Strenia – Römisch-sabinische Waldgöttin der (Lebens-)Kraft, der Stärke und Gesundheit

Bekannt ist Strenia vor allem damit, dass sie über die nach ihr benannten Neujahrsgeschenke, die „strenae“ wachte. Strenia gilt auch als die sabinische Göttin der gesunden leiblichen Entwicklung

Die hurtig Tatkräftige

strenia4Der Ursprung der Göttin Strenia ist sabinisch. Die SabinerInnen lebten in unmittelbarer Nachbarschaft zum römischen Reich und erhielten 268 v.u.Z. das römische Bürgerrecht, nachdem sie 290 v.u.Z. endgültig unter die römische Herrschaft gefallen waren. Damit wurden auch viele sabinische Gottheiten römisch, wie auch Strenia. Da sie auch als Göttin der gesunden leiblichen Entwicklung galt, wurde im antiken Rom aus ihr wahrscheinlich die Göttin Salus.

Von der sabinischen Kultur in die antike römischen Religion übergegangen, war Strenia die Göttin des Neujahrs, der Reinigung und des Wohlbefindens. In Rom hatte sie einen Schrein und einen heiligen Hain in der Nähe des Kolosseums, wo die Via Sacra begann.

Bekannt ist Strenia vor allem damit, dass sie über die nach ihr benannten Neujahrsgeschenke, die „strenae“ wachte.
Das lateinische Wort „strena“ bedeutet „Geschenk des Glückwunsches“ und geht auf das sabinische zurück.
Im antiken Rom wurden zu Neujahr Geschenke ausgetauscht. Diese galten als Gunstbeweise und wurden im Namen der Göttin Strenia weitergegeben, die nicht nur für Kraft und Stärke steht, sondern auch dafür zuständig ist, Geschäfte und Unternehmungen aller Art zu unterstützen.

Geschenkt wurde also mit dem Hintergrund, sowohl die Göttin als auch andere gnädig zu stimmen. Empfänger dieser Geschenke waren z.B. oft Beamte. Die materiellen Geschenke waren vor allem kleine warme Brote, Tongefäße, Obst, später Geld. Die Senatoren z.B. schenkten dem Augustus Geld. Auf eigens eingerichteten Märkten konnten die Geschenke gekauft werden.
Es galt als Unsitte, wenn der Kaiser und andere Obrigkeiten die Strenna-Geldgeschenke behielten, sie wurden traditionell für öffentliche Arbeiten und für soziale Aufgaben benutzt.

Im Namen der Göttin Strenia schenkte man sich auch Kohlen und Asche, das ist ja noch in unseren Nikolo- und Krampus-Bräuchen enthalten. Im Alten Rom hatten diese Geschenke allerdings eine andere Bedeutung: Es sollten damit nicht etwa ungezogenen Kinder bestraft werden, sondern Symbole für das Anzünden und das Erhalten des Herdfeuers sein bzw. eine Aufforderung an die Natur, wieder wärmer zu werden und Früchte und Blüten hervorzubringen.
Darum waren die wichtigsten Geschenke der Strenia auch Zweige – besonders beliebt waren die jungen, die grünen Zweige (daher stammt wohl auch die Redensart „Auf einen grünen Zweig kommen“).

Zweige aus dem heiligen Hain

Da Strenia eine Waldgöttin ist, wurden aus ihren heiligen Hainen Äste und Zweige geschnitten, die dann (eventuell geschmückt) als Symbol der Lebenskraft verschenkt wurden.
Daran erinnern noch heute unsere Weihnachtsbäume und diverse andere Weihnachtsdekorationen, wie Misteln, Stechpalmen etc.
Und
wir verschenken ja rund um die Jahreswende auch so allerlei. Bis heute steht in italienischen Wörterbüchern für „strenna“ nicht Neujahrsgeschenk, sondern Weihnachtsgeschenk.

Es wurden auch aus dem, der Göttin geweihten Holz, kleine geschnitzte Objekte hergestellt und zum Geschenk gemacht. Am Neujahrstag wurde in einer Prozession Reisig aus dem Hain der Strenia zur Zitadelle getragen und dort als Glückszweige verteilt. Die ersten Aufzeichnung dieser rituellen Handlung stammt aus dem Jahr 153 v.u.Z. Vermutlich war der Neujahrstag der 1. März – der Beginn des römischen Jahres.
Allerdings gibt es auch Aufzeichnungen, nach denen im Alten Rom der 1. Januar Kalendae heißt, am 3. Januar die Neujahrswünsche und Geschenke der Strenia überbracht wurden und am 4. Januar die Bevölkerung vor den Hausgottheiten an den Straßenecken und in den engen Gassen feierte.

All das sollte für das restliche Jahr viel Glück bringen. Im modernen Italien hat vermutlich die mythologische Figur der Befana die Rolle der alten Göttin Strenia übernommen. Auf jeden Fall wird vermutet, dass die „Befana“-Tradition aus dem Strenuakult entstanden ist.

Jung, tatkräftig und wunderschön

Strenia ist auch eine Göttin der Nacht — auf Darstellungen oft eine wunderschöne junge Frau, deren Schönheit um so mehr strahlt, weil sie aus der finsteren Nacht des Winters auftaucht. Das machte sie wahrscheinlich auch zur Neujahrsgöttin. Als diese ist Strenia jung und besonders kräftig und steht für das, was sich im beginnenden Jahr entwickeln wird.

Das lateinische Wort „strenuus“ bedeutet „hurtig“, damit ist Strenia auch jene Göttin, die den Menschen eine Tat zügig und mit großer Entschlossenheit erledigen lässt. Ein Symbol dafür, mit welcher Tatkraft viele das Neue Jahr beginnen und wie schnell es voranschreitet.

Sie unterstützt Menschen also dabei, das zu vollenden, was sie mit der Kraft der Göttin Stimula begonnen haben.

auch: Strenua, Strena, Strenna

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