Die irisch-keltisch Göttin Caer Ibormeith ist für den Schlaf, für Träume und Prophezeiungen zuständig. Über sie wird in den Mythen Irlands, Schottlands und Wales erzählt.
Sie, die ihr eigenes Leben bestimmt
Die irisch-keltisch Göttin Caer Ibormeith ist für den Schlaf, für Träume und Prophezeiungen zuständig. Über sie wird in den Mythen Irlands, Schottlands und Wales erzählt.
In Schottland und Wales wurde ihr Name verwendet, um Orte wie Caer Edin (Edinburgh) zu benennen. In Irland kennzeichnete ihr Name die Heimstätten von Göttinnen und Göttern, wie Caer Arianrhod, die Heimat der Göttin Arianrhod.
Caer Ibormeith stammt aus dem Volk der Tuatha de Danann (Das Volk der Göttin Danu)
Man glaubt, dass sich diese ursprünglichen Göttinnen und Götter aus der vorkeltischen Zeit im Laufe der Zeit in Feenkönige, -königinnen und -helden verwandelten, die sich in unterirdische Hügel, sogenannte Sidhes, zurückzogen. Caer Ibormeith und ihr Vater lebten der Legende nach in Sidhe Uamuin in Connacht.
Caer (ausgesprochen Keer) war unter anderen poetischen Namen wie „Shapely Yew Berry“ (formschöne Eibenbeere) bekannt.
Die Verwandlung in einen Schwan
Sie ist eine Gestaltwandlungsgöttin, die ein Jahr als schöne Frau und das nächste Jahr als Schwan verbringt. Die Göttin durchläuft diese Verwandlung jedes Jahr zu Samhain, begleitet von 150 Schwänen, einer Schwellenzeit, in der der Schleier zwischen der sichtbaren und der unsichtbaren Welt am dünnsten ist.
In der Form des Schwans schwimmt sie in einem Teich namens Dragon´s Mouth (Drachen-Rachen).
Schwäne kommen in der keltischen Mythologie häufig vor und sind oft mit einer Göttin verbunden. Der Schwan ist die spirituelle Verkörperung von Anmut, Schönheit, Liebe, Vertrauen und Treue. Er repräsentiert auch das Feenreich, voller Liebe, Reinheit, Seele und Musik.
Schwäne, die mit einer Göttin in Verbindung gebracht werden, sind immer daran zu erkennen, dass sie eine goldene oder silberne Kette um den Hals tragen. Caer Ibormeith trägt eine goldene Kette mit 130 Goldkugeln, die mit einer Silberkette verknüpft ist.
Schwäne werden auch mit dem Samhain-Fest in Verbindung gebracht und dienen als Führer in die andere Welt.
Die traumhafte Liebesgeschichte
Besonders genau überliefert ist im Mythos dieser Göttin ihre Liebesgeschichte.
Sie erschien im Traum dem Sohn der Göttin Bóann namens Aengus MacOg, er ist der Gott der jungen Liebe. Sie wählte genau diesen jungen Gott, indem sie ihm in seinen Träumen erschien.
Als er schlief, bekam er also Besuch von einer wunderschönen jungen Frau. Sie schien so real und er griff nach ihr, doch als er aufwachte, war sie verschwunden. Er war hingerissen und wusste nicht, was er tun sollte. Er erzählte niemandem von seinem Erlebnis.
Ein Jahr lang besuchte sie Aengus MacOg jede Nacht, während er träumte, und spielte süße Musik auf ihrer Pauke. Er verlor in der ersten Nacht dieses Erlebnisses seinen Appetit und wurde krank. Er wollte nichts sehnlicher, als sein Leben mit seiner Liebe an seiner Seite in der Traumwelt zu verschlafen.
Schließlich wurde ein Arzt gerufen. Er erkannte schnell die Ursache von Aengus‘ Krankheit. Die „Traumfrau“ musste gefunden werden!
Aengus‘ Eltern organisierten daraufhin eine umfangreiche Suche nach ihr, denn sie befürchteten, ihr Sohn könnte vor Verlangen sterben. Schließlich wurde sie am Ufer eines Sees gefunden und es stellte sich heraus, dass sie genauso schön war wie in seinen Träumen. Ihr Name war Caer Ibormeith und sie war eindeutig keine gewöhnliche Frau. Sie war mit dreimal fünfzig jungen Frauen durch eine silberne Kette verbunden:
Aengus hielt bei ihrem Vater um ihre Hand an. Dieser erklärte ihm, dass es unmöglich sei, sie zu heiraten, da seine Tochter zusammen mit den einhundertfünfzig Frauen, die sie begleiteten, ihre Gestalt vom Schwan zur Frau und wieder zurück veränderte. Darüber hinaus besaß Caer Ibormeith einen eisernen Willen und würde sich nicht einfach so verheiraten lassen. Sie war sehr unabhängig und brauchte überhaupt keinen Mann an ihrer Seite.
„Ich kann sie zu nichts zwingen“, sagte ihr Vater. „Sie bestimmt ihr eigenes Leben.“
Wenn Angus sie wirklich als seine Gefährtin wollte, musste er ihr beweisen, dass er ihrer würdig war. Er musste sie unter ihren Schwanengefährtinnen erkennen und sie rufen. Nur dann würde sie aus eigenem Willen zu ihm kommen.
Angus war überzeugt davon, sie zu erkennen, doch als er den See erreichte und die große Gruppe Schwäne sah, sank ihm das Herz. Sie waren alle gleichermaßen anmutig und weiß, er sah keinen Unterschied.
Er geriet fast in Panik, als er all die wunderschönen Schwäne sah. Doch dann fiel sein Blick auf einen Schwan, der mit etwas mehr Eleganz und Selbstbewusstsein über das Wasser zu gleiten schien. Ihr Hals wurde noch ein wenig mehr gestreckt und dann sah er etwas, das ihn davon überzeugte, dass er Recht hatte: Dieser Schwan trug eine mit Gold und Silber verzierte Kette um den Hals, die noch heller leuchtete als die anderen, die auf ihn zuschwammen.
Sie war es! Er rief sie.
Sie antwortete, dass sie zu ihm kommen würde, wenn er versprach, dass sie ins Wasser zurückkehren könne. Er willigte ein und verwandelte sich selbst in einen Schwan, denn wie sonst könnte er mit ihr im Wasser sein.
Und sie stellte eine Bedingung: Er müsse sich jeweils zu Samhain auch in einen Schwan verwandeln. Er willigte ein, verwandelte sich in einen Schwan und sie flogen gemeinsam dreimal um den See, wobei sie wunderschöne Lieder sangen.
In Bruigh na Boinne gab das göttliche Schwanen-Duo ein Konzert, bei dem ganz Irland in einen friedvollen Schlaf fiel. Und das für drei Tage und drei Nächte.
Sie hatten einander also gefunden und blieben für den Rest ihres Lebens zusammen, wie es Schwäne tun. und lebten ein Leben voller Freude und Schönheit.
Ihr gemeinsames Lied war von transzendenter Schönheit. Ihre Verbindung beruhte auf seinem Respekt und seiner Ehrerbietung ihr gegenüber in ihrer vollen Ausdrucksform, in ihrem vollen Sein.
Und so lebten sie glücklich bis ans Ende ihrer Tage, in welcher Form auch immer. Denn sie nehmen auch wieder ihre menschliche Gestalt an.
In den Mythen wird immer herausgestrichen, dass Caer Ibormeith eine mächtige Göttin ist von starker Integrität, die ihren eigenen Weg in der Welt geht, obwohl sie in tiefer Liebe zu dem Mann an ihrer Seite verbunden ist. Damit ist sie eine Leitfigur für alle Frauen, die dies genauso handhaben und leben.
Sie hat auch den Beinamen: Sie, die ihr eigenes Leben bestimmt.
auch: Shapely Yew Berry