Orihime – Japanische Sternengöttin und himmlische Weberin

In Japan gibt es mehrere bekannte Mythen der Weberei, eine davon handelt von Orihime, der webenden Himmelsprinzessin. Ihre Aufgabe war es, am Ufer der Amanogawa (Milchstraße, wörtlich „himmlischer Fluss“) schöne Kleider zu weben.

Die webende Himmelsprinzessin

In Japan gibt es mehrere bekannte Mythen der Weberei, eine davon handelt von Orihime, der webenden Himmelsprinzessin.
Orihime ist in den japanischen Mythen die Tochter des Tentei, der als Himmelskönig bzw. als das gesamte Universum angesehen wird.
Ihre Aufgabe war es, am Ufer der Amanogawa (Milchstraße, wörtlich „himmlischer Fluss“) schöne Kleider zu weben. Diese bekleideten die Gottheiten und auch den Himmel in den schönsten Farben.
Ihr Vater liebte das von ihr gewebte Tuch und so arbeitete sie jeden Tag hart daran, es aus Wolken zu weben.
Orihime war jedoch traurig, dass sie sich aufgrund ihrer harten Arbeit niemals mit jemandem treffen und verlieben konnte.
Besorgt über den Kummer seine Tochter arrangierte Tentei, dass sie Hikoboshi (einen Kuhhirten) trifft, der auf der anderen Seite der Milchstraße lebte und arbeitete. (In einer anderen Version heißt er Kengyu – wörtlich der „Zieher der Rinder“).

Die vernachlässigten Pflichten der Verliebten

Als sich die beiden trafen, verliebten sie sich sofort ineinander und heirateten kurz danach. Sie erfreuten sich aneinander und vergaßen darüber all ihre Pflichten. Sobald Orihime verheiratet war, webte er sie kein Tuch mehr und daher hatten die Gottheiten keine neue Kleidung mehr zur Verfügung und müssen in Fetzen herum laufen. Hikoboshi wiederum ließ die Rinder verwildern und erlaubte ihnen, den ganzen Himmel abzugrasen.
Das erzürnte Tentei derart, dass er die beiden Liebenden trennte und ihnen verbot, sich zu wieder zu treffen. Fortan waren sie wieder durch die Milchstraße getrennt.
Orihime war so verzweifelt über den Verlust ihres Mannes und bat ihren Vater, sie wieder treffen zu lassen.
Tentei wurde von den Tränen seiner Tochter bewegt und erlaubte den beiden, sich jeweils am siebten Tag des siebten Mondmonats zu treffen, wenn sie hart arbeitete und nachdem sie ihr Weben beendet hatte.
Beim ersten Treffen konnte Orihime den Fluss der Milchstraße jedoch nicht überqueren, da keine Brücke vorhanden war. Sie versuchte, mit einer Schöpfkelle den Fluss trocken zu legen, doch die Milchstraße war dafür zu breit und zu gewaltig. Orihime weinte in ihrer Verzweiflung so sehr, dass eine große Schar Elstern kam und versprach, mit ihren Flügeln eine Brücke zu bauen, damit sie den Fluss überqueren konnte. So konnte sich das Paar zumindest einmal im Jahr treffen.

Die Sterne Vega und Altair

Man sieht die beiden Liebenden noch immer oben am Sternenhimmel: Orihime ist Vega, der hellste Stern im Sternbild der Leier. Hikoboshi ist Altair, der hellste Stern im Aquila, dem Adler. Die beiden Sterne liegen tatsächlich an den entgegengesetzten Enden der Milchstraße.

Die schwarz-weißen Elstern, die die Himmelsbrücke bilden, sind Mond-Vögel, denn der Mond ist ja auch schwarz und weiß.
In Japan wird zu Ehren des Himmelspaares am siebten Tag des siebten Monats im Mondkalender das Weberinnen-Fest Tanabata gefeiert (was „Abend des siebten“ bedeutet).
In der Zeit der Einführung das Tanabata Festes in Japan um 1000 n.u.Z. stand die Mondsichel zwischen den beiden Sternen Vega und Altair und bildete das Boot oder die Brücke, ermöglichte also die Verbindung der beiden Liebenden.

Im heutigen Japan feiern die Menschen diesen Tag meist, indem sie auf kleinen, meist fünf-farbigen Papierstücken Wünsche schreiben, manchmal in Form von Gedichten, und diese auf Bambus hängen. Der Bambus und die Dekorationen werden oft an einem Fluss auf das Wasser gesetzt, der für den Himmelsfluss steht. Oder sie werden nach dem Festival um Mitternacht oder am nächsten Tag verbrannt. In dieser Nacht sollen Orihime und Hikoboshi die Wünsche der Menschen erfüllen. Dieser Tag ist mit unserem Valentinstag zu vergleichen.

Man sagt, wenn es zu Tanabata regnet, können die Elstern nicht kommen und die beiden Liebenden müssen ein weiteres Jahr warten, um sich zu sehen.
Der Regen dieses Tages heißt „Die Tränen von Orihime und Hikoboshi“.

Yin und Yang, Niere und Herz

Aber die Himmelsweberin und der Kuhhirte sind nicht nur Sterne am Himmel. Nach der daoistischen chinesischen Medizin haben sie ihren Sitz auch im menschlichen Körper:
Die Himmelsweberin ist in der linken Niere lokalisiert, dem Sitz der Sexualität und des wässrigen Yin. Der Kuhhirte ist die Energie der Liebe im Herzen und feuriges Yang.
Aus der Verbindung der triebhafter Sexualität der Niere und der feurigen Liebe im Herzen entsteht das himmlische Kind, der Stein der Weisen oder das Reiskorn, das den gesamten Kosmos in sich birgt.
So ist die Trennung der beiden die Spaltung von Liebe und Sexualität, die erst mit viel Mühe wieder zusammenfinden können.
Am Tanabata-Fest ist die Trennung aufgehoben und die Liebe wird möglich.

Der Ursprung dieser Geschichte liegt im chinesischen Mythos von Zhi Nu und Niu Lang, der vor rund tausend Jahren nach Japan transferiert wurde.

 

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