Flora steht im besonderen für die Getreideblüte, für Blumen und alle Pflanzen der blühenden Natur und des Frühlings. Sie gehört in den Kreis der Vegetationsgöttinnen, der Göttinnen der Erde, der Fruchtbarkeit und des Landbaus.
Blütenduft und Farbenrausch
Flora steht im besonderen für die Getreideblüte, für Blumen und alle Pflanzen der blühenden Natur und des Frühlings. Sie gehört in den Kreis der Vegetationsgöttinnen, der Göttinnen der Erde, der Fruchtbarkeit und des Landbaus.
Besonders verehrt wurde Flora von den SabinerInnen von denen die Göttin ursprünglich stammte, bevor sie von den RömerInnen übernommen wurde. Flora ist die Göttin von allem Blühenden, im eigentlichen und im übertragenen Sinne.
Denn „wo immer etwas blüht“, so sagte schon Ovid: „auf dem Acker, im Weinberge, in den Olivenhainen und im Baumgarten, auch in der Blume des Weins, wenn er sich im Fasse regt, sowie im Honig, dem feinsten Stoffe der Blumen, endlich in der Blüte der Jugend und eines fröhlichen Lebensgenusses — so lange die Rose blüht — da ist Flora tätig.“
Sie wird auch als Flora Mater, als mütterliche Göttin, als Göttin des Frühlings, der Feldfrüchte und selbst als Göttin der „guten Hoffnung“ der Frauen verehrt und angebetet. Da pralle Blüten die Geschlechtsorgane der Pflanzen sind, ist Flora auch die Schutzgöttin der Prostituierten.
Die geheime Seele Roms
Vereinzelt wird behauptet, ihr Name sei der geheime Name der Seele Roms gewesen. In Rom gab es zwei Tempel der Flora. Einer lag auf dem Quirinale und war vermutlich sabinischen Ursprungs. Der andere entstand mit den Spielen der Flora in der Nähe des Cerestempels am Circus Maximus. Und natürlich wird Flora auch mit der Stadt Florenz in Verbindung gebracht.
Nach dem ersten der Punischen Kriege wurden zur Ehre der Göttin Flora eigene Spiele abgehalten, welche den Menschen sehr willkommen waren, weil sie hier sehr ausgelassen feiern konnten. Diese Floralien wurden von eingenommenen Strafgeldern finanziert – eine sinnvolle Verwendung!
Promiskuitive Bräuche bei den Floralien
Es gab Umzüge, in denen sich die Menschen mit Rosen schmückten, Gesänge, Gelage mit viel Wein und fröhliche kleine Theaterstücke. Allerlei Sex- und Fruchtbarkeitssymbole und promiskuitive Bräuche spielten eine Rolle. Man hielt es für eine angemessene Form, die Göttin Flora zu ehren, indem man sich Medaillons mit erotischen Darstellungen schenkte und sich mit zufällig Vorbeigehenden liebte.
Verschiedene Rituale wie ein rituelles Jagen (mit Netzen) von den Fruchtbarkeitstieren Hase und Ziege wurden abgehalten. Es wurde berichtet, dass die Tänzerinnen auf der Bühne — wenn es das Volk verlangte — ihre Kleidung ablegen und die Tänze und verschiedene Stellungen völlig entblößt weiterführten. Erbsen und Bohnen wurden in das Volk geworfen, die jenen, die sie auffingen, Glück für das ganze Jahr brachten.
Meist wurde vom 28. April bis 3. Mai gefeiert, eine Zeit, in der die Göttin in ihrer ganzen Pracht und Fülle spürbar, erkennbar, erlebbar ist. Auch sonst wurde im Alten Rom an diesen Tagen viel geschlemmt und viel leichtfertiger Spaß getrieben. War doch der Winter vorbei und Flora machte Hoffnung auf ein leichtes Leben, auf Monate, in denen die Menschen aus dem Vollen schöpfen konnten.
Sinnlich-vergnügliche Freude als heilige Handlung
Allerdings waren diese Floralien nicht einfach nur ausschweifende, frivole Vergnüglichkeiten. Denn ohne die Kraft, die Göttin Flora repräsentiert, gäbe es kein Leben auf der Erde. Sie bringt die sinnlichen Freuden, die zu Fortpflanzung der Menschen führen und die Fruchtbarkeit der Pflanzen und Tiere, von denen sich die Menschen ernähren können. Um dies anzuerkennen und zu ehren, wurde Flora gefeiert.
So ist auch heute noch jede sinnlich-vergnügliche Freude quasi eine heilige Handlung, ein Gebet an Göttin Flora. Flora ist sozusagen die klassische junge Göttin – wunderschön, jung, fröhlich, lieblich, ausgelassen und sexuell freizügig. All dies passt eigentlich gut in ein patriarchal geprägtes Weltbild. Allerdings ist die Göttin bei all dem völlig selbstbestimmt, unabhängig und frech und erfreut sich an sich selbst in ihrer überschäumenden Ekstase.
Der Frühlingsüberschwang, der die Welt erfasst
Flora ist keine thronende Göttin mit großem Herrschaftsgebiet und staatstragender Funktion. Sie ist auch keine allumfassende Große Göttin – sie scheint oft feenhafter: Sie regiert nicht, sie spielt, auch Verantwortlichkeit oder dunkle Aspekte sind in ihr nicht zu finden.
Sie ist die personifizierte Gestalt des Frühlingsüberschwangs, der die Welt erfasst. Flora ist immer zur Stelle, wenn es um Leichtigkeit, Genuss, Lust und gute Laune geht.
Sie verbreitet liebend gerne ein Lächeln, Schalk, Freude, Fruchtbarkeit, Blütenduft und Farbenrausch.
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