Die heiligste Göttin der sibirischen Völker ist Poza-Mama. Sie lebt im Herdfeuer, ist aber auch die Gebieterin der Berge.
Dreißigköpfige Mutter des Feuers
Die heiligste Göttin der sibirischen Völker ist Poza-Mama. Sie lebt im Herdfeuer, ist aber auch die Gebieterin der Berge.
Wie viele Herdgöttinnen rund um den Erdkreis sorgt auch Poza-Mama nicht nur für den Erhalt des überlebenswichtigen Feuers, sie schaut auch darauf, dass es familiären Frieden gibt und die Sippe zusammenhält. Und das spürt man am besten, wenn alle um ihr Feuer zusammensitzen, das ganz profan dafür da ist, die Lebensmittel zu kochen, die Behausungen zu wärmen, aber auch als die zentrale und damit heiligste Stelle gilt.
Poza-Mama ist hochverehrt und das drückt sich in verschiedenen Ritualen aus.
So spucken die ChakassInnen den ersten Bissen jeder Speise ins Feuer, um der Göttin etwas zurückzugeben und ihre Dankbarkeit für das Essen zu beweisen. Die Leute des Volkes der Negda stellen in der Nähe des Herdes Bilder der Feuergöttin. Das Volk der Schoren nennt sie die „Dreißigköpfige Mutter des Feuers“ oder auch „Mutter des Feuers mit dem goldenen Mantel“.
Bei den MongolInnen heißt sie Ot-ene (Mutter des Feuers) oder Kyz Ana (Jungfräuliche Mutter, denn sie pflanzt sich ohne männliche Mitwirkung fort).
Den Verstorbenen der Familie leuchtet sie mit ihrer hellen Flamme den Weg ins Jenseits.
Die Altai haben strenge Regeln und Tabus: Es darf kein Abfall ins Herdfeuer geworfen werden, nie darf es unnötig gelöscht werden, kein Eisen darf es berühren und niemand darf das Feuer bejubeln oder verhöhnen.
Poza-Mama ist auch die Vermittlerin zwischen der Menschheit und den anderen Welten – SchamanInnen üben daher ihr Amt nie aus, ohne zuvor die Hilfe dieser Göttin zu erbitten.