Sirona – Keltische Göttin der Quellen, des Nachthimmels, der Fruchtbarkeit und der Heilung, Sternengöttin

Sirona ist eine sehr alte Muttergöttin von der gesagt wird, dass sie aus ihrem Schoß die Erde und alles Leben gebar. Als Symbol des Lebens steht oft das Wasser als lebensspendendes, lebenserhaltendes und lebenserzeugendes Element.

Sprudelnde Lebenskraft

Sirona von artedea

Sirona ist eine sehr alte Muttergöttin von der gesagt wird, dass sie aus ihrem Schoß die Erde und alles Leben gebar. Als Symbol des Lebens steht oft das Wasser als lebensspendendes, lebenserhaltendes und lebenserzeugendes Element.

Sirona wurde vorwiegend an Quellen verehrt. Tief aus dem Schoß der Erde tritt an einer Quelle das Wasser und damit die fließende und sprudelnde Lebenskraft an die Oberfläche. Somit gilt sie als „Quell allen Lebens“. Darüber hinaus wird Sirona auch mit dem Himmel in Verbindung gebracht – speziell mit dem Nachthimmel und den Sternen.

Auf Inschriften kommen neben Sirona noch andere Schreibweisen vor: Vor allem „Đirona“. Dieses Đ wird „Tau Gallicum“ genannt und ähnlich wie ein scharfes, zischendes ß, ss, z oder ts bzw. das englische „th“ ausgesprochen, am Wortanfang jedoch auch wie st. Daher wurde die Göttin wohl ungefähr Zirona, Tsirona oder Stirona genannt.
Die verschiedenen Schreibweisen des Anfangslautes zeigen die Schwierigkeit, ihn mit dem lateinischen Alphabet wiederzugeben. Die Sprechweise „Stirona“ lässt darauf schließen, dass sich ihr Name von dem gleichlautenden keltischen Wort (Gestirn) ableitet und mit „erhabener, großer Stern“ übersetzt werden kann.

Göttin auf der Tarotkarte „Der Stern“

Diese Verbindung –  Sterne und Quellen – findet auch sehr schön auf der Tarotkarte „Der Stern“ seinen Ausdruck – auf vielen Darstellungen wird eine Frau (Göttin) gezeigt, die unter einem Stern bzw. Sternenhimmel an einer Quelle sitzt und sowohl aus dem Sternenlicht als auch aus dem Quellwasser schöpft. Eine andere Bedeutung des Namens Sirona ist auch „Kalbin“ oder „Färse“ – das ist ein geschlechtsreifes weibliches Hausrind, das noch kein Kalb geboren hat.

Auf manchen Darstellungen trägt Sirona eine Mondsichel auf dem Haupt. Damit muss sie nicht unbedingt eine Mondgöttin sein. Eher kann man sie als Göttin des Nachthimmels auffassen.

Sie repräsentiert damit auch die „Nachtseite des Lebens“ und die „Anderswelt“. Sironas Quellen werden auch als Eingang zur Anderswelt gedeutet. In vorrömischer Zeit wurden Gottheiten oft in Naturerscheinungen wie Bäumen und Quellen verehrt, die als göttliche Wesen oder Erscheinungen von Göttinnen interpretiert wurden. So heißt es zum einen, dass Sirona an den Quellen wacht oder – andererseits – die Quelle selbst ist.

Heilige und heilende Orte an Quellen

Speziell an heißen Quellen wirken die Elemente Erde, Feuer und Wasser miteinander. Sie gelten allein schon deswegen als heilige (heilende) Orte, weil sie sich für das rituelle Verbinden sonst unüberbrückbaren Gegensätze eignen. Speziell in den keltischen Mittsommermysterien wurden diese Orte für Zeremonien der „Heiligen Hochzeit“ genutzt.

Den Sirona-Statuetten sind mächtige Attribute beigegeben: Oft sieht man die Göttin mit einem Füllhorn – mit Früchten oder Ähren. Es gibt von ihr auch Darstellungen, auf denen sie ein oder mehrere Eier bzw. zwei Schlangen in ihren Händen hält: Das Ei als Zeichen der Fruchtbarkeit, des Ursprungs, der Erneuerung und der Wiedergeburt. Die Schlange ist eng verknüpft mit den Zyklen des Todes und der Lebenserneuerung in der Natur und auch Symbol der Heilkraft der Göttin und ihrer Quellen sowie für Energie und Kontinuität des Lebens.

Die FestlandkeltInnen verehrten Sirona auch als dreifaltige Göttin, die über Fruchtbarkeit, Tod und Wiedergeburt gebietet und für Ernte, Regeneration und Gesundheit zuständig ist. Man sagt, sie hätte Kontrolle über den Himmel und das Leben.
Auf einem Halbrelief sieht man Sirona, wie sie eine Schlange um den rechten Unterarm geschlungen hat und den Kopf des Tieres behutsam an eine Schale mit drei Eiern heranführt, die sie in der Linken hält.

Zahlreiche Kultstätten und Heiligtümer

Es gibt zahlreiche Fundorte von Kultstätten, die mit Sirona in Verbindung gebracht werden. Sie wurde vor allem Mosel-Mainz-Gebiet verehrt. Das bedeutendste Heiligtum der Sirona befindet sich bei Hochscheid im Idarwald (Rheinland-Pfalz). Hier wurde eine Statue der Göttin bei einem Quellheiligtum gefunden. Dort findet sich auch die Inschrift „DEO APOLLINI ET SANCTE SIRONE“.

„Apollini“ bezieht sich wahrscheinlich auf den keltischen Grannus, der in der römischen Interpretation mit Apollon identifiziert wurde. Der Name Grannos hat seine Sprachwurzel in „ghrena“, was heiß bzw. warm bedeutet. Er ist als keltischer Sonnengott bekannt, als Gott der Heilung und der heißen Quellen. Da Apollon und Diana als göttliche Geschwister galten, ist die römische Entsprechung der Sirona wahrscheinlich die Göttin Diana.

Spendet dem männlichen Sonnengott stetige Erneuerung

Sironas Gefährte Grannos, der die Sonne darstellt, versinkt abends im Wasser der Göttin und gleitet durch ihre Tiefen. Auf dieser Reise durch die Fluten der Unterwelt genießt er Ruhe und Erneuerung. Am Morgen lässt ihn die Göttin wieder aus ihrem Reich emporsteigen. Sie spendet dem männlichen Sonnengott damit stetige Erneuerung. Die Sonne wird jeden Tag aus dem Wasser wiedergeboren.
Dies ist ein sehr schönes Bild dafür, dass in der weiblichen Macht der „Urtiefe“ Heilung, Erneuerung und Wiedergeburt ihren Ursprung hat. In den gallischen Provinzen wurde Sirona – im Gegensatz zu anderen Göttinnen – auch ohne männlichen Partner verehrt. Sie wurde auch immer wieder in Gestalt der römischen Hygieia dargestellt – behielt aber in diesem Fall ihren keltischen Namen.
Weihinschriften der Sirona, die sie vor allem als Heilgöttin ausweisen, sowie Kultstätten finden sich auch im östlichen Frankreich sowie im Gebiet um Bordeaux, im schweizerischen Augst, in Rom und vor allem im Mosel-Mainz-Gebiet. Im österreichischen Carnuntum gab es einen Tempelbezirk auf dem Pfaffenberg, wo Sirona ist verehrt worden ist. Die Kraft der Göttin Sirona kann vor allem in der Verbindung mit Wasser wahrgenommen werden – in jedem Schluck, in jedem Bad, in jedem Tropfen.
Ein schönes Ritual, um mit ihr in Kontakt kommen ist ein nächtliches Bad in einer Quelle unter dem Sternenhimmel.

auch: Đirona, Serona, Serana, Thirona, Sequanna

1 Gedanke zu „Sirona – Keltische Göttin der Quellen, des Nachthimmels, der Fruchtbarkeit und der Heilung, Sternengöttin“

Schreibe einen Kommentar