Dike – Griechische Göttin der moralischen Gerechtigkeit

Dike ist eine der drei Horen. Ihre Aufgabe war es, die Menschheit gerecht zu halten und über die menschliche Justiz zu wachen.

Inbegriff der kosmischen Harmonie

Dike ist eine der drei Horen und damit die Schwester von Eunomia (Gute Ordnung) und Eirene (Frieden). Als Tochter der Göttin Themis, die für die göttliche und menschliche Rechtsordnung zuständig war, wurde Dike auf die Erde gesandt, um die göttliche Ordnung ihrer Mutter unter den Menschen zu verbreiten.

Ihre Aufgabe war es, die Menschheit gerecht zu halten und über die menschliche Justiz zu wachen.

Dike schützt die Wahrheit und die Gerechtigkeit und ist damit eine entschlossene Feindin des Verrats und der Lüge. Aufs genaueste wägt sie die ungerechten und gerechten Handlungen der Menschen gegeneinander ab.
Das griechische Wort „díkē“ kann einfach für die Gerechtigkeit an sich stehen.

Die verschiedenen Zeitalter

Es heißt, dass Dike im sogenannten goldenen Zeitalter noch unter den Menschen auf der Erde gelebt habe — ein Zeitalter, das durch Friede, Fülle und Reichtum ausgezeichnet war und in dem Dike für Fairness und Weisheit sorgte. Es gab weder Alter noch Gebrechen, denn es herrschte ewiger Frühling und gleichzeitig konnte ständig geerntet werden.
Als Göttin des Frühlings wirkt Dike daher immer noch leicht, unbeschwert und mädchenhaft. Das muss sie vielleicht auch sein, damit sie unvoreingenommen die Dinge beurteilen kann. Oft wird sie daher auch geflügelt dargestellt. Sie schwebt förmlich über den Dingen, von oben hat sie eine bessere und umfassendere Sicht auf alles.

Als Zeus seinen Vater Kronos entmachtete, endete das goldene Zeitalter. Im silbernen Zeitalter begann der Zyklus der Jahreszeiten, aber auch Streit, Habgier und Machtgier. Dike soll alle zur Einsicht und Umkehr aufgerufen haben, doch ihre Warnungen stießen auf taube Ohren. Von da an sei sie nur noch selten erschienen unter den Menschen.

Nach dem bronzenen folgte schließlich das eiserne Zeitalter, das — kurz vor einer Sintflut — ob des vielen Mordens und der zahlreichen Kriege die Hoffnung auf eine friedliche Menschheit ganz verloren hat.

Die Flucht in den Himmel

Dike war das kriegerische Verhalten, die Rohheit und Ungerechtigkeit unter der Menschen so Leid, dass sie sich zuerst in die Berge zurückzog, um dort auf eine friedliche Ordnung zu warten. Da aber mehrere Zeitalter vergingen und die Zustände immer schlimmer statt besser wurden, flüchtete sie getragen von ihren Flügeln, in den Himmel.
Dort bezog sie ihren Platz gleich neben der „Waage“, die mit ihren Waagschalen Gleichgewicht und Ungleichgewicht anzeigt und die damit eine Seelenverwandte ist. Heute ist Dike immer noch als Sternbild der Jungfrau zu sehen.

Nicht zuletzt weil sie jetzt im Himmel ist, wird Dike auch als ein „kosmisches Prinzip“ verstanden, als Inbegriff der kosmischen Harmonie.

Als Göttin des Rechts wacht sie über die Grenzen des Seins, damit es niemals „Nichtsein“ geben werde.
Von Jungfrau-Geborenen, die unter ihren ganz besonderen Schutz stehen, sagt man ja auch, dass sie es sind, die auf Ordnung achten und das rechte Maß wahren.

In der römischen Mythologie findet sie ihre Entsprechung in der Iustitia. Während diese aber eher für „ausgleichende Gerechtigkeit“ steht, teilt Dike auch aus — nämlich Strafe und Vergeltung.

Der athenische Staatsmann und Lyriker Solon nennt Dike als die, die sich alles merkt und alles rächt.

auch: Dicé, Astraia, Astraea

Schreibe einen Kommentar