Auf einem weißen Pferd so schnell wie der Wind reitet die unwahrscheinlich schöne Unterweltsgöttin Rhiannon über die Erde. Begleitet wird sie von Zaubervögel, die Tote aufwecken und Lebende in einen siebenjährigen seligen Schlaf versinken lassen können.
Gebieterin der Naturgeister
Auf einem weißen Pferd so schnell wie der Wind reitet die unwahrscheinlich schöne Unterweltsgöttin Rhiannon über die Erde. Begleitet wird sie von Zaubervögel, die Tote aufwecken und Lebende in einen siebenjährigen seligen Schlaf versinken lassen können.
Der ursprüngliche Name der Göttin war Rigantona oder Rigani was „Großartige Königin“ bedeutet. Erst später sank ihre Bedeutung, sie wurde zu Rhiannon und überliefert ist vor allen die Legende jener feenhafte Gestalt, die – obwohl sie nicht menschlich war – den sterblichen König Pwyll heiratete.
Reitende Göttin als unsichtbare Zauberin
Diese Legende ist dem Mabinogion, einer Sammlung walisischer Mythen entnommen, die die reitende Göttin als unsichtbare Zauberin in einem goldenen Gewand beschreibt. Pwyll war von der mysteriösen Gestalt so fasziniert, dass er ihr immer hinterher ritt. Doch sein Pferd war lang nicht so schnell wie Rhiannons weiße Stute. Schließlich gab er es auf, hinter ihr her zu jagen und setzte sich auf einen heiligen Hügel um eine Vision zu empfangen. Da erschien ihm die Göttin Rhiannon leibhaftig und sie wurden ein Paar.
Der verschwundene Sohn der Rhiannon
Das Glück schien vollkommenen, als sie einen Sohn zur Welt brachte. Dieser verschwand jedoch spurlos unmittelbar nach seiner Geburt, als Rhiannon schlief.
Die Dienerinnen bekamen Angst und konnten sich den Vorfall nicht erklären. Um nicht beschuldigt zu werden, töteten sie einige Hundewelpen und schmierten Blut, Fleisch und Knochen auf Rhiannons Bett und behaupteten, die Königin habe ihr eigenes Kind gefressen.
Nach sieben Jahren brachte ein Händler ein Kind mit, das Rhiannon sehr ähnlich sah, und berichtete, seine beste Stute habe sieben Jahre lang jeden Sommer ein Fohlen geboren, das sofort verschwunden sei. Da habe er sich auf die Lauer gelegt, und als eine große Klaue zur Stalltür herein langte, um das Fohlen zu ergreifen, hackte er die Krallen mit dem Schwert ab. Das Monster (möglicherweise ein von Rhiannon verschmähter Mann, der aus Rache ihr Kind raubte) ließ nicht nur das Fohlen im Stall. Der Händler fand auch noch einen außerordentlich schönen Knaben in seinem Stall neben dem Fohlen. Alle sagten, er sähe der Königin so ähnlich. So brachte der Händler Rhiannon ihren Sohn zu zurück, und sie nannte ihn Pryderi, Kummer.
Gäste auf den Schultern getragen
Allerdings kann diese Legende rund um das Feenwesen Rhiannon das Wesen der Großen Göttin nicht verschleiern. Voll Kummer über den Verlust ihres Sohnes und voller Selbstzweifel, da alle Indizien gegen sie sprachen, bot sie den größten Ängsten, allen voran jener, verrückt geworden zu sein, die Stirn. Nach der Legende bekam sie von ihrem Mann eine seltsame Strafe auferlegt: Sie musste alle seine Gäste den steilen Weg zu seinem Schloss hinauftragen. Seltsam, dass einem Vater, dessen Kind auf unerklärliche Weise verschwunden ist, der Sinn danach steht, Gäste zu empfangen.
Aber diese Gäste scheinen auch eher eine Sinnbild dafür zu sein, dass Rhiannon alles Leid, alle Angst, Wut und Schmerz allein auf ihren Schultern zu tragen hatte.
Die Verbundenheit mit Pferden als deren Göttin scheint Rhiannon dabei geholfen zu haben, diese (Pferde-)Stärke aufzubringen. Sie hielt jedenfalls alledem stand bis ihre Unschuld bewiesen war und sie auf wunderbare Art und Weise ihr Kind zurück bekam. Rhiannon ist damit die Schutzgöttin für alle, die von Ängsten, Selbstzweifel und großem Kummer gepeinigt werden. Sie hilft dabei, sich nicht vom (Selbst-)Zweifel aushöhlen zu lassen und gibt das Vertrauen, dass alles wieder gut wird.
Die Energie dieser Göttin hilft auch bei schwierigen Übergängen, sei es Tod, in Trauerprozessen, das Ende einer Beziehung, Job oder Karriere, Umzug und andere Veränderungen im Leben. Das Tragen der Gäste über einen steilen Weg kann auch ein Symbol dafür sein, was in solchen Prozessen alles an schweren Lasten und Problemen getragen werden muss. Und dennoch hat es Rhiannon geschafft. Ihre Botschaft ist daher: Glaube an dich!
Ihre Energie ist eine, die auch stärkt, wenn man fälschlicherweise beschuldigt wird.
Die Geschichte von Rhiannon lehrt uns, dass wir mit Wahrheit, Geduld und Liebe Veränderungen schaffen können, egal wie trostlos das Leben im Moment erscheint und es mit Selbstliebe beginnt und endet. Rhiannon ruft uns zu: Liebe dich selbst zuerst, es ist erstaunlich, wie sich alles andere zusammenfügt und die Liebe sich auf andere ausdehnt.
Legende von der „Herrin vom See“
Weitere Legenden besagen, dass aus Rhiannon später Vivienne wurde, besser bekannt als die „Herrin vom See“, die Artus das Schwert Excalibur überreichte, das ihn befähigte, der legendäre König von Camelot zu werden.
Möglicherweise in dieser Funktion als „Herrin vom See“ wird Rhiannon auch als Mondgöttin, als göttliche Gebieterin der Naturgeister und als Göttin der Magie verehrt.
Es heißt, sie könne ihre eigene Gestalt nach Belieben wandeln und alle magischen Verwandlungen können von Rhiannon bewirkt werden.
Sie wacht auch über die Träume der Frauen und kann Träume in die Wirklichkeit holen.
auch: Rigatona, Rigantona
2 Gedanken zu „Rhiannon – Keltisch-walisische Göttin der Pferde und der Anderswelt“