Marimba – Göttin der Musik und der Tänze bei den afrikanischen Wakambi

Die Geschichte von Marimba ist eine jener typischen Mythen, bei denen aus einer sterblichen Frau, die Herausragendes geleistet hatte, durch die weiter getragenen Erzählungen mehr und mehr eine verehrte Ahnin und schließlich eine Göttin wurde. Marimba erfand die Musik und viele Musikinstrumente – und das machte sie göttlich.

Die friedliche Musikerin

Die Geschichte von Marimba ist eine jener typischen Mythen, bei denen aus einer sterblichen Frau, die Herausragendes geleistet hat, durch die weiter getragenen Erzählungen mehr und mehr eine verehrte Ahnin und schließlich eine Göttin wurde. Marimba erfand die Musik und viele Musikinstrumente – und das machte sie göttlich.

Marimba ist in den Erzählungen der Bantu die Tochter der Amarava und des Odus und die jüngste der noch auf Erden wandelnden unsterblichen Menschen.

Sie gehörte den Wakambi an, ein ethnischer Stamm innerhalb der Bantu, die im östlichen Teil von Kenia leben. Dort erzählte man sich von Marimba, dass sie die schönste Frau der ganzen Welt war und von ihr gibt es viele Geschichten.

Der böse Fluch

Doch Marimba war nicht nur schön, sie war auch herzensgut. Das missfiel Watamaraka, der Göttin des Bösen, die sie dazu drängte, ihr und damit dem Bösen zu dienen.
Marimba widersetzte sich dem aber, worauf sie von Watamaraka mit einem Fluch belegt wurde: Jeder Mann, den Marimba heiraten würde, solle innerhalb der ersten drei Monaten nach der Hochzeit sterben.

Zu diesem Zeitpunkt war Marimba mit dem Jäger Zumangwe verheiratet. Und tatsächlich – drei Monate später wurde er von einem Elefanten zertrampelt.
Als Marimba neuerlich heiratete, sperrte sie ihren Mann im Haus ein und ließ ihn nicht mit den anderen Jägern ziehen. Nachdem er sich zwei Monate lang darüber beschwert und sie angefleht hatte, ihn frei zu lassen, willigte sie ein, mit ihm gemeinsam hinaus in den Wald zu ziehen. Sie wurden beide von einem Löwen attakiert und ihr Mann starb.
Marimba schwor daraufhin, dass sie nie wieder heiraten würde, doch Watamaraka prophezeite ihr, dass sie es wieder tun würde.

Die anderen Menschen

Auf einer Pirsch verfolgte Kahawa, der Sohn von Marimba, einen Fremden. Das war insofern außergewöhnlich, weil das Volk der Wakambi bis zu diesem Zeitpunkt glaubte, die einzigen Menschen zu sein. Kahawa fing den Fremden und brachte diesen heim zu seinen Leuten und seiner Mutter. So erkannten die Wakambi nicht nur, dass nicht die einzigen Menschen waren, sie lernten auch eine völlig neuartige Waffe kennen, die der Fremde mit sich trug: Pfeil und Bogen.

Der erste Krieg und das erste Lied

Da gab es auch den bösen Nangai, dies war ein verstoßener Gott, der Marimba begehrte. Da sie sich ihm verweigerte, hetzte er die Massai gegen die Wakambi. Damit stiftete er den ersten Krieg zwischen Menschen verschiedener Rassen an.
Marimba aber nahm dem fremden Massai-Mann Pfeil und Bogen ab. Sie wollte sie nicht als Waffe verwenden und überlegte sich, was man damit noch tun könne. Daher band sie in die Mitte des Bogens eine Kalebasse aus Kürbis. Damit hatte sie das erste Musikinstrument, die Makwe-Yana-Bogenharfe erfunden.
Sie spielte das Instrument, indem sie die Saite des Bogens mit einem Stock anschlug, die Kalebasse diente als Ressonanzkörper. Dazu begann sie das erste Lied der Welt zu singen. Das gefiel den Leuten, niemand hatte je so etwas vorher gehört.

Und so geschah es auch, dass die Wakambi und die Massai miteinander Frieden geschlossen hatten, denn diese neuartige Musik gefiel beiden Stämmen. Denn miteinander Musik zu machen, ist um vieles besser, als gegeneinander zu kämpfen.

Danach gestand ihr Koma-Tembo, der einst von ihrem Sohn gefangen genommene Massai-Mann, seine Liebe. Sie weigerte sich zehn Jahre lang, ihn zu heiraten, was sie schließlich dann doch tat – in der Hoffnung, dass der Fluch von Watamaraka nach so langer Zeit nicht mehr wirksam sein möge. Doch es kam, wie es kommen musste: Ihr Mann starb innerhalb der nächsten drei Monate bei einer Rhinzeros-Jagd.
Doch gerade dieses große Leid veranlasste Marimba, immer schönere Musik zu machen. Sie erfand weitere Musikinstrumente wie Flöten aus Schilf sowie die Trommel, deren erste aus einem unbrauchbaren Mörser entstand.

Aus einer Falle ein Musikinstrument

Eine weitere Geschichte erzählt, wie sie das Xylophon erfunden hat – die Marimba, jenes Musikinstrument, das auch nach der Göttin benannt ist:
Marimba regierte mittlerweile das friedliche Land der Wakambi, dessen Volk gewaltfrei lebte und sich ganz der Gabe der Göttin, der Musik hingab. Sie galt ob ihrer Weitsicht und Weisheit bereits als „Mutter aller Stämme“.
Da ereignete es sich, dass der junge Jäger Mallinge eine Falle erfindet, die zum grausamen und qualvollen Tod einer trächtigen jungen Steinziege führte.
Marimba erinnert darauf hin den jugendlichen Erfinder an die „sieben heiligen Gesetze“ der Wakambi.
Sie führte Mallinge vor Augen, dass er nicht aus Hunger tötete, was dem Menschen erlaubt ist, sondern aus „Lust am Erfinden“. Dadurch verletzte er jenes Gesetz bzw. Tabu, das an den Untergang der „Ersten Rasse“ erinnert. Marimba verlangte, dass Mallinge der jungen Steinziege ihr Leben zurückgeben soll, was natürlich misslingt.

Sie lehrte daraufhin die Menschen, dass sie sich nicht göttlich fühlen dürfen, nur weil sie Leben nehmen können. Göttlich ist es, Leben wieder zu geben, das vorher genommen wurde.

Die sonst stets wohlwollend und gütig beschriebene Marimba zeigte gegenüber dem Jungen Härte: Um das Gleichgewicht wieder herzustellen, muss Mallinge selbst sterben.

Marimba aber nimmt die tödliche Falle, verändert einiges hier, fügt dort anderes hinzu, und aus dem todbringenden Gerät entsteht das erste Xylophon, das man heute noch nach ihr „Marimba“ nennt.

Dieses ist eines der bedeutendsten Instrumente der afrikanischen Musik. Heute spielt die Marimba auch in der traditionellen Musik lateinamerikanischer Länder eine wichtige Rolle, sie kam einst mit den versklavten afrikanischen Menschen nach Südamerika.

Der 27. Dezember gilt in vielen Gebieten Afrikas als großer Feiertag der Göttin Marimba.

 

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