Vermutlich geht Semele auf die viel ältere phrygische Erdgöttin Zemelo zurück. Ihr Name stammt aus Kleinasien und bedeutet „die Unterirdische“.
Die Wiedergeburts-Göttin
Es gibt in der griechischen Mythologie eine recht krause Geschichte um Semele und ihren Sohn, den Wein- und Fruchtbarkeitsgott Dionysos. Dieser wurde ursprünglich von Persephone geboren, jedoch schon als Säugling getötet.
Nun kommt Semele ins Spiel, die von Zeus auserkoren wurde, Dionysos noch einmal zur Welt zu bringen. Dafür wählte er eine recht ungewöhnlich Methode: Er kochte aus dem Herzen des toten Kindes eine Brühe, mit der er Semele schwängerte.
Wie vielen anderen junge Frauen und Göttinnen, die Zeus verführte, zeigte er sich nicht in seiner wahren Gestalt. Dem Mythos nach soll sich die angeblich so eifersüchtige Gattin des Zeus, Hera in Beroe, die Amme der Semele verwandelt und in dieser Zweifel über die wahre Beschaffenheit des Zeus gesät haben.
Möglicherweise wollte die ältere Göttin der jüngeren nur die Augen über den Obergott öffnen. Was auch immer Hera dazu veranlasste, sie bewegte Semele dazu, Zeus darum zu bitten, sich ihr in seiner wahren Gestalt zu zeigen. Da er ihr versprochen hatte, jeden ihrer Wünsche zu erfüllen, kam er ihrer Bitte nach und erschien ihr in seiner ganzen „Herrlichkeit“.
Sofort wurde Semele von einem der Blitze, die Zeus in seiner wahren Pracht ständig von sich schleudert getroffen. Sie sank daraufhin verbrannt zu Boden und starb.
Der eingenähte Embryo
Ihr noch ungeborenes Kind Dionysos wurde aber gerettet. Von da an gibt zwei Varianten der weiteren Geschichte: Einerseits soll sich Zeus das Kind in seinen Oberschenkel bzw. seine Hüfte eingenäht haben, aus dem der junge Dionysos später geboren wurde. Andererseits soll der Kleine mitsamt der toten Mutter in einer Kiste gesteckt worden sein, die man dem Wasser übergab.
Diese trieb Lakonien bei Brasiae an, wo Semele begraben und Dionysos aufgezogen wurde. Später führt Dionysos seine Mutter aus dem Hades hinauf in den Olymp, wo Semele, unter dem Namen Thyone als Göttin lebt.
In der griechischen Mythologie ist Semele die Tochter der Harmonia und des Kadmos, dem König und Gründer von Theben.
Der dunkle Aspekt der Erdgöttin
Vermutlich geht Semele aber auf die viel ältere phrygische Erdgöttin Zemelo zurück. Ihr Name stammt aus Kleinasien und bedeutet „die Unterirdische“.
In einigen Legenden wird diese viel ältere kleinasiatische Göttin die „Königin des Todes“ genannt und man sieht in ihr sogar die ursprüngliche Persephone, die ja auch wieder aus der Unterwelt entstiegen ist.
Beide repräsentieren den dunklen Aspekt der Erdgöttin, die das Leben im Herbst verschlingt, um es im Frühjahr wieder neu hervor zu bringen, was mit der Wiedergeburt des Fruchtbarkeitsgotts Dionysos auch beeindruckend veranschaulicht wird.
In der römischen Mythologie wurde aus Semele möglicherweise die Göttin Stimula.
auch: Semela, Zemelo, Thyone