In einem spätbabylonischen Text im Kontext des Atraḫasis-Epos wird die „weise Mami“ gepriesen: „Du allein bist der Mutterleib, der die Menschen erschafft“.
Die Menschheitstöpferin
Schon ihr Name verrät, dass sie eine Muttergöttin ist. Mama-Mami – das sind die Silben, die ein Kind als erstes formen und sprechen kann.
In den sumerischen Stadtstaaten des 3. Jhdts v.u.Z. wurde eine mütterliche Göttin verehrt, die keinen spezifischen Namen trägt sondern einfach nur mit „ama / amma“(= „Mutter“) angesprochen bzw. angerufen wurde.
Ihre unterschiedlichen Titel und Beinamen wie Ningal, Ninmach, Nintu und Ninhursanga zeigen eine weite Verbreitung, aber auch große Unterschiede in ihrer Verehrung an.
Im akkadischen Kontext trägt die Muttergöttin den Titel bēlit-ilī — „Gebieterin aller Gottheiten“.
Das um 1800 v.u.Z. entstandene Atraḫasis-Epos nennt die an der Erschaffung der Menschen beteiligte Göttin, die den Mutterleib öffnet, Mami oder Mama. Sie ist damit die „Gebieterin des Gebärens“.
Dieses Epos kombiniert verschiedene sumerische Themen künstlerisch und beinhaltet auch ältere mythologische Vorstellungen.
In einem spätbabylonischen Text im Kontext des Atraḫasis-Epos wird die „weise Mami“ gepriesen: „Du allein bist der Mutterleib, der die Menschen erschafft“.
Überlieferungen aus dem östlichen Mittelmeerraum und dem Vorderen Orient schildern den Mythos von Mami:
Sie hat die Menschen aus Lehm geformt. Das erinnert an die hebräische Schöpfungslegende des Alten Testaments, die auch die Erschaffung des Menschen aus Lehm beschreibt.
Nur dass hier nicht ein männlicher Gott, sondern die Allmutter Mami die Menschen „gebastelt“ hat. Was eigentlich besser nachvollziehbar ist, kommt doch alles Leben, jede Geburt aus einer Frau.
Vierzehn Selbstbildnisse der Göttin
Mami, die „Menschheitstöpferin“ hat auch nicht, wie der jüdisch-christliche Gottvater nur eine Frau und einen Mann geschaffen sondern sieben Frauen und sieben Männer – was eine weise Entscheidung war und von Beginn an Inzucht verhinderte.
Die Bibel tut sich ja nach wie vor schwer mit einer Erklärung, wie aus den beiden Söhnen von Adam und Eva weitere Menschen hervorgegangen sein sollen.
Mami vermischte also Lehm über dem kosmischen Abgrund und formte vierzehn Selbstbildnisse. Sieben stellte sie zu ihrer rechten und sieben zu ihrer linken Seite auf. Zwischen die zwei Reihen stellte Mami einen gebrannten Ziegelstein auf.
Über diese Lehmmodelle sprach sie lebensspendende Beschwörungsformeln. Ihre Ebenbilder zur Linken begannen als Frauen zu leben, die zu ihrer Rechten als Männer.
Die sumerischen Frauen nahmen während der Wehen als Symbol für Mamis Ziegelstein ein Kissen, wenn sie etwas von der Macht der Allmutter in sich spürten und riefen sie an.
Auch bei der ägyptische Geburtsgöttin Mes-Chenet spielt ein Ziegelstein eine bedeutende Rolle — da die Geburten in hockender Stellung stattfanden. Die Gebärende stellte ihre Füße auf die sogenannten Geburtsziegeln, damit unter ihr mehr Platz war, wenn das Kind herauskommt. Eine ähnliche Funktion kann man sich auch bei dem Ziegelstein der Göttin Mami vorstellen.
Jede Frau war mit ihrer Leistung ein Abbild der Schöpfungskraft der Muttergöttin. Daher hatte Mami auch den Beinamen Nindum, was „Gebieterin der Fortpflanzung“ bedeutete.
Das verhängnisvolle Fest
Begeistert von ihrer Schöpfung lud Mami alle anderen Gottheiten zu einem großen Fest ein. Doch die Göttin war in ihrer ausgelassenen Stimmung bald betrunken und spielte mit den Resten des Schöpfungslehms herum. In ihrem Rausch erschuf sie unfruchtbare Frauen und zeugungsunfähige Männer und noch vier andere missglückte Menschenarten.
Auch der Gott der Weisheit Enki wollte seine kreative Schöpfungsgabe vorführen, allerdings war er ebenso betrunken. Das Ergebnis war ein verkrüppelter, geistig zurückgebliebener Mann, der sich schwankend vom Boden erhob. Entsetzt bat Enki die Schöpfungsgöttin dieses Geschöpf zu korrigieren, doch Mami hatte nur die Macht, Neues zu erschaffen und konnt bereits Existierendes nicht verändern. So erklärt dieser Mythos, warum es auch Menschen mit Behinderungen gibt (mehr dazu auch bei Nammu, deren Mythos sich mit Mami überschneidet).
auch: Mama, Mammitum