Tjenemit – Ägyptische Schöpfungs- und Biergöttin

Besonders ist Tejenemit als Biergöttin in die Mythen eingegangen als „Die das Bier braut“ oder „Die das Bier herbeibringt“.

Die das Bier braut

Die altägyptische Schöpfungsgöttin Tejenemit trug eine Reihe von Titeln und Bezeichnungen: „Die Mächtige“, „Die Dienerin“,  „Die das Leben im ganzen Land schafft“, „Die Gebieterin der Bas von Heliopolis“, „Die mit erhabenen Sitz auf der Flammeninsel“, „Die die Gebieterin von Dendera nach Belieben ihres Herzens trunken macht“.

Besonders ist sie als Biergöttin in die Mythen eingegangen als „Die das Bier braut“ oder „Die das Bier herbeibringt“.
Sie wird oft auch als Isis in ihrer Gestalt als Biergöttin Isis-Tnmyt erwähnt. Das zeigt, wie wichtig dieses nahrhafte Getränk schon im antiken Ägypten war.
Ihr Name steht in Verbindung mit dem „tnmw“-Getränk bzw. -Krug, in dem dieses Getränk serviert wurde. Aufzeichnungen belegen, dass die „tnmw“-Krüge mit Blumen bekränzt waren.

Bier als Lohn

Der Getreideanbau war einer der größten Reichtümer im alten Ägypten: Der Weizen, aus dem das Brot hergestellt wurde und die Gerste, die zur Herstellung von Bier benutzt wurde.
Brot und Bier – diese beiden Lebensmittel gehörten nicht nur auf den täglichen Speiseplan sondern Bier diente auch als Lohn für Arbeit (Geld war im antiken Ägypten nicht bekannt).
So erhielten Soldaten und Pyramidenarbeiter fünf Krüge Bier am Tag. Nicht jeder Liter ist da wahrscheinlich die Kehle herunter geronnen, sondern einiges wurde auch zum Tauschhandel mit anderen Waren genutzt.

Aber auch in den vornehmen ägyptischen Häusern wurde viel Bier getrunken – sowohl von Herren wie von Damen. Diese schlürften das Bier entweder durch Röhrchen oder siebten es vor dem Trinken.
Auch den Verstorbenen wurde Brot und Bier mit auf den Weg in die Unterwelt gegeben. Gefunden wurden auch kleine Figuren, die Menschen beim Bierbrauen darstellen sowie Korn mahlende DienerInnen, die die Bestatteten versorgen sollten.

Mahlzeit ist Bier und Brot

Die Bedeutung des Bier zeigt sich u.a. auch daran, dass es im anktiken Ägypten ein eigenes Zeichen für Bier in der Hieroglyphen-Schrift gab. Die Hieroglyphe für „Mahlzeit“ setzte sich aus den Symbolen für „Bier“ und „Brot“ zusammen.
Zudem wurde das Geschenk der Göttin Tjenemit auch zur Heilung kranker Menschen verwendet. „Bierschlamm“, der im Wesentlichen dem Treber entspricht, wurde als Heilmittel verabreicht – u. a. gegen Husten, Schmerzen und Verstopfungen.
Auch äußerlich wurde Bier angewandt, denn das Bad im Bier soll eine glatte und reine Haut verleihen. Damit verlieh Tjenemit wahrscheinlich Nofretete und Kleopatra ihre legendäre Schönheit.

Altes Rezept der Bierherstellung

Es gibt genaue Aufzeichnungen, wie das Bier im Alten Ägypten hergestellt wurde: Zunächst wurden die Gerstenkörner gemahlen, dann das Mehl wie Brot verarbeitetet.
Ein Teil der Gerstenkörner wurden ein paar Tage ins Wasser gelegt, bis sie zu keimen anfingen. Durch die Hitze setzten die Hefekulturen einen Gärprozess im Gang und es entstand Malzzucker.
Alles wurde zusammengemischt, geknetet und mit Honig gewürzt. Diese Masse wurde in Krüge gefüllt und der Inhalt mit Wasser begossen. Die Hefepilze aus den gekeimten Gerstenkörnern und aus der Luft bewirkten, dass die Mischung zu gären begann.
Es wurde Dattelsaft und Wasser dazugefügt und mit Gewürzen wie z.B. Koriander verfeinert. War der Saft vergoren, wurde er noch einmal gesiebt und in Krüge gefüllt.
Diese hat man dann mit Gips verschlossen.

In den einfachen Familien wurden die Krüge nicht verschlossen. An der Luft bildete sich dann der Schaum an der Oberfläche des Bieres, den man abschöpfte und im Anschluss trocknete. Damit wurde Hefe gewonnen, die dann wieder in den Brotteig gegeben wurde, damit dieser aufgehen konnte.
Der ägyptische Gerstensaft war nicht so klar, wie wir es von unserem Bier kennen sondern trüb und durchsetzt mit Rückständen, die die Siebe nicht auffangen konnten.
Daher war das Geschenk der Göttin Tjenemit nicht lange haltbar und musste fast täglich – unter Anrufung jener „Die das Bier herbeibringt“ – neu gebraut werden.

Übrigens wurde die Braukunst nicht in Ägypten erfunden, sondern aus der sumerisch-assyrisch-babylonisch-mesopotanischen Tradition übernommen, wo war Ninkasi die Göttin des Bieres war.

Bier und Milch

In enger Verbindung stand Tjenemit mit Hesat, der Göttin der Kühe. Diese hat „das Bier empfangen aus den Händen der Tjenemit“.
In manchen Aufzeichnungen steht geschrieben, dass Tjenemit ein anderer Name für Hesat sei. Diese kümmerte sich ganz allgemein um all das Essen und als Kuhgöttin vor allem um die Milch.

Die „Hesatmilch“ für Erwachsene ist das „Hesatbier“. Beides – Milch wie Bier – ist sehr nahrhaft und hat die Fähigkeit, den Durst zu stillen.
Eine alte Hebammenweisheit ist ja auch, dass Bier die Milchproduktion anregen soll. Diesen Zusammenhang hat man offenbar auch schon im Alten Ägypten erkannt.
Nach neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen weiß man, dass ein Polysaccharid in der Gerste, die für die Herstellung von Bier verwendet wird, die vermehrte Bildung des Hormons Prolactin verursacht, dass für die Milchsekretion (Laktation) während der Stillzeit verantwortlich ist.

auch: Tenemit, Tnmyt

 

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