Ambeth – Keltisch-alpenländische Göttin der Fruchtbarkeit, der Fülle, der Geburt und der Wiedergeburt

Als eine der drei Bethen ist Ambeth die Personifizierung der mütterlichen Erde. Ambeth nimmt den Lebensfaden, der von Wilbeth gesponnen wurde, auf und wirkt daraus den Stoff des Lebens, bevor ihn Borbeth letztendlich wieder abschneidet.

Die rote Kraft der Bethen

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Als eine der drei Bethen ist Ambeth die Personifizierung der mütterlichen Erde. Ambeth nimmt den Lebensfaden, der von Wilbeth gesponnen wurde, auf und wirkt daraus den Stoff des Lebens, bevor ihn Borbeth letztendlich wieder abschneidet.

Sie ist in der Göttinnen-Trias der Bethen das göttliche Zentrum, der Zenit und Höhepunkt der Dreifaltigkeit und des ewigen Zyklus des Lebens. Als Zeichen der Fruchtbarkeit ist ihr die Farbe Rot zugeordnet – Rot wie Blut, rot wie der Apfel des ewigen Lebens. Dieses ewige, sich immer erneuernde Leben zeigt sich auch in der (spiralenartig dargestellten) Schlange, die Ambeth begleitet.

Die Schlange wird durch ihre Häutungen immer neu. Sie wird oft als Kreis dargestellt. Dort wo ihr Ende ist, geht es gleich wieder in den Kopf, in den Anfang über. Diese Schlange der Urmutter wurde im Rahmen der „Christianisierung“ von Ambeth zur Heiligen Margarethe, zum einschlägig bösen Drachen oder Lindwurm (= Seeschlange, von kelt. „lind“ für See) umgedeutet. Was aber Margarethe/Ambeth wenig anhaben konnte, weil sie dem Lindwurm der Legende nach – genauso der biblische Jonas dem Wal – unversehrt wieder entsteigt, also irdisch wiedergeboren wird oder „aufersteht“.

Der mythenumwobene Kessel der Göttin

Ambeth wird oft auch mit einer Schüssel oder einem Kelch dargestellt. Aus diesem Kessel der Fülle und der Wieder-Geburt, schöpft sie unermüdlich neue Kraft und neues Leben. Lange bevor er zum Gral oder Abendmahlskelch wurde, gab es bereits den mythenumwobene Kessel der Göttin, in dem die Toten ihrer Wiedergeburt entgegen „kochen“.

Die christliche Kirche hat die Erdmutter Ambeth, die in der keltischen Welt fest verankert war, in mehrfacher Weise verwandelt und adaptiert. So wurde aus ihr die Heilige Anna (die Mutter der Maria) gemacht, deren Kult im 14.Jahrhundert einen großen Aufschwung hatte und alle Anzeichen eines lebendigen Mutterkults hatte. Anna gilt als mächtige Patronin der Schwangeren und Gebärenden. Auch hier lässt sich Annas Herkunft von der mütterlichen Erdgöttin Ambeth leicht ableiten.

Auf einigen Darstellungen der „Heiligen Drei Madln“ wird Ambeth auch als Maria selbst ersetzt, wie z.B. beim unteren Hauptschrein des Wiener Neustädter Altars im Stephansdom in Wien, in dem Barbara und Katharina die fruchtbare zentrale Figur mit Kind in der Mitte flankieren, die als Maria mit dem Kinde interpretiert wird.

Stand Ambeth allerdings noch für die Fülle, die Sinnlichkeit, die fruchtbare Sexualität, so werden Anna bzw. Maria nur mehr auf die Schwangerschaft und das Gebären reduziert. Dass zur Erneuerung menschlichen Lebens in der Regel ein aktives Sexualleben gehört, was  unsere keltischen AhnInnen noch in vollen Zügen genießen konnten, wurde und wird im christlich-orientieren Weltbild ja eher ausgeklammert.

Umgewandelt in ein „heiliges Madl“

Wie die anderen Bethen, so wurde auch Ambeth von der katholischen Kirche in eine der Nothelferinnen – auch die „drei heiligen Madl’n“ genannt – umgewandelt: In Margarete, die Perle, die Frucht der Muschel die nach den alten Mythen aus göttlicher Befruchtung entsteht.

Sie tritt ab dem 11. Jahrhundert, in keltischen Ländern an die Stelle der alter Fruchtbarkeitsgöttin. Die fromme Legende dichtet ihr an, dass sie einst in Antiochia, dem heutigen Antakya in Syrien zur Welt gekommen sei. Ihr Vater – ein „heidnischer“ Priester ließ sie vor Gericht stellen, als er erfuhr, dass sie – angestiftet von ihrer Amme – zum christlichen Glauben übergetreten war. Der Richter fand an ihr Gefallen und begehrte sie. Sie wies ihn aber zurück, da sie keinen anderen Bräutigam als Christus wollte. Daraufhin in einen Kerker geworfen, musste sie allerlei grausame Foltermethoden über sich ergehen lassen. Schließlich musste sie mit einem Drachen kämpfen, der sie verschlang, aber letztendlich unverdaut wieder ausschied. Ein eindrucksvoller Initiationsritus in die rote Kraft der Weiblichkeit, die Drachenkraft!

Margarete wird daher immer wieder auf einem Drachen stehend dargestellt (z.B. bei „Margaretenbrunnen“ in Wien. Die (christliche) Interpretation dieser Darstellungen besagt, dass sie den Drachen (damit den „Teufel“) besiegt hätte. Neuere Überlegungen zu diesem Thema (wie auch zu anderen christlichen Drachen-tötenden Heiligen) weisen allerdings darauf hin, dass der Drachen (und damit die negativen, wilden, ungebändigten oder verdrängten Anteile) nicht getötet, sondern integriert werden. Das ist die eigentlich große Tat der Heiligen.

Durch diese Zähmung und Integration dient er auch der Heiligen Margarete. Sie kann auf ihm „reiten“ und erhält ständig durch ihn neue Kraft (wie eine Schlange durch ihre Häutung). Diese Erkenntnis führt uns wiederum direkt zur Kraft der Ambeth, die als Erdgöttin mit der Drachenkraft tief verbunden ist und dessen rote Seite in Fruchtbarkeit, sexueller Lust und der zyklischen Kraft der Menstruation deutlich zum Ausdruck bringt. Margarete wird – wie es sich für eine ordentliche Märtyrerinnen- und Heiligen-Legende gehört, schließlich getötet.

Am Weg zu ihrer Enthauptung soll sie gesagt haben, dass sich fortan vor allem Schwangere und Gebärende an sie wenden könnten, denen sie Hilfe und Beistand gewähren würde. Als eine der Stimmen an, von denen sie geleitet wurde gab Jeanne d’Arc die Heilige Margarete an. Historisch ist die Figur der Margarete, wie auch jene der anderen „Drei heiligen Madl’n“ allerdings nicht belegt.

Von der Göttin zum „heiligen König“

Letztendlich hat der „Heiligen Mutter Kirche“ auch die Heilige Margarethe zu viel Frauen-Power. Sie, die Nachfolgerin von Ambeth, der alten Göttin mit der Farbe Rot, wurde wundersam in den (erfundenen) Balthasar, einen der sogenannten (auch erfundenen) Drei Könige umgewandelt. Dessen Wurzeln gehen auf den roten Belsazar oder Baal (!) zurück, der nichts anderes als der Stierheros der syro-phönikischen Kuhgöttin und Gebieterin des Himmels Anath war, der mythologischen „Schwester“ der fruchtbaren keltischen Ana-Beth oder Ambeth.

Nicht zuletzt bringt der „Rote Balthasar“ Myrrhe, ein stärkendes und Lebens erhaltendes Heilmittel gegen allerlei Krankheiten. Ambeth knüpft an eine alte Linie von Urmutter-Gestalten an: Das altirische Wort „an-u“ bedeutet Göttermutter, daraus hat sich dann „andera“ für „junges Weib“ entwickelt. Im Lateinischen gibt es „annula“, das Großmütterchen. Die Römerinnen verehrten Anna Perenna – Großmutter Zeit, die ewige Anna.

Auch unser Wort „Ahne“ bzw. „Ahnin“ ist davon abgeleitet. Wenn wir etwas „ahnen“, dann wird das oft wie eine Botschaft aus einer anderen Welt verstanden. Das uralte Stammhirn, das nicht im eigentlichen Sinn denkt, meldet sich mit einer „Ahnung“, die hier über die Generationen hinweg seit Jahrmillionen gespeichert sein könnte.

Der prähistorische Wortstamm „Ana“, von dem auch Ambeth (Anbet, Anabet etc.) hergeleitet ist, hat in den verschiedenen Sprachen und Kulturen immer mit dem uralten Strom des mütterlich Göttlichen zu tun und findet sich auch in Anu, Anath, Ananta, Antheia, Anumati, Anqet.

Verewigt in vielen Ortsnamen

Die lebendige Kraft der Ambeth zeigt sich noch in zahlreichen Ortsnamen, die direkt oder  leichten Abwandlungen von Ambeth enthalten. Dies reicht im ostalpinen Raum von Cortina d‘ Ampezzo im norditalienischen Veneto und Ampezzo im Friaul, Sempeter pri Gorici (bei Görz) oder Sempeter v Savinjski Dolini westlich von Celje, beide in Slowenien, vom ungarischen Szombathely bis zu Amperpettenbach nördlich von München sowie dem  oberbayerischen Schöngeising an der Amper südlich von Fürstenfeldbruck, das noch zur Römerzeit den romanisierten Keltennamen Ambrae trug.

Auch der christliche Wallfahrtsort Andechs, heute Heiliger Berg der Gottesmutter Maria liegt am See von Ambeth, dem Ammersee, den der Fluss als Ammer aus dem Ammergebirge zwischen Tirol und Bayern betritt, um ihn als Amper zu verlassen. Schließlich ist jene Stadt, die früher dokumentarisch Ambtstetten hieß, das heutige Amstetten in Niederösterreich. Der Tag der Ambeth ist der Samstag (Sambeth oder ’s Ambeths Tag).

auch: Ainbet, Ainbeth, Ainbetta, Anbett, Anabet, Ambede, Aubet, Einbeth, Embet, Embede, Ombath, Heilige Margarethe

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