Enodia schaut genau, für welchen Weg sich Menschen mutigen Herzens entscheiden und welche Wege (Möglichkeiten, Entscheidungen) sie somit ausschlagen und damit in gewissen Sinne auch sterben lassen

Die Wegeschützerin

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Sie ist die „am Wege“, die „auf den Wegen Verweilende“, die Wegeschützerin.

Schwangere Frauen wandten sich an Enodia, um sich und dem Kind einer leichten Geburt zu versichern, da der Geburtskanal ja der erste Weg ist, den wir nehmen.

Damit ist Enodia auch eine Kourotrophos. Mit dem Epitheton ausgestattete Gottheiten wurden als Manifestation der Mütterlichkeit oder als Sinnbild der Amme angesehen und in Kulthandlungen, Riten und bei Opfern entsprechend verehrt. Ein eiserner Schlüssel wurde in einem Bohrloch eines kleinen Sockels gefunden, auf dem eine Inschrift mit der Bitte an Enodia zu sehen ist, sie möge einem Kind helfen. Es deutet darauf hin, dass dieser Schlüssel ursprünglich in der Nähe von einem Ort platziert wurde, der mit diesem buchstäblich oder symbolisch verriegelt und entriegelt werden konnte. Eine andere Inschrift, die auf einer ähnlichen Basis in Larisa gefunden wurde, bittet Enodia auch um Hilfe bei einem Kind. 

Als Beschützerin der Durchgänge und Türen steht sie auch an den wesentlichen Schwellen im Leben der Menschen.

Enodia gilt oft auch als Beiname oder ein Aspekt der Hekate, besonders wenn es um ihre Gestalt als Göttin der Dreiwege ging. Dann wurde sie als Enodia dreiköpfig oder dreigestaltig dargestellt. Vermutlich ist Enodia älter und wurde im 5. Jhdt. v.d.Z. zu Hekate.

Es heißt, sie stand auf der Hauptstraße, die in eine Stadt hineinführt und die behielt alle, die in die Stadt hinein wollten, sorgsam im Auge.  Ebenso beschützte sie an den Schwellen der Häusern deren BewohnerInnen. Von Gottheiten mit dieser apotropen (= Gefahren abwendenden) Funktion wurde erwartet, dass sie Gefahren durch Einbruch, Naturkatastrophen, bösartigen Geistern und sogar Pest wie Mäuse fernhalten.

Beherzt einen Weg einschlagen

Enodia schaut genau, für welchen Weg sich Menschen mutigen Herzens entscheiden und welche Wege (Möglichkeiten, Entscheidungen) sie somit ausschlagen und damit in gewissen Sinne auch sterben lassen. Sie soll daher auch die Wächterin des Weges und der Durchgänge hinein in das Leben und hinein in den Tod sein.

Wenn Frauen beherzt einen Weg einschlagen, dann schützt Enodia diesen Weg. Sie kann daher bei schwierigen, bedeutsamen und richtungsgebenden Entscheidungen um Unterstützung gebeten werden, um jenen Weg zu wählen, der im Einklang mit dem eigenen Wesen und dem höheren Ganzen steht.

Wegkreuzungen haben immer etwas mit Reinigung oder Bannung zu tun. Enodia sorgt daher dafür, dass böse Gedanken, schlechte Gefühle der anderen, nicht gewählten Wege, gebannt werden.

Frauen, die einen (Lebens-)Weg einschlagen, sollten dafür ein von ihnen gewählten Reinigungsritual machen, dass Enodia mit ihrem Segen beschützt.

auch: Ennodia, Einodia

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