Arianrhod ist die Göttin des Abendhimmels und der Dämmerung. Sie lenkt die mystischen Kräfte der Sterne und gilt als Schicksalsgöttin.
Die Göttin mit dem Silberrad
Ihr Name setzt sich aus arian (silbern) und rhawd (Rad) zusammen, daher wird sie auch „Silberrad“ genannt. Dieses Silberrad kann einerseits als die spiralförmige Milchstraße oder als der Vollmond gedeutet werden.
Nach ihr ist im Walisischen auch das Sternbild der Nördlichen Krone Corona Borealis auch Cear Arianrhod benannt. Dies bedeutet „das Schloss von Arianrhod“ oder auch „Spinnrad der Arianrhod“. Von ihrem strahlenden Thron aus lässt die Göttin uns das Rad des Lebens sehen.
In ihrem Schloss lernen die MagierInnen das Sternenwissen, dort – so sagt man – geht auch der Tod zwischen den Inkarnationen durch.
Sie spinnt die silbernen Fäden …
Arianrhod ist die Göttin des Abendhimmels und der Dämmerung. Sie lenkt die mystischen Kräfte der Sterne und gilt als Schicksalsgöttin. Sie hält das Schicksal aller Lebewesen in der Hand und spinnt es auf einem Spinnrad, das durch ein Rad der Sterne (oder auch durch den astrologisch-astronomischen Tierkreis) dargestellt wird, zu silbernen Fäden.
Diese Fäden webt sie in einem spiralförmigen Netz, gleich dem einer Spinne, die auch ihr geheiligtes Tier ist. Die acht Beine der Spinne werden oft als die 8 Himmelsrichtungen oder als die 8 Feste des Jahreskreises interpretiert.
In diesem Netz liegt das Geheimnis des Lebens geborgen: Wie im perfekten Spiral-Netz der Spinne erzeugt jede Erschütterung an einer Stelle einen Impuls, der das gesamte Netz in Vibrationen versetzt und so ist alles Leben miteinander verwoben und voneinander abhängig. Wie eine Spinne weiß Arianrhod alles über die Mysterien des Netzes, sie weiß, wie sich das Netz zusammenfügen wird, kann es je nach Handlungen aller einzelnen Menschen in seinem Muster verändern und kennt alle kosmischen Geheimnisse.
Als Schicksalsgöttin herrscht Arianrhod daher über die Lebenden und die Toten, eine Göttin, die ebenso Leben spendet, wie sie es auch wieder nehmen kann, indem sie die Schicksalsfäden eines Wesens mit ihrem Messer zerschneidet. So gilt Arianrhod auch als Göttin der Gerechtigkeit, da sie darüber urteilen kann, wie sie das Netz webt und welche Fäden sie durchtrennt.
Das Rad des Lichts, der Zeit und des Himmels
Das Rad der Arianrhod wird auch „Rad des Lichts“ oder Steuerrad bezeichnet. Es wird auch mit einem großen Schiff verglichen, das tote Krieger zum Mondland Magonia, Emania oder Hy-Many bringt.
Sie ist Göttin des Jahreskreises und des Vollmondes, der Sternenwelten und der Wiedergeburten. Das sich ewig drehende Silberrad der Sterne, das sie hält, ist auch Symbol für die Zeit. Eine Übersetzung ihres Namens bedeutet „heilige fruchtbare Mutter, die das Rad des Himmels dreht“. Sie steht daher für Fruchtbarkeit und gilt als das Urbild der keltischen Weiblichkeit.
Sie wird als Hexenmeisterin, Zauberin und mit allen weiblichen Attributen versehene Göttin verehrt. Häufig wird sie als dreifaltige Göttin in Form von Jungfrau (zunehmender Mond), Mutter (Vollmond) und der weisen Alten (abnehmender Mond dargestellt), manchmal auch nur in Gestalt der Vollmondin. Über Arianrhod wird überliefert, dass ihr Krafttier ein neblig-weißer, rot-ohriger Geisterhund namens „Cwn Anwnn“ ist, der mit ihr zusammen in „wilder Jagd“ über Himmel und Erde jagt, um sich an ungerechten Seelen zu rächen oder sie einzufangen. Arianrhod ist die Tochter der Göttin Don (walisische Entsprechung der Großen Göttin Dana) und des Sonnengottes Beli.
Sie ist die Mutter des Sonnengottes Llew Llaw Gyffes und des Meeresgottes Dylan Eil Ton. Ihr Bruder und gleichzeitig ihr Geliebter ist Gwydyon. Er war Druide und Magier und die Geschichte erzählt, dass sie eine sehr innige Beziehung zu ihm hatte. Ein weiterer Bruder (oder Vetter) ist Gilfaethwy.
Was in den Mondnächten geschah …
Ihr Geliebter/Bruder Gwydyon bat sie, dem König Math zu dienen, da dieser nur Überleben konnte, wenn seine Füße im Schoß einer Jungfrau liegen und die letzte Jungfrau sei vergewaltigt worden war.
Die Göttin soll allerdings ein im wahrsten Sinne des Wortes feucht-fröhliches Leben geführt haben und sich in den Mondnächten in der Nähe ihres Schlosses vielfach mit Wassergeistern gepaart haben, was aber ihre „Jungfräulichkeit“ nicht beeinträchtigt hat, da eine Mondgöttin immer wieder in diesen jungfräulichen Zustand zurückkehrt. Bei ihren nächtlichen Vergnügungen soll sie jedoch „versehentlich“ zwei Söhne empfangen haben. Um Arianrhod zu prüfen, ließ sie der König über seinen Zauberstab gehen (was immer man sich unter dem Zauberstab eines Königs vorstellen mag).
Dies sollte ihre Jungfräulichkeit beweisen. Doch als sie ihn überquerte, fielen ihr ein Kind und ein Tropfen aus dem Schoß. Das Kind war Dylan, der als Meereswesen bald in den Fluten verschwand und zum Meeresgott wurde. Gwydion fing jedoch den Tropfen auf und barg ihn an seiner Brust und später in einer Zaubertruhe, bis dieser sich zu einem Kind entwickelt hatte. Arianrhod war jedoch wütend über die Einmischung in ihr Privatleben.
In einer matriarchalen Gesellschaft bestimmt die Mutter allein, was mit ihren Kindern geschieht. Sie verweigerte ihrem Sohn einen Namen und das Recht, Waffen zu tragen – zwei Vorrechte walisischer Mütter. Außerdem sollte er laut einem Schicksalsspruch seiner Mutter nie eine Frau bekommen, die unter den Sterblichen wohnt.
Dies alles ist eventuell auch eine Ursache für ihre Darstellung als „böse Hexe“. Gwydion brachte das Kind in einen magischen Wald, wo es aufgezogen wurde.
Durch eine List von Gwydyon bekam dieses Kind dann doch einen Namen von Arianrhod: Er verkleidet den Jungen als Schuhmacher und kommt mit ihm zu seiner Schwester. Diese beobachtet wie der Junge mit einem einzigen Stein einen Zaunkönig tötet und bemerkt, dass der blonde („lleu“) eine geschickte Hand hat („llaw gyffes“). Gwydion enthüllt die Verkleidung und sagt, sie habe ihrem Sohn gerade einen Namen gegeben – Lleu Llaw Gyffes.
Mit einer weiteren List trickst Gwydion Arianrhod aus: Er zaubert bei einem Festbankett eine bedrohliche Flotte von Kriegsschiffen. Um ihre Gäste beim Kampf zu unterstützen, gibt Arianrhod ihnen Waffen und Rüstungen und legte dabei ahnungslos auch ihrem Sohn selbst die Waffen an.
Da er nach dem Spruch seiner Mutter keine sterbliche Frau bekommen konnte, schuf Gwydion die Göttin Blodeuwedd, die Lleu Llaw Gyffes schließlich zur Frau bekam.
Damit ist die mutterrechtliche Macht der Arianrhod gebrochen und daher kann diese Geschichte auch als Übergang zwischen Matriarchat und Patriarchat angesehen werden.
Das geheime Schloss der Arianrhod
Arianrhod, die sich unter den Menschen aufgehalten haben soll, hat sich schließlich ganz in ihr geheimen Schloss „Cear Arianrhod“ zurückgezogen. Über den Grund gibt es verschiedene mythische Versionen: Zum einen soll sie letztlich von Gwydion mit einer Axt geköpft worden sein.
Eine andere Version ihres Mythos besagt, dass sie sich mit dem Beschwören ihrer Zauberkräfte übernommen haben soll und daher ihr Reich und ihre Macht zerfiel. Eine dritte Version besagt, dass ihre Zauberkräfte so stark und mächtig waren, dass vor allem die sie umgebenden Männer immer mehr Angst vor ihr bekamen und sie der schwarzen Magie bezichtigten.
Anzunehmen ist auch, dass diese ihre mutterrechtliches Selbstverständnis nicht mehr zu schätzen wussten und dies als ungeheuerliche Zauberkräfte verdammten.
Die Krone der Göttin und der „Blaue Mond“
Wie dem auch immer sei, am Sternenhimmel ist sie immer noch als Corona Borealis zu sehen, dort spinnt sie ihre Silberfäden und dreht ihr Silberrad des Schicksals. Frauen treten mit Arianrhod in Verbindung, wenn sie sich Kraft bei ihren magischen Fähigkeiten holen wollen oder für Unterstützung und Rückendeckung, wenn sie „spinnen“, d.h., wenn sie sich in zyklischen Gedankenmustern ihren Ideen und Projekten nähern, Probleme lösen.
Sie hilft Frauen auch, (Gedanken-)Fäden aufzunehmen und sich untereinander zu vernetzen. Frauen begegnen Arianrhod am besten auf direktem Wege, in dem sie am sternendurchfluteten Nachthimmel das Sternzeichen der Göttin suchen und dann eine Verbindung in Form eines Silberfadens herstellen.
Wenn sich die Krone der Göttin gerade in Wolken hüllt, dann funktioniert das auch mit dem Mond, vor allem dem Vollmond. Ein besonderer Zeitpunkt, um mit Arianrhod in Verbindung zu treten, ist der sogenannte „Blaue Mond“: Matriarchale Kulturen kannten einen großen Zyklus, der 13 Vollmonde umfasst.
Die patriarchale Struktur des heute gebräuchlichen Kalendersystems teilte hingegen das Jahr willkürlich in 12 Monate. Allerdings gibt es in etwa 42 von 100 Jahren auch in unserem patriarchal strukturierten Kalender 13 Vollmonde innerhalb eines Jahres. Das bedeutet, dass uns in einem Monat 2 Mal ein Vollmond leuchtet, der auch „Blauer Mond“genannt wird.
Dieser besondere 13. Mond gilt als deutliches Zeichen der ursprünglichen weiblichen Kräfte. Von ihm wird daher gesagt, dass er besonders „zauberkräftig“ ist und Frauen bei magischen Anliegen unterstützt. Frauen nützen gerne diesen „Blauen Mond“, um sich selbst etwas Wichtiges zu versprechen, mit der Mondgöttin (z.B. in der Form von Arianrhod) als Zeugin.
auch: Arianrod, Aranrod, Aranrhod / ausgesprochen: (ah-ree-AHN-rhohd)