liebe, der (unglücklichen und unerfüllten) Beziehungen, sowie der Treue und Hingabe.
Ihre Symbole sind Sterne, Wolken und Silbergegenstände, die den Silberfluss der Milchstraße symbolisieren, den die Liebenden einmal im Jahr überqueren dürfen.

auch: Chih Nu, Zhinü, Zhinu, Chi Nü, Orihime (japanisch)

 

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