Die indisch-hindustische Göttin Shashthi beschützt vor allem die Kinder und Mütter bei der Geburt. Sie ist auch ganz allgemein eine Göttin der Fruchtbarkeit und der Fortpflanzung – von Pflanzen, Tieren und Menschen.
Die Kinder-Beschützerin
Die indisch-hindustische Göttin Shashthi beschützt vor allem die Kinder und Mütter bei der Geburt.
Sie ist auch ganz allgemein eine Göttin der Fruchtbarkeit und der Fortpflanzung – von Pflanzen, Tieren und Menschen. Sie segnet Menschen mit Kindern und soll vor Fehlgeburten bewahren. Es wird angenommen, dass sie Neugeborene vor bösen Mächten, Krankheiten und anderem schützt.
Shashthi ist eine Volksgöttin und wird hauptsächlich in Ostindien, besonders in der Region um Bengalen von den unteren Kasten, besonders von Frauen verehrt.
Als ein Aspekt der Göttin Durga heißt sie auch Skandamata. Unfruchtbare verheiratete Frauen wenden sich an sie mit ihrem Kinderwunsch.
Ihre Mythen und die Form ihrer Verehrung werden in den Shashthi-Mangal-Kabyas, einer eigener bengalischer Literatur aus dem 17. Jahrhundert, ausführlich beschrieben. Sie geht aber vermutlich bereits auf eine ältere Tradition zurück, die mündlich weitergegeben wurde.
Ursprünglich war Shashthi Kinder nicht so zugetan, sie wird als Entführerin, Mörderin und Verschlingerin von Neugeborenen beschrieben. Heute wird sie allerdings ausschließlich als gute und wohlmeinende Göttin angesehen, die als Retterin und Schützerin der Kinder gilt und in jedem Haushalt als Schutzgottheit des Hauses verehrt wird.
Sechster Aspekt der weiblichen Energie
Ihr Name heißt wörtlich übersetzt: die Sechste.
In der Brahma Vaivartha Purana, einem wichtigen religiösen Text, wird Shashthi als sechster Aspekt der Parama Prakriti (universelle weibliche Energie) angesehen.
Ihrem Namen entsprechend, wird Shashthi am sechsten Tag nach der Geburt eines Kindes in der „Wochenbettkammer“ (eine Art „Ruheraum“ der Frau nach der Geburt) besonders gefeiert und geehrt, da man glaubt, dass Kinder, die bis dahin überlebt haben, am Leben bleiben werden.
Ein besonderer Feiertag ist auch der sechste Tag jeden Mondmonats des indischen Kalenders.
In einigen Regionen wird die Göttin zusätzlich zum 6. auch am 21. Tag nach der Geburt des Kindes sowie an jedem nachfolgenden Geburtstag bis in’s Alter von sechzehn Jahren angebetet.
Ihre Puja, die besondere Form und Zeremonie der „Ehrerweisung“, findet in Wäldern und insbesondere unter dem Kadamba-Baum statt.
Weihegaben werden ihr mit einem traditionellen Hand-Fächer dargebracht. An diesem Tag fasten die Frauen oder essen nur Obst.
In einigen Regionen tragen Frauen als Zeichen der Göttin einen Faden ums Handgelenk.
Oft wird Shashthi auch in Form eines runden roten Steines, eines irdenen Wassertopfes oder einer Wasserschale gefüllt mit Kokosnüssen und Mangoblättern unter einem Banyan-Baum, verehrt.
All dies sind Symbole für die Gebärmutter bzw. den weiblichen Schoß, aus dem alles geboren wird.
Diese Banyam-Bäume sind oft mit Blumen geschmückt oder mit Reis, Süßigkeiten, Armreifen, Gold- und Silber-Stücken und anderen Gaben behängt bzw. bestreut.
Göttin schreibt Glückwünsche
In Bengalen werden nach einer Geburt im Haus allerlei Dinge für die Göttin platziert, so ein irdener Krug mit von einer Serviette abgedecktem Wasser, geschälter und gekochter Reis, Bananen sowie kleine Schmuckstücke.
Die Mutter legt Stift und Papier auf einen Tisch, in der Hoffnung, die Göttin Shashthi werde in der Nacht, wenn alle schlafen, in’s Haus kommen und mit unsichtbarer Tinte Glückwünsche für das Neugeborene auf einen Zettel schreiben und es so für seinen weiteren Lebensweg segnen.
Anderenorts wird ein Klumpen aus Kuhdung in rotem Tuch oder Papier mit Zinnober in jene Kammer gelegt, wo das Neugeborene vor seiner Namengebungszeremonie eingeölt, festlich eingekleidet und mit Schmuck versehen wird.
Shashthi – die Katzengöttin
Dargestellt wird Shashthi als mütterliche, oftmals stillende Göttin mit gelber Körperfarbe. Sie hat meist ein etwas älteres Kind an der Hand und ein Baby auf ihrem Arm bzw. an ihrer Brust. Es gibt auch Darstellungen von ihr, wo sie acht Kinder in ihrem Armen hält.
Immer dabei ist ihr heiliges Tier, eine (schwarze) Katze.
Oft steht die Göttin gemeinsam mit den Kindern auf einer überdimensional großen Katze, die aber eindeutig keine Großkatze (Tiger, Löwe etc.) sondern eine Hauskatze ist. Ältere Darstellungen zeigen sie auch selbst mit einem Katzengesicht.
Es gibt auch Varianten, die die Göttin mit einem Vogelkopf zeigen.
Auf ihrem Kopf trägt Shashthi meist eine Krone.
Auf manchen Darstellungen sitzt sitzt sie auf einer großen Lotublüte. Ihre unteren Hände halten Schwert und Schild, während ihre oberen Hände Schalen halten.
In der Kushan-Zeit, etwa zwischen 100 und 250 n.u.Z. wird sie auch als zweiarmige und sechsköpfige mütterliche Göttin gezeigt. Mehrere Münzen, Skulpturen zeigen sie so.
Sie entspricht der buddhistischen Göttin Hariti.