Echo – Prähellenistische Geburts-, Schöpfungs- und Orakelgöttin

Echo ist die Stimme der Schöpfung, Tochter der Gaia, eine Oreade und Bergnymphe des Berges Helikon in der griechischen Mythologie.

Stimme der Schöpfung

Echo ist die Stimme der Schöpfung, Tochter der Gaia, eine Oreade und Bergnymphe des Berges Helikon in der griechischen Mythologie.

In der griechisch-olympischen Mythologie sind Nymphen weibliche Gottheiten niederen Ranges, Personifikationen des Lebens, der freien Natur und der Naturkräfte. Die Oreaden, zu denen Echo gehört, leben in Grotten, Wäldern und Bergen, sie werden als die Feuchtigkeit der Berge gedeutet.

Die Göttin Artemis wird von rund 1000 Oreiaden begleitet. Den Nymphen wird beständige Jugend nachgesagt, unsterblich sind sie jedoch nicht, ihre Lebensspanne wird von 9720 bis 933120 Jahre veranschlagt.

Der Mythos von Echo erzählt, dass sie im Auftrag von Zeus dessen Ehefrau Hera mit dem Erzählen von Geschichten unterhalten sollte, damit Zeus Zeit für amouröse Abenteuer hatte und Hera ihm nicht nachspionieren konnte. Als Hera dies entdeckte, soll sie Echo ihrer Sprache beraubt haben. Sie ließ ihr lediglich die Fähigkeit, die letzten an sie gerichteten Wörter zu wiederholen. Hiernach ist das bekannte Phänomen des Echos benannt.

Die unglückliche Liebe zu Narkissos

Echo soll eine Liebschaft mit dem Gott Pan gehabt haben, verliebte sich jedoch dann in den schönen sterblichen Jüngling Narkissos (Narziss). Diesen konnte sie aber wegen ihres „Sprachfehlers“ ihre Liebe nicht gestehen.

Dies führte zu einigen Kommunikationsmissverständnissen, anderseits soll der junge Mann auch nicht besonders an Frauen interessiert gewesen sein und so verschmähte er grausam die Liebe der Echo. Die schöne Nymphe versteckte sich in ihrem Liebeskummer in einer Höhle und verkümmerte, bis sie nur noch Stimme war. Ihre Gebeine wurden zu den Felsen, die das Echo zurückwerfen, jedoch zugleich das Aussehen einer wunderschönen jungen Frau haben.

Die Göttin der Vergeltung Nemesis (in anderen Auslegungen war es Aphrodite) bestrafte Narziss darauf hin, indem er sich hoffnungslos in sein schönes Spiegelbild verliebte musste, als er es in einem Teich erblickte. Je länger er es ansah, desto heftiger verliebte er sich in sich selbst und wurde so —  unfähig sich davon zu entfernen —  selbst zu diesem Teich, der immerhin am Fuße der zur Stein gewordenen Echo lag. In einer anderen Variante wurde er in eine Blume – die Narzisse verwandelt.

Die Stimme der Schöpfung, der Widerhall des Universums

Echo ist aber viel älteren Ursprungs als die Geschichte in diesem Mythos. In vorhellenistischer Zeit war sie als Acco eine Geburts-, Schöpfungs- und Orakelgöttin. Sie ist die Stimme der Schöpfung, der Widerhall des Universums, denn „im Anfang war das Wort“.

Genauer übersetzt heißt dieses Zitat aus dem Johannesevangelium eigentlich: „Aller Anfang war Klang“.
Die Mythen vieler Völker erzählen: Die Welt wurde aus einem Klang erschaffen und dieser Klang hallt wie ein Echo immer noch nach und nach und nach. Und in diesem Klang liegt die ganze Wahrheit.

Die hohe Kunst des „wahren Sagens“

Dies ist auch die hohe Kunst der Wahrsagerei: Dabei geht es nämlich tatsächlich um das „wahre Sagen“ und nicht um irgendwelche Zukunftsprognosen. Die wirkliche Wahrheit kann keine außen stehende Instanz wissen, sondern sie liegt immer in den Fragenden und Rat Suchenden selbst.

Ein Orakel zu befragen hat daher immer den Sinn, der eigenen inneren Wahrheit näher zu kommen um daraus Schlüsse zu ziehen und danach letztendlich handeln zu können. Die Magie oder wenn man so will, die Methode liegt darin, das zuletzt Gesprochene zu wiederholen und damit das zu spiegeln, was Ratsuchende sagen. Das ist hohe die Orakelkunst und auch das, was noch heute gute BeraterInnen, TherapeutInnen und Coaches ausmacht.

In gewisser Weise ist Echo die Göttin dieser Berufsgruppen. Echo und Pan sind die Eltern der Jambe, auch Baubo genannt, die später die um ihre Tochter Kore trauernde Göttin Demeter wieder zum Lachen brachte.
Ihre Späße machte Jambe in Versform, der Reim ist ja auch so etwas wie das Echo des zuvor Gesagten.

auch: Acco

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